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Trump als US-Präsident
"Jeder verdient seinen Anfang und seine Zeit"

Die geplante Mauer zu Mexiko sei symbolisch gemeint und die NATO habe Donald Trump auch nicht infrage gestellt: David Knower, Sprecher der Republikaner im Ausland, hat dafür geworben, dem künftigen US-Präsidenten etwas Zeit zu geben. Trump werde viel Hilfe brauchen, sagte Knower im DLF.

David Knower im Gespräch mit Christiane Kaess | 09.11.2016
    Donald Trump (l). mit seiner Familie in New York nach dem Wahlsieg bei der US-Präsidentschaftswahl.
    Die Anhänger von Donald Trump jubeln, viele waren vom Erfolg selbst überrascht. (AFP - Mandel Ngan)
    Christiane Kaess: Mitgehört am Telefon hat David Knower. Er ist Sprecher der Republicans Abroad, einer Auslandsorganisation der Republikaner. Guten Tag, Herr Knower.
    David Knower: Guten Tag.
    Kaess: Ich nehme mal an, Herr Knower, Sie haben heute Morgen gejubelt.
    Knower: Ja, was heißt gejubelt? Das war, so wie Herr Denison gesagt hat, für mich auch ein Schock. Ich bin fest davon ausgegangen, dass die Hillary Clinton gewinnen würde, wenn man die ganzen Polls gelesen hat. Aber es war natürlich schon eine Freude für uns, für mich, dass der Donald Trump gewonnen hat, damit er sein Programm durchbringen kann, was ganz anders ist als das, was die Frau Clinton haben wollte. Das ist für mich, Regulatory zurückbringen zu dem, wo sie vorher waren, Jobs zu schaffen, innere Sicherheit, Immigration Reform und solche Projekte.
    Kaess: Jetzt haben wir gerade gehört von Herrn Denison, Trump ist gefährlich und unberechenbar. Ist er das?
    "Wir müssen jetzt zusammenarbeiten"
    Knower: Ich weiß es nicht. Wenn man guckt und schaut, was er in seinem Leben geschafft hat, da kann man stolz drauf sein. Ich sage auch, man kann jemanden sehr gut erkennen an seinen Kindern, und wenn Sie die Kinder anschauen von Donald Trump, die sind alle wirklich super Leute geworden. Ich weiß nicht, ob er unberechenbar ist. Ich meine, das ist der erste amerikanische Präsident, der noch nie in der Armee gedient hat beziehungsweise politisch unterwegs war, und da muss man einfach mal sehen, was kommt. Aber das amerikanische Volk hat gesprochen und jetzt müssen wir schauen, dass wir zusammenarbeiten, dass wir die Amerikaner wieder zusammenbringen nach diesem bitterbösen Wahlkampf von beiden Seiten, und wir werden alles tun, um das machen zu können.
    Kaess: Bitterböser Wahlkampf, sagen Sie. Warum war es denn nötig im Wahlkampf, dass Trump Frauen und Minderheiten beleidigt hat?
    Knower: Hat er das gemacht?
    Kaess: Das haben, glaube ich, ziemlich viele so verstanden.
    "Nein, es wird keine Mauer geben"
    Knower: Ja, aber in so einem Wahlkampf wird von beiden Seiten natürlich Sachen erzählt und es wird viel sehr heiß gekocht, was dann eigentlich gar nicht da ist. Da werden auch von beiden Seiten viele Versprechungen gemacht, die nicht gehalten werden. Obama hat damals versprochen, nach 100 Tagen Guantanamo zuzumachen; acht Jahre später ist es auch noch offen. Und der Trump? Ich meine, wir haben nicht einen Papst gewählt, sondern einen Präsidenten, und ich glaube, der ist ein starker Mann und der wird das sehr gut machen. Aber er wird viel Hilfe brauchen.
    Kaess: Wenn ich da mal einhaken darf? Jetzt interessiert uns natürlich, was er an seinen Versprechen halten wird. Was wird er denn als Nächstes tun?
    Knower: Er hat gesagt, er möchte gerne Obama Care erst mal stoppen, reversal. Er möchte an der illegalen Immigration arbeiten.
    Kaess: Das heißt, er wird Millionen deportieren?
    Knower: Nein, das glaube ich nicht.
    Kaess: Und er wird eine Mauer bauen zu Mexiko, die Mexiko selber bezahlen wird.
    Knower: Nein, es wird keine Mauer geben. Das ist eher symbolisch gemeint. Die Mauer bauen, das bedeutet für mich und ich glaube auch für Donald Trump, dass man einfach die illegale Immigration stoppen muss. Eine Mauer macht eh keinen Sinn, weil die meisten Leute eh durch einen Tunnel kommen, und das weiß er auch.
    Kaess: Okay. - Wenn das alles symbolisch war, dann war es auch symbolisch gemeint, dass Trump das Verhältnis zur NATO hinterfragen will und dass er den Freihandel stoppen will. Oder wo endet dann die Symbolik?
    "Er muss ein gutes Team zusammenbringen"
    Knower: Nein, er hat die NATO nicht infrage gestellt. Er hat nur gesagt, die NATO soll auch ihren Anteil tragen. Im Moment bezahlt die USA alles, oder nicht alles, aber mehr als alle anderen, und die anderen Länder sollten dann auch ihren Anteil bezahlen. Das ist das, was er gesagt hat, nicht dass er die NATO infrage stellt. Das glaube ich nicht.
    Kaess: Freihandel stoppen habe ich gerade schon gefragt. Sie sind selber Investmentbanker. Wir haben heute Morgen die Reaktionen an den Börsen gesehen, da gab es vorerst weltweit Verluste. Macht Sie das nicht ein bisschen nervös?
    Knower: Ich glaube, das wird sich alles legen. Das ist der erste Eindruck, was jetzt rausgekommen ist, und das wird alles wieder zurückkehren, wo es war. Ich glaube, das dauert noch ein bisschen, aber das kommt alles zurück, wenn man sieht, was er für ein Programm macht. Aber man muss ihm ein bisschen Zeit geben. Jeder verdient seinen Anfang und seine Zeit. Er muss ein gutes Team zusammenbringen und wenn er das gemacht hat und die Leute sehen, dass er vernünftig arbeitet, dann wird alles wieder okay sein.
    Kaess: Beruhigende Worte von David Knower, Sprecher der Republicans Abroad, einer Auslandsorganisation der Republikaner. Danke für Ihre Zeit heute Mittag.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.