Freitag, 29. März 2024

Über das Erzählen in Bildern
Was bisher geschah … wird wieder geschehen

Die Ursprünge des Erzählens liegen in der Erklärung und Legitimation der Gegenwart durch die Vergangenheit. Das uns allen geläufige "Was bisher geschah ..." wird wieder geschehen, sagt Georg Seeßlen und ergänzt, wie, warum und wohin sich das Erzählen in Bildern derzeit verwandelt, möglicherweise ...

Mit Georg Seeßlen | 27.02.2017
    // Samstag, 11. März, 12.00 Uhr, Raum 2
    Die Ursprünge des Erzählens liegen in der Erklärung und Legitimation der Gegenwart durch die Vergangenheit, sagt Georg Seeßlen. Das, was einmal geschah, ist die Grundlage dessen, was jetzt ist. Doch schon immer zeigt sich, dass die Beziehungen zwischen der erzählten Vergangenheit und der Gegenwart des Erzählens komplizierter sind als eine gerade Linie. Vor allem gilt das Interesse dem "Bruch" zwischen der heroischen und magischen Vergangenheit und der alltäglichen oder auch elenden Gegenwart.

    Was ist passiert, zwischen dem Western oder der Kara-ben-Nemsi-Lektüre und der Reihenhaus-Gegenwart, mag sich der jugendliche Träumer fragen. Eine zweite Grundlage ist der Bericht aus der Ferne. Die Kunde von abenteuerlichen Reisen und von Orten, an denen alles anders ist. Der Andersort der Erzählung muss real gar nicht existieren, er kann eine Insel namens Utopia ebenso meinen wie einen fernen Planeten.
    In der ersten Form des seriellen Erzählens schützt sich die mythische Vergangenheit vor dem Anschluss an die Gegenwart. Das Abenteuer geht immer weiter, langweilig wird das erst, wenn man der Erzählzeit und des Erzählraumes in gewisser Weise entwachsen ist. Irgendwann ist man zu alt für Kara ben Nemsi - jedenfalls zu alt für den "kindlichen Glauben" an seine Welt.