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Ukraine-Konflikt
Kontaktgruppe vertagt Gespräche

Die Kämpfe im Osten der Ukraine gehen unvermindert weiter, allerdings hat sich die militärische Lage grundsätzlich gewendet: Die ukrainische Armee wird zurückgedrängt - angeblich mit Unterstützung aus Russland. Ein Treffen der OSZE-Kontaktgruppe am Montagabend blieb ohne Ergebnis.

Von Sabine Adler | 02.09.2014
    Ein ukrainischer Soldat ruht sich während einer Patrouille im Grenzgebiet aus.
    Die Kämpfe im Osten der Ukraine dauern an. (pa/dpa)
    Die OSZE-Kontaktgruppe vereinbarte am Abend in Minsk, bereits am Freitag erneut in der weißrussischen Hauptstadt zusammenzukommen. Die Vertreter der sogenannten Donezker und Lugansker Volksrepublik hatten konkrete Forderungen erhoben. Demnach gäben sich die Separatisten auch mit einem Sonderstatus für ihre Region zufrieden, es müsse nicht die Unabhängigkeit von Kiew sein.
    Sie forderten einen Waffenstillstand, um Wahlen abzuhalten, ein eigenes Justizwesen sowie eigene bewaffnete Einheiten. Und sie fordern eine Integration der Donezker und Lugansker Volksrepubliken in die Eurasische Zollunion mit Russland. Alles Punkte, über die zu reden allemal besser ist, als zu kämpfen.
    Militärische Lage wendet sich
    Die militärische Lage in der Ostukraine hat sich grundlegend gewendet. Vor zwei Wochen noch eroberten die Streitkräfte Ort für Ort zurück, schien es eine Frage von wenigen Tagen zu sein, wann Donezk wieder unter staatliche Kontrolle gebracht würde. Die Meldung zum neuen Schuljahr verdeutlicht die gesamte Misere der ukrainischen Armee:
    „Am 1. September blieben über 900 Schulen des Donezker Gebietes geschlossen, konnte für rund 10.000 Schüler der Unterricht nicht anfangen. In den befreiten Städten begann dafür das Schuljahr. In Slawjansk wurden drei von den Separatisten demolierte Schulen und ein Kindergarten übergeben, die die ukrainischen Soldaten selbst repariert haben."
    So der Armeesprecher Lisenko. Drei Schulen geöffnet, 900 zu. In Lugansk mussten sich zudem die ukrainischen Truppen vom umkämpften Flughafen zurückziehen, nachdem sie Kiew zufolge von russischen Panzern aus massiv beschossen worden waren. Präsident Poroschenko hat bei der Eröffnung einer neuen Kiewer Militärakademie schwere Vorwürfe gegenüber Russland schwere Vorwürfe erhoben:
    Ukrainische Soldaten auf Panzern in Rassypnoe im Osten des Landes
    Die ukrainische Armee wir immer weiter zurückgedrängt. (dpa / picture alliance / Roman Pilipey)
    „Die Lage hat sich in den letzten Tagen weiter verschärft. Gegen die Ukraine hat von Seiten des Nachbarstaates eine direkte unverhohlene Aggression begonnen. Das hat die Situation in der Kampfzone grundlegend verändert und stellt unsere Streitkräfte vor neue und schwerere Aufgaben. Wir analysieren jetzt genau, was in den vergangenen Tagen geschah und werden Konsequenzen daraus ziehen, auch personelle."
    10.000 bis 15.000 russische Soldaten in der Ukraine?
    In den vergangenen zwei Monaten seien insgesamt 10.000 bis 15.000 russische Soldaten in die Ukraine geschickt worden, von denen dort aktuell 7000 bis 8000 im Einsatz seien, sagte die Präsidentin des Komitees russischer Soldatenmütter, Valentina Melnikowa der Nachrichtenagentur AFP. Wie schon bei der Okkupation der Krim bestreitet Moskau jede Beteiligung, Außenminister Lawrow:
    „Es wird keine militärische Einmischung geben, wir treten für die ausschließlich friedliche Regelung dieser schweren Krise, dieser Tragödie ein. Alles, was wir unternehmen, ist gerichtet auf eine ausschließlich politische Lösung. Zu unserem großen Bedauern sind unsere westlichen Kollegen blind dafür, was die derzeitige Kiewer Regierung tut und unterstützen sie sogar noch."
    Kämpfe auch um Mariupol
    Die Kämpfe haben seit einigen Tagen auch die Hafenstadt Mariupol am Assowschen Meer erfasst, das östlich an die Krim angrenzt. Kiew verdächtigt Moskau, auch den Süden der Ukraine erobern zu wollen, damit die Halbinsel von Russland aus, auf dem Landweg erreicht werden kann. Eine Brücke, die Kertsch auf der Krim und das russische Festland verbindet, soll nach dem Willen der russischen Regierung in spätestens fünf Jahren fertig sein und über vier Milliarden Euro kosten.
    Mehrere ukrainische Medien zitieren einen Satz in der italienischen Zeitung „Republika", den Wladimir Putin gegenüber EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso gesagt haben soll: „Wenn ich will, nehme ich Kiew in 2 Wochen ein."