Vor 300 Jahren starb Piratenkapitän Blackbeard

Mit brennenden Lunten im Bart

"Blackbeard" in einer Gravur aus dem 19. Jahrhundert
Der legendäre Pirat Blackbeard - sein Äußeres war Vorbild für Seeräuber in vielen Hollywoodfilmen © imago/Leemage
Von Hartmut Goege · 22.11.2018
Er war einer der berühmtesten Freibeuter seiner Zeit und Vorbild für zahlreiche Piratenfiguren Hollywoods: "Blackbeard". Der inszenierte sich gerne als dämonische Gestalt und pflegte ein furchteinflößendes Äußeres. Vor 300 Jahren starb er im Kampf mit der Royal Navy.
"Bereit machen zum Entern! ... Zum Angriff!"
Als im November 1718 in der Bucht von Ocracoke in North Carolina der berüchtigte Piratenkapitän Blackbeard mit seinen Getreuen ein scheinbar unbewaffnetes und unterbesetztes Schiff enterte, schnappte die Falle zu. Britische Marinesoldaten hatten sich mit ihrem Kommandanten Lieutenant Robert Maynard auf dem Schiff versteckt und stürmten nun das Deck.
"Sie haben uns reingelegt!"

Das Meer vom Blut ganz angefärbt

Ein blutiger Kampf begann. Augenzeugen zufolge feuerte Blackbeard aus nächster Nähe auf seinen Kontrahenten, verfehlte ihn jedoch.
"Der Streit wurde sehr hitzig, und das Meer um das Schiff herum war von Blut ganz angefärbt. Maynard, welcher nicht mehr als zwölf Leute um sich hatte, stritt wie ein Löwe gegen Blackbeard, welcher mit höchstem Grimm um sich haute."
Das schrieb 1724, sechs Jahre nach dem Tod des Piraten, ein gewisser Captain Charles Johnson in einem umfassenden Werk über zeitgenössische Seeräuber. Fast alles, was heute über Blackbeard, also Schwarzbart, bekannt ist, stammt aus seiner Feder.
"Dieser Kerl war ein guter Seemann, kühn und wagemutig bis zum letzten, der nicht davor zurückschreckte, auch die schlimmste Bosheit, die man sich denken kann, ins Werk zu setzen."

Vermutlich in Bristol geboren

Von Blackbeards Herkunft ist wenig bekannt. Vermutlich wurde er als Edward Teach oder Thatch 1680 in der englischen Hafenstadt Bristol geboren. Wie viele britische Seeleute machte er im Auftrag der englischen Krone während des Spanischen Erbfolgekrieges Jagd auf spanische Handelsschiffe. Nach dem Friedensschluss von Utrecht, 1713, waren die Kaperer "arbeitslos". Der Bremer Historiker Hartmut Roder:
"Blackbeard war einer derjenigen, die auf eigene Faust jetzt Mannschaften zusammensammelten und sagten: Was wir gelernt haben unter legalen Bedingungen, das können wir auch unter illegalen Bedingungen weiterführen, und wir kommen schnell zu Reichtum, wenn wir tatsächlich so weitermachen."
Blackbeard schloss sich dem Piratenkapitän Ben Hornigold an, der ihm bald das Kommando für ein kleines Boot übertrug. 1717 kaperte er damit ein großes französisches Sklavenschiff und rüstete das erbeutete, 30 Meter lange Boot mit 40 Kanonen und 300 Mann Besatzung zum mächtigsten Piratenschiff seiner Zeit um.
Innerhalb eines Jahres brachte die Piratenbande über 20 Handelsschiffe auf. Bewusst hatte sich Blackbeard mit seinen Pistolen, Schwertern und Messern, die er sich eindrucksvoll um den Oberkörper drapierte, und seinem langen schwarzen Zottelbart als dämonische Gestalt inszeniert.
"Den Bart war er gewohnt, mit Bändern einzuflechten und die Flechten um die Ohren zu winden. Er befestigte zwei angezündete Lunten unter dem Hut, welche ihm an beiden Seiten des Gesichts herunterhingen. Mit seinen von Natur aus wild und grausam blickenden Augen wirkte seine Gestalt so erschrecklich, dass man keine Furie in der Hölle sich entsetzlicher einbilden kann."

Piratenflagge mit Teufelsskelett

Die meisten ergaben sich schon bei seinem Anblick, zumal seine Piratenflagge ein Teufelsskelett mit einer Sanduhr und einem Pfeil zeigte, der auf ein rotes Herz zielt. Für Zeitgenossen das Symbol eines qualvollen Todes, falls man nicht kapitulierte. So avancierte Blackbeard zum wahren Schrecken der Karibik.
Erbeutete Waren veräußerte Blackbeard vorzugsweise in North Carolina, wo ein korrupter Gouverneur sich gern an dessen Geschäften beteiligte und den Piraten dafür Schutz bot. Als das Treiben der Seeräuberbanden den regulären Handel in den karibischen und nordamerikanischen Gewässern fast zum Erliegen brachte, wandten sich betroffene Kaufleute hilfesuchend an den Gouverneur im Nachbarstaat Virginia.
Der setzte umgehend auf Blackbeard die höchste Kopfprämie auf einen Piraten aus. Blackbeard aber ließ sich davon nicht abschrecken.
"Blackbeard ist ein typischer Charakter der damaligen Zeit. Die konnten nie genug kriegen. Die versoffen und verhurten ihr gesamtes Vermögen, das sie irgendwo ergaunert hatten, und so mussten sie immer weitermachen."
Bis zu diesem 22. November 1718. Im entscheidenden Duell mit Royal Navy Kommandant Robert Maynard brach Blackbeard schließlich mit fünf Schuss- und über zwanzig Stichwunden zusammen. Beim Anblick ihres toten Kapitäns gaben die übrigen Piraten auf.
Zur Abschreckung ließ Maynard den Kopf des Piraten am Bug seines Flaggschiffes aufhängen. Der übrige Leichnam wurde ins Meer geworfen. Der Legende nach soll der kopflose Blackbeard noch siebenmal um das Schiff geschwommen sein, bevor er endgültig auf den Meeresboden sank.
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