Propaganda in Italien

"Deutschland ist der Sündenbock"

08:14 Minuten
Auf dem Balkon ist eine italienische Flagge zum Gedenken an den Befreiungstag Italiens zu sehen.
Deutschland sei zum Sündenbock „allen italienischen Unmuts“ geworden, so die Journalistin Tonia Mastrobuoni. © picture alliance / dpa / Pierre Teyssot
Tonia Mastrobuoni im Gespräch mit Max Oppel · 12.05.2020
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Die Coronakrise hat die italienische Wirtschaft schwer getroffen. Das Land braucht dringend Geld. Bei der Diskussion über Hilfen würden falsche Informationen über Deutschland verbreitet, sagt die Journalistin Tonia Mastrobuoni.
Deutschland habe während der Coronakrise einen "unglaublichen Vertrauensverlust" in Italien erlitten, sagt die Journalistin und "La Repubblica"-Korrespondentin in Berlin, Tonia Mastrobuoni.
Im März dieses Jahres habe das Land die während der Pandemie dringend benötigten Schutzmasken aus China und Russland erhalten - und eben nicht aus Deutschland. "Das ist ins Gedächtnis der Italiener gegangen."
Derzeit werde heftig über die Rolle Deutschlands bei Hilfszahlungen an Italien aus europäischen Mitteln diskutiert, sagt Mastrobuoni.
"Wir brauchen europäisches Geld - umsonst", betont sie. Die Industrie in Italien sei kaputt.

Fake News auch von einer Regierungspartei

Der Rettungsfonds ESM biete hier mögliche Kredite zu einem Zinssatz von 0,1 Prozent an - viel günstiger als sie über Staatsanleihen am Markt beschafft werden können.
Dennoch werde diese Option durch die Propaganda des rechten Spektrums in Italien, aber auch durch die regierende Fünf-Sterne-Bewegung "pervertiert" und mit Fake News überladen.
Das Fünf-Sterne-Bewegung verbreitete etwa, dass Italien dann - wie Griechenland - mit Sparzwängen und europäischen Kontrollen belegt werden würde, was nicht stimme. Und die Partito Democatico schreite nicht dagegen ein.

Unmut und Zukunftsangst

Diese Gemengelage aus wirtschaftlicher Not und teils falschen Informationen mache das Verhältnis zu Deutschland schwierig. "Die Situation ist sehr geladen."
Deutschland sei fast zum "Sündenbock" geworden, zum Sündenbock "allen italienischen Unmuts und auch der Ängste der Zukunft", so die Journalistin.
(huc)
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