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Trump sagt Nordkorea-Gipfel ab
Neue Spannungen befürchtet

Mit seiner Absage des Gipfeltreffens mit Nordkorea hat US-Präsident Donald Trump international für Verunsicherung gesorgt. Zwar erklärte er, er halte ein Treffen zu einem späteren Zeitpunkt für denkbar - aber die Aussichten darauf haben sich verschlechtert. Beobachter befürchten verstärkte Spannungen.

Von Thilo Kößler | 25.05.2018
    US-Präsident Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un sind in einer Kombo auf einem Bild des südkoreanischen Fernsehens zu sehen.
    US-Präsident Trump sorgt mit seiner sprunghaften Außenpolitik für Verunsicherung (dpa-bildfunk / AP / Lee Jin-man)
    Neue Drohungen statt versöhnlicher Töne. Widersprüchliche Signale statt eines berechenbaren politischen Kurses: Mit der Absage des geplanten Gipfeltreffens mit Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un hat Donald Trump für Verunsicherung gesorgt und weitere Zweifel an der Zuverlässigkeit der amerikanischen Außenpolitik aufkommen lassen.
    Donald Trump hatte zunächst seinen Außenminister Mike Pompeo damit beauftragt, eine Anhörung im Kongress dazu zu nutzen, seinen Brief an die nordkoreanische Führung öffentlich zu machen. Mike Pompeo verlas das Schreiben Donald Trumps, in dem er die Absage des Gipfels begründete. Aufgrund des enormen Zorns und der offenen Feindseligkeit, die aus den jüngsten Erklärungen Nordkoreas gesprochen habe, halte er, Trump, das geplante Treffen für unangemessen, hieß es dort.
    Trump bezog sich dabei offenbar auf die Kritik Pjöngjangs am amerikanischen Vizepräsidenten, der als "politischer Dummkopf" bezeichnet worden war. Mike Pence hatte in einem Interview Vergleiche zwischen Nordkorea und Libyen angestellt und nahegelegt, dass Kim dasselbe Schicksal ereilen könnte wie seinerzeit Muhamar el Gaddhafi. Irritierende Äußerungen wie diese waren auf US-amerikanischer Seite in den vergangenen Tagen immer wieder Begleitmusik für die diplomatischen Bemühungen um Entspannung im Vorfeld des geplanten Gipfeltreffens.
    Trump drohte mit Atomwaffenarsenal
    So hatte Kim Jong Un nicht nur die nordkoreanischen Atom- und Raketentests eingestellt, sondern noch am Donnerstag die Sprengung einer Atomtestanlage angeordnet. In dem Brief an Kim Jong Un, den Mike Pompeo im Kongress verlas, spielte Trump auf das nordkoreanische Atomprogramm an und drohte offen mit dem Atomwaffenarsenal der Vereinigten Staaten: Kim rede zwar über die atomaren Fähigkeiten seines Landes, das amerikanische Atompotenzial sei jedoch so massiv und mächtig, dass er – Trump – zu Gotte bete, dass es niemals eingesetzt werden müsse.
    Bereits in den vergangenen Tagen hatten sich die Aussichten für das geplante Gipfeltreffen verschlechtert, nachdem es Nordkorea mit Blick auf die amerikanischen Manöver an der Seite der südkoreanischen Armee infrage gestellt hatte. Trump hatte diesen nordkoreanischen Kurswechsel Chinas Staatschef Xi angelastet, mit dem sich Kim in Peking getroffen hatte. Die Absage des Gipfeltreffens sollte jetzt dem absehbaren Scheitern dieser Begegnung zuvorkommen, so Außenminister Mike Pompeo.
    Donald Trump erklärte später im Weißen Haus, er habe mit Verteidigungsminister James Mattis gesprochen und hoffe mit ihm, dass sich Nordkorea nun nicht zu unbedachten Reaktionen hinreißen lasse. Die USA seien auf alles vorbereitet. Trump sprach von einem schweren Rückschlag für Nordkorea und die Welt und erklärte, die USA würden die Politik des maximalen Drucks auf Nordkorea fortsetzen.
    International tiefe Verunsicherung
    Zur allgemeinen Verwunderung erklärte Trump kurz darauf jedoch, er sehe durchaus noch Chancen für ein Gipfeltreffen mit Kim Jong Un – sei es zu einem späteren Zeitpunkt oder sogar noch am 12. Juni. Tatsächlich dürften sich indes nicht nur die Aussichten für ein Gipfeltreffen zwischen Donald Trump und Kim Jong Un nachhaltig verschlechtert haben. Beobachter sprechen von der Möglichkeit verschärfter Spannungen zwischen Pjöngjang und Washington. Zudem lassen die internationalen Reaktionen auf den abrupten Kurswechsel in der Nordkorea-Politik auf eine tiefe Verunsicherung bei den Partnern Washingtons schließen über die Wechselhaftigkeit und Sprunghaftigkeit der US-amerikanischen Außenpolitik unter Donald Trump.