Donnerstag, 28. März 2024

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Ukraine
Putin nennt Details zur Krim-Annexion

Seit knapp einem Jahr gehört die Krim wieder zu Russland - jetzt hat der russische Präsident Wladimir Putin gesagt, wie es dazu kam. Nach seiner Aussage war Moskau nach der Flucht des damaligen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch dazu "gezwungen" gewesen.

09.03.2015
    Der russische Präsident Wladimir Putin.
    Putin: Janukowitsch "wäre getötet worden". (picture alliance / ITAR-TASS / Mikhail Klimentyev)
    In einem vom russischen Staatsfernsehen ausgestrahlten Clip nannte Putin unerwartet deutlich Einzelheiten der Kommandoaktion. Nach einer nächtlichen Krisensitzung mit den Chefs des Sicherheitsapparats im Kreml habe er am 23. Februar 2014 morgens befohlen: "Wir sind gezwungen, die Arbeit an der Rückkehr der Krim in den Bestand Russlands zu beginnen." Wenige Stunden zuvor war der prorussische ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch nach wochenlangen prowestlichen Massenprotesten aus Kiew geflohen.
    Putin sagte weiter, er habe angewiesen, Janukowitsch vor dem "sicheren Tod" zu retten, sagte Putin. "Wir bereiteten uns vor, ihn über Land, über Wasser oder durch die Luft aus Donezk rauszubringen." Am Abend des selben Tages beendete Putin feierlich die Olympischen Winterspiele in Sotschi.
    Referendum im März 2014
    Wenige Tage später übernahm eine schwer bewaffnete Kommandoeinheit die Kontrolle über das Regionalparlament der Krim. Das stimmte daraufhin für die Abhaltung eines Referendums über den Anschluss an Russland. In dem umstrittenen Volksentscheid auf der Krim im März 2014 hat sich nach russischer Darstellung eine Mehrheit der Bürger für einen Beitritt zu Russland ausgesprochen. Seitdem gehört die Schwarzmeer-Halbinsel wieder zu Russland. Die Ukraine und der Westen wollen das nicht anerkennen, sie sehen darin einen Bruch des Völkerrechts.
    Unidentifizierte bewaffnete Kräfte patroullieren vor dem Flughafen in Simferopol auf der Halblinsel Krim, Ukraine.
    Auf der Krim waren viele nicht identifizierbare bewaffnete Kräfte im Einsatz. Später stellte sich heraus, dass einige von ihnen zu Russland gehörten. (AFP/GENYA SAVILOV)
    Anfangs bestritt Moskau eine direkte Beteiligung, obwohl es schon bald Hinweise gab, dass auch russische Soldaten strategische Orte auf der Krim besetzten. Später gab Putin das dann offen zu. Wann der Film mit den Aussagen Putins ausgestrahlt wird, ist noch unklar.
    Nemzow-Mord: Zweifel an islamistischem Tatmotiv
    Unterdessen stehen die Ermittler im Fall des ermordeten Kremlkritikers Boris Nemzow in der Kritik. Nach ersten Festnahmen haben Weggefährten massive Zweifel an einem angeblichen islamistischen Tatmotiv geäußert. Nemzows langjähriger Mitarbeiter Ilja Jaschin sprach von einer "schwachsinnigen Version", die dazu diene, die Rolle des Kremls herunterzuspielen. Es sei offensichtlich, dass die Hintermänner in den Machtstrukturen zu suchen seien.
    (hba/bor)