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Tux an die Maschinen

Software. - Auf dem neunten Linux-Tag in Berlin herrschte vor allem geschäftsmäßige Atmosphäre. Die Betriebssystem-Alternative zu Windows hat vor allem viele Freunde in der Industrie gewonnen, und das macht sich bemerkbar. Frank Walzer von Texas Instruments erläutert im Gespräch mit Peter Welchering die Einsatzmöglichkeiten in der Prozesssteuerung.

27.06.2009
    Welchering: Herr Walzer, was macht denn Linux eigentlich so attraktiv als Gerätesteuerung?

    Walzer: Linux ist mittlerweile verfügbar für viele embedded-Anwendungen. Und durch seine freie Verfügbarkeit ist es auch wirklich von jedem einfach anwendbar. Es gibt die fertigen Tools, die Compiler, und es gibt eine große Gemeinde von third parties, oder auch community-Entwicklern, die hier an der Software stark mitentwickeln.

    Welchering: Sie haben hier so ein Gerät mitgebracht, das heißt beagle board, ungefähr so groß wie ein Portmonee, das ist ein Stück Hardware. Wie viele Entwickler arbeiten denn unter diesem Stück open source als Hardware?

    Walzer: Auf unserer beagle-board.org-community haben wir mittlerweile 1800 registrierte Benutzer.

    Welchering: Welche Maschinen oder welche Steuerung werden denn inzwischen von solchen embedded systems gesteuert?

    Walzer: Wir denken, dass in Zukunft viele Systeme aus dem portablen Bereich, also zum Beispiel in der Medizintechnik, auch in der Kommunikationstechnik, aber auch verstärkt in der Industrieautomatisierung verstärkt mit Embedded-Systemen unter Linux einsetzbar sind.

    Welchering: Bleiben wir da mal bei der Medizintechnik. Was wäre denn so ein System, das damit gesteuert werden kann, in der Medizintechnik?

    Walzer: Ein Gerät, das zum Beispiel portierbar ist, also ein Handheld, mit einem kleinen User-Interface und einem entsprechenden Display, möglicherweise mit einem Touchscreen, so dass der Arzt, ohne jetzt Tasten bedienen zu müssen, direkt auf dem Display Angaben machen kann oder Daten abfragen kann.

    Welchering: Also der wird während der Visite einfach schon mal die digitale Krankenakte weiterführen können?

    Walzer: Möglicherweise, wenn noch entsprechende Sensoren angeschlossen sind, kann man sich die auch gleich grafisch anzeigen lassen, durch integrierte digitale Signal-Prozessoren kann man auch entsprechende Weiterverarbeitung der Daten machen, um so möglicherweise eine Analyse sofort durchführen zu können.

    Welcher Ring: Und in der Automation, was ist da so ein typisches Anwendungsbeispiel?

    Walzer: In der Automatisierung sehen wir eigentlich die so genannten PLC, also programmierbare Logic-Controller im wesentlichen, auch wenn sie über eine entsprechende Visualisierung verfügen müssen, also ein Display angeschlossen ist, das die Maschine entweder zum..., die dem Benutzer eben die Steuerung ermöglicht, oder auch die Visualisierung des Betriebs Zustandes.

    Welchering: Wann kann denn der Pinguin beispielsweise eine ganze Autofabrik steuern?

    Walzer: Ich denke, da muss man noch auf mehrere Systeme das verteilen. Aber durch die entsprechende Netzwerkfähigkeit von Linux-Systemen ist das bestimmt kein Problem.

    Welchering: Gerade in der Medizintechnik, das Beispiel hatten wir ja schon, aber auch wenn so einer Automobilfabrik gesteuert werden soll, dann geht es ja ganz, ganz doll auch um Sicherheit. Da muss ja alles erst an Anwendungen sicher sein, mehrfach überprüft werden, darf nichts schief gehen, falsch gesteuert werden. Wie wird das denn bei Linux sichergestellt?

    Walzer: Ja, das hat mehrere Aspekte. Zum einen natürlich die Hardware, die wir durch unsere Qualitätssicherung sicherstellen müssen. Aber von der Software-Seite hat halt Linux den Vorteil, dass es durch eine Unmenge von Usern einmal benutzt wird. Und wenn die bugs feststellen, das weder in die community zurückfließt, so dass ein implizierter Test stattfindet, über diese große community.

    Welchering: Aber das machen die doch nicht über die ganz ganz in sensiblen Angaben und Programme für die Medizintechnik. Da geht es ja um viele persönliche Daten, die damit verarbeitet werden, das ist da doch geheim, oder?

    Walzer: Ja, da muss man natürlich die entsprechenden Schnittstellen und auch libraries möglicherweise anwenden, um das Ganze zu verschlüsseln. Es muss jede Firma natürlich für sich sicherstellen, dass entsprechende Richtlinien eingehalten werden. Da, wo wir das nicht bis zur Verfügung stellen können, oder wo es keinen Standard-Linux-Support gibt, da arbeiten wir eben mit third parties wiederum zusammen, also weiteren Firmen, die entsprechendes Know-how in diesem Gebiet haben.

    Welchering: Aber der eigentliche Programm-Code, der wird offen gelegt und von anderen weiterentwickelt?

    Walzer: Genau. Also der komplette Linux-Kernel, also die Device-Treiber und sehr, sehr viele der Applikation sind für jeden verfügbar und dadurch auch auf viele Plattformen portierbar.