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TV-Duell zwischen Clinton und Trump
Wer wird Unsicherheiten und Schwächen offenbaren?

Das Fernsehduell von den beiden US-Präsdientschaftskandidaten werden heute Nacht Millionen verfolgen. Es wird vor allem darauf ankommen, welchen Eindruck Hillary Clinton und Donald Trump hinterlassen werden. Clinton hat mit Glaubwürdigkeits- und Vertrauensproblemen zu kämpfen. Trump wird versuchen präsidial und staatsmännisch zu wirken.

Von Thilo Kößler | 26.09.2016
    US-Wahlkampf 2016: Hillary Clinton und Donald Trump kämpfen um das Amt.
    US-Wahlkampf 2016: Hillary Clinton und Donald Trump kämpfen um das Amt. (picture / alliance / dpa / Collage Deutschlandradio)
    Der Campus der Hofstra Universität in Hempstead, New York, ist binnen Tagen in einen gigantischen Medienpark verwandelt worden: Die großen Fernsehgesellschaften haben ihre Freilichtbühnen aufgebaut, die Fotografen der großen Agenturen haben sich auf der Tribüne vor dem Haupteingang zur Debate-Hall die besten Plätze gesichert und im Pressezelt sitzen Tausende von Journalisten Schulter an Schulter vor ihren Computern wie publizistische Legehennen. 300 Studenten der Hofstra Universität helfen, wo immer sie können – und sind bestens informiert. Trevor zum Beispiel kennt die Fallstricke für beide Kandidaten: Hillary darf nicht husten und Trump darf nicht den Bully markieren, sagt er.
    "Hillary darf nicht husten, weil sie unter keinen Umständen kränklich wirken darf nach ihrer Unpässlichkeit am 11. September. Und Trump darf nicht den Bully geben, weil man sich einen Bulldozer schwer im Oval Office vorstellen kann. Wenn sich beide daran halten, könne man ja mal sehen, was dabei rauskommt," sagt Trevor.
    Ergebnis wird politisch überschätzt
    80 bis 100 Millionen Fernsehzuschauer werden diese erste TV-Debatte zwischen Hillary Clinton und Donald Trump verfolgen – so viel, wie noch wie bei einem Fernsehduell zuvor: Nur der Super Bowl, das Endspiel der National Football League, erzielt derartige Reichweiten. Dabei wird das Ereignis politisch völlig überschätzt, sagt der Politologe Richard Himelfarb von der Universität Hofstra, die ihren Namen übrigens von ihren niederländischen Stiftern hat. Nur in seltenen Ausnahme-Fällen hätten Fernsehduelle das Blatt noch einmal wenden können.
    Es kommt also vor allem darauf an, welchen Eindruck die Kandidaten bei ihrem Millionenpublikum hinterlassen – ob sie Unsicherheiten zeigen und Schwächen offenbaren; oder ob sie souverän auftreten, ohne dabei arrogant oder kalt zu wirken. Hillary Clinton, die mit einem Glaubwürdigkeits- und Vertrauensproblem zu kämpfen hat, soll angeblich seit Tagen in Probesendungen ihren Auftritt üben: Sie gilt als absolute Perfektionistin, weshalb ihr auch eine gewisse Unnahbarkeit nachgesagt wird.
    Für Donald Trump, der als beratungsresistent gilt und angeblich jeden Testlauf mit Trainern abgelehnt hat, wird es darauf ankommen, präsidial und staatsmännisch zu wirken. Für ihn ist es das erste TV-Duell von Mann zu Frau. Richard Himelfarb sieht bereits sein Scheitern voraus.
    Himelfarb hält im Übrigen das ganze Theater für ziemlich übertrieben – es gebe nur ganz wenige Beispiele dafür, dass Wahlen tatsächlich in Fernsehduellen entschieden wurden – wie die Wahl im Jahr 1960 etwa, die der blendend aussehende John F. Kennedy gegen den unrasierten Richard Nixon gewann. Indes gilt das erste Duell grundsätzlich als das wichtigste der insgesamt drei TV-Debatten.
    Drei Themenbereiche bereits bekannt
    90 Minuten wird das Duell dauern, moderiert vom Anchorman der NBC Nightly news, Lester Holt, der dieses Duell in sechs Einheit a 15 Minuten eingeteilt hat: Nur drei Themenbereiche sind bereits bekannt: die wirtschaftliche Lage des Landes, der Kampf gegen den Terror und Amerikas Zukunft. Den Rest müssen die Kandidaten spontan bestreiten. Egal, wie die Sache ausgeht: Die Hofstra University darf sich bereits jetzt einen Lorbeerkranz umhängen: Als einzige Universität der USA hat sie zum dritten Mal in Folge eine Präsidentschaftsdebatte auf ihren Campus holen können.