Donnerstag, 25. April 2024

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Ukraine-Krise
"Bedrohung der europäischen Sicherheit"

Der Osteuropa-Historiker Wilfried Jilge fordert von der Europäischen Union ein geschlossenes Auftreten in der Ukraine-Krise. Schließlich bedrohe der Konflikt die Grundlagen der europäischen Sicherheit, sagte er im DLF. Wichtig sei jetzt vor allem die innere Stabilisierung der Ukraine.

Wilfried Jilge im Gespräch mit Birgid Becker | 31.08.2014
    Ein Mann schwenkt eine russische Fahne, im Hintergrund ist ein weißer Lkw des umstrittenen russischen Hilfskonvois für die Ukraine zu sehen.
    Ein Waffenstillstand sei Voraussetzung für eine Stabilisierung der Ukraine, so Jilge. (AFP/ Sergey Venyavsky)
    Sanktionen seien ein geeignetes Mittel, um dem Verhalten von Russland Einhalt zu gebieten, so Jilge. Besonders im Finanzsektor sei noch "Luft nach oben". Aber auch im Energiebereich müssten Sanktionen notfalls verstärkt werden, auch wenn es dem Westen selbst wehtue. Schließlich handele es sich bei dem Konflikt um eine "extrem gefährliche Bedrohung" für die Grundlagen der europäischen Sicherheit, die Voraussetzung für den Wohlstand aller in Europa waren.
    Russland missachte grundsätzliche Regeln, die nach 1945 mühsam aufgebaut worden seien, um den Frieden und die Sicherheit in Europa zu garantieren. Es sei eine gefährliche Lage. Jilge würde nicht davon sprechen, dass sich Europa im Krieg mit Russland befände, vielmehr sei es eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine.
    Eine Analogie zum Kalten Krieg hält er für gefährlich. "Analogien führen oft in die Irre," so Jilge. Man stütze sich nur gerne darauf, wenn man nicht mehr weiter wisse. Die EU sollte versuchen, die Mittel, die sie hat, mit Entschlossenheit anzuwenden. Das wichtigste Instrument der EU käme jedoch derzeit zu kurz: die Ukraine systematisch zu stabilisieren. Sie könne in der Ukraine die Wirtschaftspolitik, die Transparenz des Staates und seiner Institutionen sowie die Demokratie und den Rechtsstaat stärken. Das stabilisiere das Land im Inneren und würde auch den Kreml davor abschrecken, weiter in der Ukraine vorzugehen.
    Ein erster Schritt müsste jedoch zunächst die Verhandlung über einen Waffenstillstand sein.
    Sie können das Gespräch mit Wilfried Jilge mindestens fünf Monate in unserer Mediathek nachhören.