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Trumps neuer Wahlkampfstil
Gespielte Reue

Donald Trump hat einen neuen Wahlkampfmanager: Stephen Bannon, ein ausgewiesener Hardliner, der ein rechtes Internet-Portal betreibt. In seiner ersten Rede nach dem Wechsel seines Wahlkampfteams zeigte Trump zum ersten mal Einsicht und entschuldigte sich für Ausrutscher in der Vergangenheit. Die neue Reue ist Teil der neuen, noch aggressiveren Wahlkampfstrategie.

Von Thilo Kößler | 19.08.2016
    Donald Trump bei einer Rede in Sunrise, Florida am 10. August 2016
    Donald Trump bei einer Rede in Sunrise, Florida am 10. August 2016 (dpa / picture alliance / Cristobal Herrera)
    Es ist erst einen Tag her, dass Donald Trump sein Wahlkampfteam neu aufgestellt hat. Es ist erst einen Tag her, dass er mit Stephen Bannon einen ausgewiesenen Scharfmacher und populistischen Medienprofi zu seinem Schlagmann gemacht hat. Es ist erst einen Tag her, dass seine neue Sprecherin ankündigte, den Wahlkampf neu zu fokussieren und auf einige wenige, klare Botschaften auszurichten: Am Tag danach scheint Donald Trump den Hauptschalter in seinem Wahlkampf tatsächlich auf Neustart umgelegt zu haben.
    In der Hitze des Gefechts wähle man schon einmal die falschen Worte oder stelle falsche Behauptungen auf, sagte Trump. Ob man es glaube oder nicht: Dafür entschuldige er sich. Besonders bei jenen, denen er persönliche Schmerzen zugefügt habe, fügte Trump hinzu. Aber dabei bleibe er: Er werde immer die Wahrheit sagen.
    Reue ist Teil eines neuen Schlachtplans
    Sagte es und legte eine falsche Behauptung neu auf: dass Hillary Clinton die Angela Merkel Amerikas werden wolle und dass man an der deutschen Flüchtlingspolitik sehen könne, wie die Kriminalität gestiegen sei.
    Obwohl die Bundesregierung Anfang der Woche Trumps Darstellung ungewöhnlich scharf dementiert und klargestellt hatte, dass sie jeder faktischen Grundlage entbehrt – Donald Trump bleibt dabei. Auch vor diesem Hintergrund erscheint seine neue Reue vor allem als Teil eines neuen Schlachtplans seiner Wahlkampfstrategen. Sie zielen auf eine noch deutlichere Zuspitzung seiner Kernaussagen ab – und sie gelten zu allererst Hillary Clinton, seiner demokratischen Gegenkandidatin. Während er manchmal zu ehrlich sei – sei sie das genaue Gegenteil: Eine Lüge nach der anderen - und mit jedem Tag werde es schlimmer.
    Neue Strategie soll das Blatt wenden
    In Trumps neuer Wahlkampfstrategie wird Hillary Clinton noch aggressiver als Vertreterin des alten Polit-Establishments ins Visier genommen – und als Exponentin des reichen, eigennützigen Amerikas. Trump hingegen sieht sich als ehrlichen Makler für die Interessen des anderen, des zu kurz gekommenen Amerikas: Ich werde niemals spezielle Interessen über nationale Interessen stellen, sagt er. Das sei das System Hillary Clintons: Insider kämpfen für Insider.
    Er hingegen kämpfe für die anderen, die enttäuschten, die vergessenen Amerikaner.
    Die Neuausrichtung des Wahlkampfs von Donald Trump soll 80 Tage vor dem Wahltermin noch das Blatt wenden: Seine Umfragewerte liegen zum Teil weit hinter Hillary Clinton zurück. Das neue Management seiner Kampagne setzt nun auf Frontalangriff. Der Wahlkampf ist in seine letzte Phase getreten – in wenigen Wochen werden sich die Kontrahenten in einem ersten Fernsehduell persönlich gegenüber stehen.