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Treffen von Trump und Kim
Chancen für Nordkoreagipfel steigen

Zwei US-Delegationen bereiten ein Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem nordkoreanischen Amtskollegen Kim Jong-un intensiv vor, die Nordkoreaner haben einen hochrangigen Vertreter in die USA gesandt - die Chancen für ein Gipfeltreffen sind gestiegen. Grünes Licht gibt es aber noch nicht.

Von Thilo Kößler | 30.05.2018
    In einer Bahnstation in Seoul verfolgen Menschen einen TV-Beitrag mit Kim und Trump
    Hick-hack um das Treffen dieser beiden Männer: Werden sie sich im Juni in Singapur sehen? (imago / Kyodo)
    "Wir haben ein großartiges Team für unsere Verhandlungen mit Nordkorea zusammengestellt", twitterte Donald Trump. Tatsächlich sind jetzt gleich zwei US-Delegationen mit konkreten Vorbereitungen für ein Treffen zwischen den beiden Staatschefs betraut – ein Team verhandelt mit Unterhändlern Pjöngjangs an der innerkoreanischen Grenze. Ein zweites sondiert die erforderliche Logistik am geplanten Verhandlungsort Singapur. Als am Dienstag bekannt wurde, dass die Führung in Pjöngjang mit Kim Yong Chol einen der hochrangigsten Vertreter des Regimes nach New York entsandt hat, wurden die Chancen für ein Gipfeltreffen noch einmal deutlich günstiger eingeschätzt. Dass Kim Jong-un seinen ehemaligen militärischen Geheimdienstchef und engen Mitarbeiter in die USA entsandte, sei als ausgesprochen positives Signal zu werten, sagte Samantha Vinograd in CNN – sie war unter Präsident Obama Mitglied des Nationalen Sicherheitsrates.
    Kim Yong Chol soll Pompeo treffen
    Kim Yong Chol wird sich dem Vernehmen nach noch in dieser Woche mit US-Außenminister Mike Pompeo in New York treffen. Er ist für die US-Geheimdienste keinesfalls ein unbeschriebenes Blatt – er wird für einen Angriff auf ein südkoreanisches Schiff im Jahr 2010 verantwortlich gemacht und soll eine Hackerattacke auf das Unternehmen Sony Pictures im Jahr 2014 angeordnet haben. Jung Pak, ehemalige CIA-Mitarbeiterin und heute Korea-Expertin des Thinktanks Brookings Institution, beschreibt Kim Yong Chol als Nordkoreas Mann fürs Grobe.
    Zwar wird in US-Medien hervorgehoben, dass der Prozess zur Vorbereitung des Gipfeltreffens nach dem anfänglichen Hin und Her jetzt offenbar in geregelte diplomatische Bahnen gelenkt wurde. Doch noch ist keinesfalls sicher, ob die Begegnung tatsächlich bereits am 12. Juni in Singapur stattfinden kann. Zudem könne von diesem symbolischen Auftakt für weitere Verhandlungen lediglich eine Einigung über die nächsten Schritte erwartet werden, sagt Samantha Vinograd.
    Langer und mühsamer Prozess steht bevor
    Den ersten Punktgewinn dürfte dabei Kim Jong-un für sich verbuchen können – die geplante Begegnung mit Präsident Trump sei eine prestigeträchtige Aufwertung des Regimes in Pjöngjang.
    Einig sind sich die Experten, dass sich beide Seiten auf einen langen und mühsamen Prozess gefasst machen müssen. Allein das Bemühen, sich ein vollständiges Bild über das atomare Arsenal Nordkoreas zu machen, werde Monate in Anspruch nehmen, heißt es. Das Ziel einer "kompletten, nachprüfbaren und unumkehrbaren" nuklearen Abrüstung, wie es die Trump-Administration vorgegeben hat, dürfte einen Zeitraum von 15 Jahren in Anspruch nehmen, zitierte die New York Times den ausgewiesenen Nordkorea- und Atomwaffenexperten Siegfried Hecker.
    Welchen Preis zahlen die USA?
    Während die USA eine einseitige Abrüstung Nordkoreas erwarten, erhofft sich Nordkorea die Denuklearisierung der gesamten koreanischen Halbinsel und verbindet damit die Preisgabe des US-amerikanischen Schutzschirms für Südkorea. Das werde sich als das größte Hindernis bei den Verhandlungen erweisen, prognostiziert Bill Richardson, ehemals US-Botschafter bei den Vereinten Nationen: Darauf könnten sich die USA schon wegen ihrer Alliierten Südkorea und Japan niemals einlassen.
    Die Frage, welchen Preis die Vereinigten Staaten für die nukleare Abrüstung Nordkoreas zu zahlen bereit wären, wird wohl auch das Thema beim Besuch des japanischen Ministerpräsidenten Abe am 7. Juni in Washington sein.