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Treibhausgas-Bilanz
Mehr CO2 durch Flugverkehr

Deutschland hat versprochen, deutlich weniger Treibhausgase zu produzieren. Vergangenes Jahr ist das nicht gelungen - eine Denkfabrik hat einen Anstieg von knapp einem Prozent errechnet. Im Energiesektor gingen die Emissionen zwar runter, in der restlichen Wirtschaft und im Verkehr aber dafür aber rauf.

Von Georg Ehring | 06.01.2017
    Ein Flugzeug von Air Berlin in Frankfurt am Main
    Besonders im Flugverkehr ist die Emission von Treibhausgasen 2015 gestiegen (dpa / picture-alliance / Daniel Reinhardt)
    Allen Klimaschutz-Anstrengungen zum Trotz hat Deutschland im vergangenen Jahr anscheinend mehr Treibhausgase ausgestoßen als 2015. Die Denkfabrik Agora Energiewende errechnete einen Anstieg um 0,9 Prozent auf 916 Millionen Tonnen CO2, nach einem deutlichen Rückgang um 4,6 Prozent im vergangenen Jahr. Grund für den Anstieg war nicht nur das Wetter, das im Jahresvergleich kälter und sonnenärmer war – Agora-Sprecher Christoph Podewils:
    "Es war die bessere Wirtschaftsleistung sicherlich, es war auch sicherlich der günstige Benzinpreis, die Leute konnten billiger Auto fahren. Man muss aber auch sagen: Im Strombereich sind die Treibhausgasemissionen gesunken, und das liegt daran, dass Gaskraftwerke Kohlekraftwerke ersetzt haben."
    Rückgang bei der Stromproduktion, Anstieg im Verkehr
    Allerdings ist der Rückgang der Emissionen im Energiebereich nur gering und vor allem darauf zurückzuführen, dass weniger Kohle verstromt wurde. Der Anteil von Ökostrom wuchs nur leicht auf gut 32 Prozent, Gaskraftwerke waren offenbar wieder konkurrenzfähiger als früher und konnten ihre Produktion um gut ein Viertel steigern. Sie stoßen weniger Treibhausgase aus als Kohlekraftwerke.
    In anderen Bereichen der Wirtschaft sind die Emissionen dagegen sogar gestiegen: Der Verbrauch von Mineralöl für den Verkehr wuchs nach Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen deutlich um fast zwei Prozent, vor allem für den Flugverkehr.
    "Man müsste sich sehr anstrengen, um Klimaziele zu erreichen"
    Deutschland hat sich vorgenommen, den Treibhausgas-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken – um dies zu erreichen, müssten die Emissionen in den nächsten Jahren jeweils drastisch gesenkt werden. Doch danach sieht es derzeit nicht aus.
    "Der gegenwärtige Trend ist nicht so stark, dass wir davon ausgehen, dass die 2020er Ziele erreicht werden. Man müsste sich schon sehr, sehr anstrengen. Der nötige Wille vorausgesetzt, kann das noch klappen."
    Doch auch die Bundesregierung hat bereits eingeräumt, dass dieses Ziel möglicherweise verfehlt werden wird.
    Kaum Fortschritte - auch in der Landwirtschaft
    Vor allem im Verkehrsbereich und in der Landwirtschaft hat es in den vergangenen Jahren kaum Fortschritte im Klimaschutz gegeben. Neue Autos verbrauchen nur auf dem Papier weniger Benzin als ihre Vorgängermodelle und in der Landwirtschaft trübt der Aufbau von großen Tierbeständen für den Export die Klimabilanz. Die amtlichen Zahlen zum Treibhausgas-Ausstoß sind erst in einigen Wochen zu erwarten.