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Ukraine
Den Freiheitsdichter zum Vorbild

Taras Schewtschenko gilt als bedeutendster Lyriker der Ukraine. Seine Gedichte wurden bei der Orangenen Revolution wie dem Euromaidan rezitiert. 200 Jahre nach seinem Geburtstag beruft sich auch die neue Führung auf ihn, wenn sie betont, "auf keinen Zentimeter Land verzichten" zu werden.

Von Sabine Adler, Kiew | 09.03.2014
    Die Ukraine wird keine Truppen auf die Krim schicken, unterstrich heute der amtierende Verteidigungsminister Igor Tenjuch auf einer Sondersitzung der ukrainischen Regierung. In der Nähe von Lemberg waren Panzer außerhalb von Kasernen gesichtet worden.
    Premier Arseni Jazenjuk, der kommende Woche zu Gesprächen in die USA reist, wandte sich heute an seine Landsleute.
    "Als friedlicher Staat werden wir den Konflikt ausschließlich diplomatisch und politisch lösen, aber wir werden auf keinen Zentimeter unseres Landes verzichten", sagte er heute in Kiew.
    Der Regierungschef hatte auf der offiziellen Gedenkfeier zu Ehren des Nationalhelden Schewtschenko teilgenommen. Die Einheit des Landes ist bedroht, was Zehntausende Ukrainer veranlasste, sich heute ihres großen Dichters zu erinnern. Taras Schewtschenko wurde heute auf den Tag genau vor 200 Jahren geboren
    Er ist das große Vorbild des Maidan. Nach den Kämpfen auf dem Unabhängigkeitsplatz haben ihm Aktivisten pünktlich zum Jubiläum ein Denkmal aus Holz geschnitzt. Auf dem Schewtschenko-Platz vor der Universität nicht weit vom Maidan entfernt gedachten Präsident, Premier und Zehntausende Kiewer des Schriftstellers, der nicht nur als Begründer der ukrainischen Sprache gilt, sondern vor allem als revolutionärer Freiheitsdichter, der Zeit seines Lebens unter dem damals zaristischen Russland gelitten hat. Präsident Turtschinow:
    "Wenn heute der Aggressor unser Land bedroht, wird Taras bei uns sein. Sein Wort vom Kämpfen. Das unsere Losung, unsere Waffe und unser Sieg sein wird, denn die Wahrheit ist mit uns, Gott und die Ukraine und unser großer Taras."
    Die ukrainische Kirche rief ihre russisch-orthodoxen Glaubensbrüder Kirche vom Maidan aus auf, eine Aggression gegen die Ukraine nicht zuzulassen. In Sewastopol auf der Krim kam es zu einer Schewtschenko-Gedenkfeier zu Zusammenstößen mit prorussischen Kräften.
    Neben der militärischen Besetzung der Krim macht der ukrainischen Regierung eine Cyber-Attacke auf ihre Computersysteme zu schaffen, berichtete der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates Andrji Paruboi.
    Russische bewaffnete Kräfte haben einen weiteren Grenzschutzposten eingenommen und die ukrainischen Sicherheitskräfte entmachtet. Es ist der elfte Grenzkontrollpunkt, der sich jetzt in russischen Händen befindet.
    Außerdem wird der westliche Zugang zur Halbinsel von russischem Militär abgesperrt, das sich noch immer nicht als solches zu erkennen gibt.
    In einer sehr emotionalen Rede wandte sich heute Michail Chodorkowski an die Ukrainer.
    "Die russische Propaganda lügt, wie immer. Hier gibt es nicht mehr Faschisten und Nationalisten als in Moskau oder Sankt Petersburg. Was die Regierung hier getan hat - mehr als 100 Tote und 5000 Verletzte - tat sie im Einverständnis mit Moskau. Ich sah die Holzschilder, mit denen sich die Demonstranten vor den Kugeln zu schützen versuchten. Mir kamen die Tränen. Das ist nicht mein Russland, es gibt noch ein anderes. Mit Leuten, die trotz der Haftstrafen, die ihnen drohen, auf die Straße gehen in Moskau, denen die Freundschaft zwischen der Ukraine und Russland wichtiger ist. Ich glaube an eine europäische Zukunft für Russland und die Ukraine."
    Der ehemalige russische Oligarch, der sich seit einigen Wochen in Freiheit befindet, tritt morgen in der Universität auf.