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Trotz Fußball-WM in Brasilien
Adidas-Gewinn bricht ein

Der Fußball ist fest in Adidas-Hand. Umso erstaunlicher, dass das sportliche Erfolgsjahr 2014 für den Sportartikelhersteller geschäftlich ein Flop war. Es rumpelte, insbesondere beim Geschäft in Russland. Ihren Optimismus haben sich die Adidas-Manager dennoch bewahrt.

Von Michael Watzke | 05.03.2015
    "Brazuca" heißt der Spielball für die Fußball-WM 2014 in Brasilien. Rund ein halbes Jahr vor WM-Anpfiff ist am 03.12.2013 in Rio de Janeiro der offizielle Spielball der Weltmeisterschaft, "Brazuca", vorgestellt worden.
    Der Fußball ist - anders als etwa Basketball - fest in Adidas-Hand. (picture alliance /dpa / Nadine Rupp / Adidas)
    "доставля́ть неприя́тности Росси́я."
    Das ist russisch und heißt in etwa: "Nichts als Ärger mit Russland!" Hätte Adidas-Chef Herbert Hainer die heutige Pressekonferenz auf russisch gehalten, hätte er wahrscheinlich etwas ähnliches gesagt. Stattdessen versuchte es der Niederbayer auf englisch. Das klang dann so:
    "Der rapide Wertverlust des Rubels und die Verunsicherung der russischen Konsumenten haben alle Gewinne in Russland zunichtegemacht", sagte Hainer.
    Das und die Schwierigkeiten im Geschäft mit Golfsport verhagelten dem Sportartikel-Hersteller aus Mittelfranken das Jahr 2014. Zwar stieg der Umsatz von Adidas um sechs Prozent, aber der Gewinn brach ein: Minus 38 Prozent, knapp unter eine halbe Milliarde Euro. Und dabei war Adidas bei der Gewinn-Marge schon immer viel schlechter als der große Konkurrent Nike. Den droht Adidas mittlerweile aus den Augen zu verlieren. Auch wenn Hainer beteuert:
    "Wir erwarten in allen Märkten Wachstum, sogar in Nordamerika", sagt Hainer. "Nur nicht in den osteuropäischen Staaten. Inklusive Russland."
    Russischer Markt als Aushängeschild
    Dabei war ausgerechnet der russische Markt immer das Aushängeschild von Adidas. Während die Deutschen in den USA schwächeln und hinter Nike und "Under Armor" auf Rang 3 zurückfielen, machten sie in den schicken Adidas Flagship Stores in Moskau und St. Petersburg bisher gute Geschäfte. Die russische Mittelschicht kaufte mehr Adidas-Produkte als von irgendeinem anderen Sportartikel-Hersteller. Deshalb hält sich Hainer auch mit Kritik an Russlands Außen- und Wirtschaftspolitik zurück. Bei Wirtschafts-Sanktionen rät er zu Vorsicht und Augenmaß. Er will auf keinen Fall gute Kunden verprellen.
    "Wir betrachten unsere Geschäfte in Russland langfristig", sagt Hainer. Die aktuelle Krise, wie er den Ukraine-Krieg nennt, sei hoffentlich bald vorüber. Man werde neue Adidas Shops in Russland eröffnen und bereite sich auf die Fußballweltmeisterschaft vor.
    Aktie heutiger Tagessieger
    Die findet 2018 in Russland statt - und soll für Adidas möglichst genauso erfolgreich laufen wie die vergangene WM in Brasilien. Da gewann bekanntlich die DFB-Nationalmannschaft - ein treuer Adidas-Kunde, mit dem man gerade über eine Vertragsverlängerung verhandelt. Auch der WM-Finalgegner Argentinien trägt die drei Streifen aus Herzogenaurach - dazu die besten Spieler, von Messi über James Rodriguez bis zu Manuel Neuer.
    Der Fußball ist - anders als etwa Basketball - fest in Adidas-Hand. Umso erstaunlicher, dass dieses sportliche Erfolgsjahr 2014 für Adidas geschäftlich in die Trainingshose ging. Dieses Jahr wollen die Franken den Gewinn um zehn Prozent steigern. Die Anleger scheinen Herbert Hainer zu vertrauen. Die Aktie stieg heute um 3,5 Prozent und war im Dax der Tagessieger. Auf russisch: чемпио́н!