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Ukraine-Konflikt
Armee bereitet sich auf Einnahme von Donezk vor

Die ukrainische Armee steht nach eigenen Angaben kurz vor der Einnahme der Rebellenhochburg Donezk im Osten des Landes. Die Truppen haben demnach beträchtlich an Boden gewonnen und einen Keil zwischen die pro-russischen Kämpfer getrieben. Die Aufständischen fordern eine Waffenruhe.

11.08.2014
    In der ostukrainischen Metropole Donezk stehen Einwohner am Zugang zu einem provisorischen Luftschutzbunker.
    In der ostukrainischen Metropole Donezk stehen Einwohner am Zugang zu einem provisorischen Luftschutzbunker. (AFP / Dimitar Dilkoff)
    Die Regierungstruppen hätten Donezk von der anderen Rebellenhochburg Lugansk an der Grenze zu Russland abgeschnitten, sagte Militärsprecher Andrii Lysenko in Kiew. "Die Truppen des Anti-Terror-Einsatzes bereiten sich auf den letzten Schritt zur Befreiung von Donezk vor." Das Militär ziehe den Belagerungsring immer enger. Nach heftigen Granateneinschlägen seien Krankenwagen und Löschfahrzeuge zu den betroffenen Vierteln gerast, teilte die Verwaltung der Großstadt mit. Über mehreren Stadtteilen steht demnach dichter Rauch. Mehr als 100 Häftlinge flohen außerdem aus einem Hochsicherheitsgefängnis, nachdem es von Granaten beschossen wurde. Rund 20.000 Menschen haben keinen Strom; mindestens 300.000 der eine Million Einwohner von Donezk sind mittlerweile vor der Gewalt geflüchtet.
    Die pro-russischen Aufständischen fordern eine Waffenruhe und verweisen auf die schwierige Lage der Zivilbevölkerung in Donezk. Die Regierung in Kiew hatte am Sonntag eine Feuerpause im Kampf gegen die prorussischen Separatisten abgelehnt. Diese kämpfen seit Monaten für eine Abspaltung der Industrieregion von der Ukraine. Bei den Gefechten mit den Regierungstruppen sind sie in die Städte Donezk und Luhansk zurückgedrängt worden.
    Berlin mahnt Moskau
    Kiew und westliche Regierungen befürchten, dass die Separatisten mit dem Aufruf zu einer Waffenruhe den internationalen Druck auf die Ukraine erhöhen wollen, eine russische Hilfsmission ins Land zu lassen. Nach Einschätzung westlicher Regierungen könnte dies als Vorwand genutzt werden, um russische Soldaten in die Ukraine zu holen.
    Ein Milizionär der selbsternannten "Volksrepublik Lugansk" steht an einem Grenzübergang zu Russland.
    Ein Milizionär der selbsternannten "Volksrepublik Lugansk" steht an einem Grenzübergang zu Russland. (picture alliance / dpa / Maksim Blinov)
    Die Bundesregierung mahnte Russland, nur abgestimmte Hilfskonvois in das Gebiet zu schicken. Russland müsse auch die Grenzen zur Ukraine besser kontrollieren, damit keine Waffen und Kämpfer in das Nachbarland gelangen, sagte ein Regierungssprecher. Die ukrainische Führung forderte er auf, die Bevölkerung im Donezk-Gebiet zu schützen und bei ihrem Vorgehen Verhältnismäßigkeit zu wahren.
    Weitere Leichen nach Flugzeugabsturz geborgen
    Am Absturzort des malaysischen Flugzeugs teilten die militanten Gruppen mit, alle Leichen und privaten Gegenstände der 298 Opfer geborgen zu haben. "Wir haben die letzten Überreste unter Wrackteilen entdeckt und der ukrainischen Seite übergeben", sagte Separatistenführer Andrej Purgin. Seine Leute hätten das Trümmerfeld bei Grabowo komplett abgesucht. Von internationalen Experten gab es zunächst keine Bestätigung. Die Helfer hatten das Gebiet nach dem mutmaßlichen Abschuss der Boeing am 17. Juli abgesucht, mussten den Absturzort aber zuletzt wegen zunehmender Gefechte verlassen.
    Wrackteil der in der Ukraine abgeschossenen Boeing 777 der Malaysia Airlines mit der Flugnummer MH 17 
    Wrackteil der in der Ukraine abgeschossenen Boeing 777 der Malaysia Airlines mit der Flugnummer MH 17 (dpa / picture alliance / Zurab Dzhavakhadze )
    Russland warf der Ukraine erneut den Beschuss seines Grenzgebiets vor. In der Region Rostow seien mehrere Granaten eingeschlagen, teilte der für den Grenzschutz zuständige Inlandsgeheimdienst FSB mit. Die Munition sei nur 300 Meter von einem Wohnhaus entfernt detoniert.
    (sdö/swe)