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Trevor Paglen und die Kunst im All
Das kunstvolle Scheitern des "Orbital Reflector"

Im Dezember letzten Jahres sind mit einer Falcon-9-Rakete 64 Satelliten ins All gestartet. Einer davon war der erste, der allein der Kunst diente – beziehungsweise dienen sollte. Denn der "Orbital Reflector" des US-Künstlers Trevor Paglen war vom Pech verfolgt.

Von Dirk Lorenzen | 17.08.2019
So hätte er aussehen sollen: Der entfaltete Orbital Reflector (Animation)
So hätte er aussehen sollen: Der entfaltete Orbital Reflector (Animation) (Trevor Paglen / Nevada Museum of Art)
Der backsteingroße Minisatellit hätte im All einen dreißig Meter langen Ballon aus Mylar-Folie entfalten sollen. Das Kunstwerk von der Form eines Diamanten wäre dann mehrere Monate lang von der Erde aus zu sehen gewesen, während es über den dunklen Nachthimmel zieht.
Trevor Paglen wollte mit dieser Aktion die Menschen am Boden auf das Weltall aufmerksam machen und auf die Bahnen der vielen Satelliten, die um die Erde kreisen. Doch der Künstler und das Nevada Museum of Art, das das Werk unterstützt hat, waren mit zwei Problemen konfrontiert. Zunächst drängten sich die vielen Kleinsatelliten auf so engem Raum, dass ein gefahrloses Aufblähen der Skulptur nicht möglich war.
Als man im Januar die Genehmigung einer Bundesbehörde für das Entfalten des Ballons brauchte, lag die Verwaltung der USA aufgrund der Haushaltsblockade von Präsident Donald Trump wochenlang still. Als es endlich grünes Licht gab, war der Kontakt zum Satelliten abgebrochen. Seine Elektronik war nicht für längeren Betrieb im All ausgelegt.
Ohne den Ballon reflektiert der "Orbital Reflector" so wenig Licht, dass er nicht zu sehen ist. In etwa einem Jahr wird er in die Erdatmosphäre eintreten und verglühen – dann zeigt sich das gescheiterte Kunstwerk zumindest für wenige Sekunden.