Dienstag, 19. März 2024

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Trauerfeier in Barcelona
"Spanien muss zusammenstehen"

Der Erzbischof von Barcelona hat ganz Spanien dazu aufgerufen, nach den Terroranschlägen zusammenzustehen. Kardinal Omella verlas bei einer Trauerfeier für die Terroropfer in der Basilika Sagrada Familia auch ein Kondolenztelegramm von Papst Franziskus. Die Polizei fahndet weiter nach dem mutmaßlichen Fahrer des Lieferwagens.

20.08.2017
    Die Trauerfeier in der Basilika Sagrada Familia
    Die Trauerfeier in der Basilika Sagrada Familia (AFP)
    Mit einer Messe in der Basilika Sagrada Família erinnerte Barcelona an die Opfer der Terroranschläge. Zur Messe erschienen neben dem Königspaar, Ministerpräsident Rajoy auch der katalanische Präsident Puigdemont. Der Erzbischof von Barcelona, Kardinal Joan Josep Omella, rief zu stärkeren Bemühungen um den Frieden auf. Ein neuer Friede solle durch eine verstärkte Erziehung zu Respekt vor Menschenrechten und Menschenwürde erreicht werden, sagte er. Die Gesellschaft müsse ein Baumeister des Friedens sein und für Brüderlichkeit, Respekt und solidarische Liebe eintreten. Ausdrücklich warnte er davor, Muslime auszugrenzen.
    Blumen und Kerzen auf Las Ramblas
    Gestern hatte König Felipe am Tatort auf den Ramblas Blumen niedergelegt und eine Kerze aufgestellt. Felipe VI. und seine Frau Letizia, Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau sowie der Präsident der Autonomen Region Katalonien, Carles Puigdemont, gingen zu der Stelle, wo ein Mosaik des Künstlers Joan Miró (1893-1983) in den Boden der Flaniermeile Las Ramblas eingelassen ist. Dort hatte der Fahrer des Lieferwagens am Donnerstag seine Terrorfahrt gestoppt. Seither wurden dort unzählige Blumengebinde niedergelegt und Kerzen aufgestellt.
    Zahlreiche Menschen blicken am 19.08.2017 auf niedergelegte Kerzen auf der Flaniermeile Las Ramblas in Barcelona (Spanien).
    Auf der Flaniermeile Las Ramblas in Barcelona erinnern Kerzen und Blumen an die Opfer des Terroranschlags (dpa / Matthias Balk)
    Als das Königspaar eintraf, wurde es mit Applaus und Rufen wie "Es lebe der König" empfangen. Außerdem skandierte die Menge den Ruf "No tinc por" - katalanisch für "Ich habe keine Angst", um ihre Ablehnung des Terrors zu demonstrieren. Zuvor hatte das Königspaar bereits Verletzte in Krankenhäusern besucht.
    Haupttäter weiter flüchtig
    Unterdessen wird nach dem mutmaßlichen Haupttäter weiter gefahndet. Bei dem Mann, der den Lieferwagen in die Menge steuerte, soll es sich um den 22-jährigen Marokkaner Younes Abouyaaqoub handeln. Die spanische Polizei errichtete auf der Suche nach ihm im Nordosten des Landes zahlreiche Straßensperren. Wie spanische Medien berichteten, konzentriert sich die Fahndung auf die Ortschaften Ripoll und Manlleu. Nach Angaben der katalanischen Polizei ist aber nicht auszuschließen, dass der 22-Jährige nach Frankreich geflohen ist. An den Grenzen sei allerdings direkt nach den Attentaten kontrolliert worden.
    Abouyaaqoubs Mutter appellierte an ihren Sohn, sich der Polizei zu stellen: "Mir ist es lieber, er kommt ins Gefängnis, als dass er stirbt", sagte sie am Samstag bei einer Versammlung der muslimischen Bewohner von Ripoll. Etwa 40 Familienangehörige sowie Bekannte der mutmaßlichen Terroristen distanzierten sich von den Taten. Sie trugen Plakate mit der Aufschrift "Nicht in unserem Namen".
    Undatiertes Foto des 22 Jahre alten Marokkaners Younes Abouyaaquoub. 
    Den 22 Jahre alten Marokkaner Younes Abouyaaquoub sucht die spanische Polizei als möglichen Haupttäter des Anschlags in Barcelona (AP)
    In der kleinen Stadt am Fuß der Pyrenäen wird das Zentrum der Terrorzelle vermutet. Der Imam Es Satty, der bis Juni in Ripoll predigte, gilt inzwischen als Schlüsselfigur des Terrors in Katalonien. Er könnte die jungen Männer radikalisiert und die Terrorzelle geführt haben, vermuten die Ermittler. Eine Cousine des Hauptverdächtigen sagte: "Das waren normale Jungs. Erst als er kam, haben sie angefangen, sich mit Religion zu beschäftigen."
    Kopf der Terrorzelle könnte tot sein
    Die Zeitung El País berichtet, dass Es Satty eine vierjährige Haftstrafe wegen Drogenhandels verbüßte und Kontakte zu den Verantwortlichen der Zuganschläge 2004 in Madrid gehabt haben soll. Ob der Geistliche überhaupt noch am Leben ist, ist aber unklar. Die Polizei entdeckte Medienberichten zufolge die sterblichen Überreste von zwei Personen in den Trümmern des Hauses in Alcanar, wo sich am Mittwoch eine Explosion ereignet hatte. Die Beamten teilten mit, die Gruppe habe dort Sprengstoff gelagert und wohl einen oder mehrere Sprengstoffattentate in Barcelona vorbereitet.
    Der Ermittler mit rotem Helm und Sonnenbrille steht vor einem gelben Traktor und hinter einem Trümmerhaufen.
    Ein Ermittler untersucht die Trümmer des Hauses in Alcanar. (Tjerk Van Der Meulen / dpa)
    Die Ermittler gehen davon aus, dass die Terrorzelle 12 Mitglieder hatte. Fünf seien getötet und vier festgenommen worden. Sie sollen am Dienstag in Madrid dem zuständigen Ermittlungsrichter vorgeführt und verhört werden, berichtet die Zeitung "El Pais". Der Innenminister der Region Katalonien, Forn, bezeichnete die Terrorzelle als zerschlagen. Am Samstag hatte sich bereits der spanische Innenminister dementsprechend geäußert.
    Insgesamt töteten die Attentäter in Barcelona und Cambrils 14 Menschen. Nach Angaben des katalanischen Rettungsdienstes werden immer noch viele Verletzte in Krankenhäusern behandelt. Die Terrormiliz IS reklamierte beide Anschläge für sich.
    (mw/wes)