Donnerstag, 18. April 2024

Archiv

Ukraine-Konflikt
Großbritannien schickt Militärausbilder

Großbritannien will der Ukraine militärisch helfen. Premierminister David Cameron kündigte die Entsendung von militärischen Ausbildern an. Derweil wird auch die wirtschaftliche Lage der Menschen in der Ukraine immer schlechter, die Währung Griwna verliert deutlich an Wert.

25.02.2015
    Britische Soldaten
    Britische Soldaten (imago stock&people)
    Die Militärberater sollen in den nächsten Wochen in die Ukraine reisen, wie Premierminister David Cameron in London bekanntgab. "Eine bestimmte Anzahl britischer Kräfte wird involviert sein, sie werden nicht in der Kampfzone sein, aber ich denke, das ist es, womit wir helfen sollten."
    Waffenlieferungen schloss Cameron nicht grundsätzlich aus, er betonte aber: "Wir glauben im Grunde nicht, dass es eine militärische Lösung hierfür gibt. Es muss eine diplomatische Lösung geben." Laut britischer Nachrichtenagentur PA sollen bis zu 75 Soldaten und Militärangehörige in die frühere Sowjetrepublik geschickt werden. Im Deutschlandfunk begrüßte die Grünen-Politikern Rebecca Harms diese Entscheidung: "Man kann nicht den Ukrainern immer wieder sagen, ihr dürft euch verteidigen, aber zugucken, wie nicht ausgebildete junge Männer dann einem immer besser ausgestatteten, sogenannten von Russland unterstützten Separatistenheer gegenüberstehen."
    Waffenstillstand brüchig
    Eine vor anderthalb Wochen für die Ostukraine vereinbarte Waffenruhe erweist sich als brüchig. Regierungstruppen und prorussische Aufständische werfen sich gegenseitig Verstöße vor. Auch der Streit um den Abzug schwerer Waffen aus dem Kriegsgebiet Donbass dauerte an. Die Außenminister aus Frankreich, Deutschland, Russland und der Ukraine verständigten sich am Dienstag bei einem Krisentreffen in Paris darauf, dass wegen der ständigen Waffenstillstandsverletzungen die internationale Beobachtermission deutlich verstärkt werden soll.
    Pro-russische Separatisten in Debalzewe in der Ostukraine.
    Pro-russische Separatisten in Debalzewe in der Ostukraine. (AFP / Vasily Maximov)
    Die Minister riefen zugleich zur Umsetzung der Mitte Februar in der weißrussischen Hauptstadt Minsk getroffenen Vereinbarungen auf. Dazu zähle insbesondere die Einhaltung der Feuerpause und der komplette Abzug schwerer Waffen, sagte Frankreichs Ressortchef Laurent Fabius. Er warnte die prorussischen Separatisten eindringlich vor einem Angriff auf die Hafenstadt Mariupol. In diesem Fall würde sich die Frage neuer Sanktionen gegen Russland "auf europäischer Ebene wieder stellen". Dies sei auch der russischen Seite "klar" mitgeteilt worden. Mariupol im Südosten der Ukraine gilt als letzter strategisch wichtiger Stützpunkt der ukrainischen Führung in den von prorussischen Separatisten beanspruchten Gebieten.
    Cameron will Putin Einhalt gebieten
    Cameron warnte, Russlands Präsident Wladimir Putin könnte seine Aggression künftig auch gegen baltische Staaten oder gegen die Republik Moldau richten, wenn ihm jetzt nicht Einhalt geboten werde. Das Waffenstillstandsabkommen wirke nicht. Es wäre "wundersam", wenn die Vereinbarungen in vollem Umfang eingehalten würden, sagte Cameron.
    Der britische Premierminister David Cameron.
    Der britische Premierminister David Cameron. (picture alliance / dpa / Oli Scarff)
    US-Außenminister John Kerry attackierte die Regierung in Moskau scharf. Er hielt Russland vor, die "umfangreichste Propaganda-Übung" zu betreiben, die er seit dem Höhepunkt des Kalten Krieges beobachtet habe. Kerry warf der russischen Regierung vor, wiederholt über ihr Handeln in der Ostukraine gelogen zu haben.
    Ukraines Mindestlohn stark gefallen
    Derweil werden die wirtschaftlichen Folgen für die Menschen in der Ukraine immer dramatischer. Nach einem massiven Wertverlust der Landeswährung Griwna ist der Wert des Mindestlohns stark gefallen. Ein Arbeiter in der Ukraine habe derzeit noch Anspruch auf umgerechnet 42,9 US-Dollar (1218 Griwna) im Monat, berichtete der Fernsehsender Ukraina. Zum Vergleich: Menschen in Bangladesch, Ghana oder Sambia verdienen mit 46,6 US-Dollar derzeit statistisch mehr als die Einwohner des zweitgrößten Landes in Europa.
    Griwna-Scheine - die ukrainische Währung verliert an Wert
    Griwna-Scheine - die ukrainische Währung verliert an Wert (imago stock&people)
    Seit dem Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch nach prowestlichen Massenprotesten vor einem Jahr hat die Landeswährung rund 70 Prozent an Wert verloren. Für einen Euro gibt es zurzeit fast schon 37 Griwna, Ende Februar 2014 waren es noch 13. Zu Sowjetzeiten galt die Ukraine als eine der wohlhabendsten Regionen der dann 1991 zerfallenen UdSSR. Das Land war damals vor allem ein Zentrum des Maschinenbaus und eine Kornkammer.