"Mitte"-Studie 2021

Rechtsextremistische Einstellungen nehmen ab

09:03 Minuten
Deutschlandfahnen tragen Teilnehmer einer Demonstration am Abend in der City von Rostock. Jeden Montag kommt es in mehreren Städten von Mecklenburg-Vorpommern zu Demonstrationen gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie.
Trotz der Anti-Coronamaßnahmen-Demonstrationen, die massiv von rechts unterwandert wurden, kommt die Studie zu einem erfreulichen Ergebnis. © imago / Frank Hormann
Esra Küçük im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 22.06.2021
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Großes Vertrauen in die Demokratie, weniger rechtsextremes Denken: Zu diesem Ergebnis kommt die "Mitte"-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung. Esra Küçük, Geschäftsführerin der Allianz-Kulturstiftung, sieht dennoch Bedarf für Präventionsmaßnahmen.
Eindeutig rechtsextreme Einstellungen sind in Deutschland rückläufig: Das ist ein zentrales Ergebnis der "Mitte"-Studie, die die Universität Bielefeld im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung durchgeführt hat und die am Dienstag vorgestellt wurde. Auch was das Vertrauen in die Demokratie und ihre Institutionen angeht, haben die Forscher gute Nachrichten: So bezeichneten sich 72,8 Prozent der Befragten als überzeugte Demokraten und 86 Prozent vertrauen auf die Korrektheit von Wahlen.
Esra Küçük, Geschäftsführerin der Allianz-Kulturstiftung, zeigt sich angesichts dieser Befunde erleichtert. "Gerade jetzt nach der Pandemie hätte man vielleicht ja auch erwarten können, dass das Vertrauen in demokratische Strukturen sinken könnte", kommentiert sie das Studienergebnis in unserem Programm.

Mehr Einstellungen in der Grauzone

Neben dem Rückgang eindeutig rechtsextremer und antidemokratischer Positionen beobachteten die Forscher allerdings einen Anstieg von sogenannten "teils-teils"-Antworten, dass also die Befragten antidemokratischen oder rechtsextremen Aussagen teilweise zustimmen. So äußerten sich beispielsweise 28 Prozent eindeutig negativ gegenüber Asylsuchenden, weitere 36 Prozent stimmten negativen Aussagen über Asylsuchende "teils, teils" zu.
Hier könne eine politische Mobilisierung stattfinden, warnt Küçük. "Das sind die Bereiche, wo wir hinschauen müssen, wenn es um Präventionsmaßnahmen, politische Bildungsmaßnahmen geht."

Rechtsextremismus als größte Bedrohung

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung ist eine erhöhte Sensibilität für die Gefahren, die der Gesellschaft durch den Rechtsextremismus drohen: So wird er von mehr als zwei Dritteln der Befragten neben dem Klimawandel als größte Bedrohung dargestellt.
"Wir haben nach Halle und Hanau Rechtsextremismus jetzt auch offiziell als eine der größten Bedrohungen deklariert, und wir sehen ja hier in den Mitte-Studien, dass das direkt einen Effekt hat", kommentiert die Geschäftsführerin der Allianz-Kulturstiftung. "Natürlich freut mich das nicht, wenn Menschen den Rechtsextremismus als größte Bedrohung wahrnehmen. Dennoch: Wenn es so ist, müssten daraus auch politische Instrumente erwachsen. Und ich glaube, das wird im Anschluss an die Veröffentlichung jetzt diskutiert werden müssen."
(uko)
Eine ausführliche Zusammenfassung der Studienergebnisse finden Sie hier zum Nachlesen.
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