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Krim-Konflikt
Ukraine will Kriegsrecht ausrufen

Russische Grenzschutzboote haben im Schwarzen Meer drei Marineschiffe der Ukraine beschossen und dabei mehrere Matrosen verletzt. Dies bestätigen Millitärvertreter beider Seiten. Der UNO-Sicherheitsrat wird sich heute in einer Dringlichkeitssitzung mit dem Konflikt befassen.

Von Florian Kellermann | 26.11.2018
    Ukrainische Marineboote fahren an der Halbinsel Krim in der Nähe der Meerenge zum Asowschen Meer in Gewässern, die von Russland beansprucht werden.
    Zwischen der russischen und der ukrainischen Marine ist es am 25.11.2018 im Schwarzen Meer zu einem bewaffneten Zwischenfall gekommen (Tass/dpa)
    Die Ukraine fürchtet offenbar eine weitere Eskalation. Noch gestern Abend traf sie alle notwendigen Vorbereitungen, um den Kriegszustand ausrufen zu können. Die Marine wurde in Gefechtsbereitschaft versetzt.
    Präsident Petro Poroschenko erklärte, er werde den Antrag auf Verhängung des Kriegszustandes heute ins Parlament einbringen:
    "Ich will unterstreichen, dass die Verhängung des Kriegszustandes unter keinen Umständen bedeutet, dass die Ukraine sich aggressiv verhalten wird. Sie wird sich auf die Verteidigung ihres Territoriums beschränken. Wir haben schon hunderte Anrufe von Ukrainern bekommen, die in der Ostukraine gekämpft haben, sich jetzt in der Reserve befinden und bereit sind, ihre Rucksäcke zu packen und den Staat zu verteidigen."
    Eine Mobilisierung der Streitkräfte bedeute die Entscheidung aber nicht, sagte Poroschenko.
    Die Lage war den ganzen Sonntag über eskaliert. Am Morgen versuchten drei Schiffe des ukrainischen Militärs vom Schwarzen Meer in das Asowsche Meer zu gelangen. Dazu sei die Ukraine berechtigt, heißt es aus Kiew.
    Sechs ukrainische Soldaten offenbar verletzt
    Das Asowsche Meer ist ein Binnenmeer zwischen Russland und der Ukraine. Russland hinderte die drei Schiffe jedoch an der Durchfahrt durch die Meerenge von Kertsch. Ein russisches Frachtschiff versperrte die Durchfahrt. Es positionierte sich quer unter der Brücke, die von Russland aus über die Meerenge auf die Halbinsel Krim führt. Gleichzeitig rammte ein Schiff der russischen Küstenwache eines der ukrainischen Schiffe.
    Nach Darstellung der Ukraine drehten ihre drei Militärschiffe daraufhin ab, um in den ukrainischen Hafen in Odessa zurückzukehren. Dabei seien sie im Schwarzen Meer von der russische Marine verfolgt und schließlich beschossen worden. Auf einem der drei Schiffe, einem Schlepper, seien dabei, nach derzeitigem Kenntnisstand, sechs ukrainische Soldaten verletzt worden, zwei davon schwer.
    Die russische Marine habe die drei Schiffe und die Besatzung in ihre Gewalt gebracht, sagte der ukrainische Außenminister Pawlo Klimkin:
    "Wir haben es mit zwei Vorfällen zu tun, die wir als Angriff auf uns werten: Der Beschuss unserer Schiffe und auch, dass ein Schiff zuvor gerammt wurde. Wir werden uns darum bemühen, dass dies international anerkannt wird. Wir haben bereits unsere Bitte an den UN-Sicherheitsrat übergeben, bald eine Sondersitzung abzuhalten. So wollen wir erreichen, dass unsere Seeleute und unsere Schiffe freigegeben werden."
    Spannungen nehmen seit Monaten zu
    Russland hat den Vorwurf, es habe ukrainische Schiffe beschossen, bisher nicht kommentiert. Die russische Nachrichtenagentur Tass bestätigte allerdings, dass die russische Marine drei ukrainische Militärschiffe abgefangen habe. Diese hätten unerlaubt russisches Hoheitsgewässer durchquert. So erklärt Russland auch, dass es die Zufahrt zum Asowschen Meer für die Schiffe gesperrt habe.
    Die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine im Asowschen Meer nehmen seit Monaten zu. Russland hält immer wieder ukrainische Frachtschiffe an und lässt sie tagelang auf eine Überprüfung warten. Den ukrainischen Häfen im Asowschen Meer gehen dadurch erhebliche Einnahmen verloren.