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Ukraine
Poroschenko rechnet weiter mit Waffenlieferungen

Er habe nicht den geringsten Zweifel, dass die USA der Ukraine mit Waffen helfen werde, sagte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko gestern in Charkiw nahe des Kriegsgebietes. Beim morgigen Besuch von US-Außenminister John Kerry in Kiew dürfte das Thema auf der Tagesordnung stehen.

Von Sabine Adler | 04.02.2015
    Mörsergranate und ausgebrannter ukrainischer Panzer in der Nähe von Lugansk
    "Wir werden tödliche Waffen brauchen und ich bin sicher, dass es ausländische Waffenlieferungen in die Ukraine geben wird", betonte Ukraines Präsident Petro Poroschenko. (picture alliance / dpa / Jan A. Nicolas)
    Trotz der sich mehrenden Hinweise, dass US-Präsident Obama dem Drängen einiger Experten nicht nachgeben würde, rechnet Petro Poroschenko weiter mit der Hilfe:
    "Wir werden tödliche Waffen brauchen und ich bin sicher, dass es ausländische Waffenlieferungen in die Ukraine geben wird. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass die USA und andere Partner auch mit tödlichen Waffen helfen werden, damit die Ukraine die Möglichkeit hat, sich selbst zu verteidigen."
    So Petro Poroschenko gestern in Charkiw, das nur 50 Kilometer von der russischen Grenze und nördlich des Kriegsgebietes liegt. Am Mittag wurde in Donezk ein Krankenhaus von einer Rakete getroffen, es gibt mehrere Tote. Die Separatisten haben offenbar mit ihrer seit Tagen angekündigten Großoffensive begonnen, 80 ukrainische Orte seien angegriffen worden.
    OSZE hat zu dreitägiger Feuerpause aufgerufen
    In Debalzewe, wo seit Tagen tausende Rebellen zusammengezogen wurden, tobten in der Nacht vier Stunden lange schwere Kämpfe, die erneut Menschenleben forderten. Die Einwohner wagen nicht einmal, die Toten zu bestatten, gestern gab es nur einen kurzen Moment, um die Stadt zu verlassen, hieß es im Fernsehen:
    "Eine Stunde lang wurde ein humanitärer Korridor aufrechterhalten, durch den rund 150 Menschen die Stadt verlassen haben. Wer weiter ausharrt, sucht in Kellern und Luftschutzbunkern Deckung."
    Die OSZE hat zu einer dreitägigen Feuerpause aufgerufen, Poroschenko erklärte in Charkiw, dass die ukrainischen Streitkräfte noch immer versuchten, den Minsker Friedensvertrages zu erfüllen, das Feuer einzustellen, ganz im Gegensatz zu den Rebellen. Die Verletzungen gingen stets von der anderen Seite aus. Je effektiver man handeln könne, desto schneller werde es Frieden geben, sagte Poroschenko.
    Ukraine will eigene Waffenproduktion ausweiten
    Die Bürger von Charkiw nahe der russischen Grenze forderte er auf, wachsam zu sein, und nicht zuzulassen, dass die Stadt und Region ebenfalls in den Krieg in der Ostukraine hineingezogen werden. Charkiw ist traditionell ein Standort großer Rüstungsfabriken, die trotz des Krieges wenige Kilometer entfernt nicht auf Hochtouren laufen, die kritischen Nachfragen in der Ukraine werden immer lauter. Eine Antwort, wenn auch nicht direkt, gab der Präsident in Charkiw:
    "Die Ukraine verfügt über eigene Produktionsmöglichkeiten von Waffen, die zudem kostengünstiger sind als im Ausland. Einheimische Waffen werden in der Ukraine deutlich billiger hergestellt werden und sind von ebenso hoher Qualität. Der Ukraine fehlte es bisher jedoch an Zeit, die Produktionskapazitäten in vollem Umfang auszuweiten."
    Laut dem schwedischen Sipri-Institut in Stockholm, das seit Jahren die größten Waffenexporteure auflistet, steht die Ukraine auf Platz 12. Gebraucht werden aktuell vor allem abhörsichere Funkgeräte, Radaranlagen, panzerbrechende Waffen und Luftabwehrraketen. Das Thema dürfte beim Besuch von US-Außenminister John Kerry morgen in Kiew auf der Tagesordnung stehen.