Freitag, 29. März 2024

Archiv

Treibhausgasquellen
Methanhydrate vor der Ostküste der USA entdeckt

Es war ein Zufallsfund, den Adam Skarke und seine Kollegen gemacht haben. Eigentlich waren sie dabei, vom Forschungsschiff Okeanos Explorer aus den Meeresgrund vor der Ostküste der USA mithilfe eines Sonars abzutasten, um den Rand des atlantischen Tiefseebeckens zu kartieren. Dabei entdeckten die Forscher der Mississippi State University plötzlich Methanquellen. Zuerst nur eine Handvoll, dann immer mehr. Am Ende waren es etwa 570.

Von Monika Seynsche | 25.08.2014
    "Methanemissionen treten der allgemeinen Lehrmeinung zufolge eher in anderen Regionen der Weltmeere auf. Zum Beispiel im Golf von Mexiko oder in der Arktis. Denn normalerweise braucht es für die Emissionen aus Gashydraten bestimmte Bedingungen, wie sie etwa an aktiven Kontinentalrändern auftreten, in der Nähe von Salzstöcken oder von tiefen Öl-und Gaslagerstätten. Nichts davon gibt es an der Ostküste der USA. Deswegen waren wir so überrascht, hier all diese Gaswolken aus dem Meeresboden aufsteigen zu sehen."
    Positiver Rückkopplungsprozess für Erderwärmung?
    Der Großteil der Gaswolken entsprang einer Tiefe, in der Methanhydrate anfangen instabil zu werden. Durch die kühlen Temperaturen und den hohen Druck der Wassersäule liegen die Hydrate am tiefen Meeresboden in festen eisartigen Klumpen. In flacheren Gewässern ist der Druck der Wassersäule geringer, das Wasser ist wärmer und die Hydrate lösen sich auf. Aus den vielen Gaswolken in etwa 500 Meter Tiefe schließen Adam Skarke und seine Kollegen, dass die Wasserschichten in dieser Tiefe wärmer sind, als bislang angenommen. Erwärmt sich das Klima und damit das Wasser weiter, könnten diese Methanquellen möglicherweise sogar einen positiven Rückkopplungsprozess anstoßen, indem sie Methan an die Atmosphäre abgeben und so zu einer weiteren Erderwärmung beitragen. Adam Skarke sieht dafür im Moment allerdings noch keine Anzeichen.
    "Möglich wäre es, aber es gilt, einige Dinge im Auge zu behalten. So haben wir zum Beispiel keine Hinweise darauf gefunden, dass ein großer Teil des Methans aus den Methanhydraten die Meeresoberfläche erreicht. Vielmehr löst es sich im Ozean und wird dort zu Kohlendioxid oxidiert. Das führt zwar zur Ozeanversauerung, aber immerhin bedeutet es, dass das Methan in den meisten Fällen nicht direkt in die Atmosphäre gelangt."
    Leicht erreichbare Forschungsregion
    In Zukunft könnte sich das ändern. Denn die Ozeane stellen mit ihren Gashydraten das mit Abstand größte Methanreservoir des Planeten dar. Und gerade deshalb hält der Geowissenschaftler John Kessler von der Universität von Rochester die Entdeckung von Adam Skarke und seinen Kollegen für sehr bedeutsam. Kessler untersucht das Zusammenspiel zwischen Gasemissionen aus den Ozeanen und dem Klima.
    "Für mich liegt der wichtigste Aspekt dieser Entdeckung im Bereich der Forschung, die nun möglich wird. Die Autoren haben eine leicht erreichbare Region außerhalb der Arktis gefunden, in der im großen Stil Methan aus dem Meeresboden aufsteigt. Wir können hinfahren und hier Antworten auf einige der nun drängenden Forschungsfragen suchen. Wie viel Methan könnte freigesetzt werden, wenn sich der Ozean erwärmt? Wo landet dieses Methan am Ende? Im Ozean oder in der Atmosphäre? "
    Diese Fragen sind um so wichtiger, als passive Kontinentalränder wie vor der Ostküste der USA sehr weit verbreitet sind. Den Hochrechnungen Adam Skarkes zufolge könnte es weltweit Zehntausende von potenziellen Methanquellen geben, die leicht instabil werden könnten.