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Ukraine-Wahl
Poroschenko will Ukraine auf den Weg gen Westen schicken

Die Präsidentenwahl in der Ukraine hat der Milliardär Petro Poroschenko laut ersten Ergebnissen klar für sich entschieden. Seine Rivalin Julia Timoschenko landete abgeschlagen auf Platz zwei. Der Oligarch kündigte an, den Krieg zu beenden und die Ukraine auf den Weg einer europäischen Integration zu führen.

25.05.2014
    Der designierte ukrainische Präsident Petro Poroshenko will sein Land stärker an Europa heranführen.
    Der designierte ukrainische Präsident Petro Poroshenko will sein Land stärker an Europa heranführen. (dpa / picture-alliance / Zurab Dzhavakhadze)
    Nach Auszählung der Stimmen in mehr als 25 Prozent der Wahlbezirke lag der Geschäftsmann mit 54 Prozent vorne, wie die Behörden am Montag bekanntgaben. Dies würde an Prognosen vom Vortag anknüpfen, die Poroschenko bei 56 Prozent der Stimmen sahen. Seine Rivalin, die umstrittene Ex-Ministerpräsidentin Julia Timoschenko, landete demnach mit 12,9 Prozent abgeschlagen auf Platz zwei. Insgesamt hatten sich 21 Kandidaten zur Wahl gestellt. Poroschenko ist einer der reichsten Männer der Ukraine. Er galt schon vor der Abstimmung als Favorit.
    In einer ersten Stellungnahme kündigte er an, seine erste Priorität sei es, den Krieg zu beenden und Frieden zu bringen. Dafür wolle er umgehend in den Osten des Landes reisen, wo bewaffnete Separatisten gegen die Übergangsregierung des Landes kämpfen. Er erklärte, er wolle den Dialog mit Russland suchen. "Russland ist unser Nachbar", sagte Poroschenko. "Es gibt viel zu besprechen." Für Gespräche gelte aber der Grundsatz, dass die Ukraine "niemals das illegale Referendum und niemals die Okkupation der Krim anerkennen" werde. Sein Ziel sei die Integration der Ukraine in die Europäische Union. Die Ausrichtung des Landes werde das Volk bestimmen, versprach er. Poroschenko plädierte zudem für vorgezogene Parlamentswahlen noch in diesem Jahr.
    Insgesamt waren 36 Millionen Ukrainer aufgerufen, ein neues Staatsoberhaupt zu bestimmen. Im Osten des Landes, wo bewaffnete prorussische Separatisten den Ton angeben, blieben die meisten Wahllokale jedoch geschlossen. Unklar ist, ob Russland den Wahlausgang anerkennen wird.
    Timoschenko räumt Niederlage ein
    Julia Timoschenko räumte ihre Niederlage bei der Abstimmung ein. "Ich möchte vor allem den Ukrainern dafür danken, dass die Wahlen trotz der russischen Aggression zustande gekommen sind", sagte die frühere Regierungschefin in Kiew. Sie zeigte sich dabei sichtlich enttäuscht. "Wir müssen jetzt nicht mehr zwischen EU und russischer Zollunion wählen", sagte sie. Die Entscheidung sei klar für einen EU-Kurs des Landes gefallen.
    Klitschko gewinnt Bürgermeisterwahl in Kiew
    Der ukrainische Ex-Boxprofi Vitali Klitschko gewann die Bürgermeisterwahl in Kiew. Prognose zufolge erhielt der mehrfache Weltmeister 57,4 Prozent der Stimmen, wie das Staatsfernsehen berichtete. Der 42-Jährige hatte 2006 und 2008 jeweils die Abstimmung verloren. Seine Partei Udar (Schlag) wurde nach eigenen Angaben mit rund 40 Prozent zudem stärkste Fraktion im Kiewer Stadtrat. Poroschenko gratulierte seinem Verbündeten bereits zum Sieg. Klitschko hatte zu dessen Gunsten auf eine Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl verzichtet.
    Steinmeier zufrieden über Verlauf der Wahl
    Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier wertete das Wahlergebnis als Signal der Einheit. Die große Mehrheit der Menschen in der Ukraine wünsche keine Spaltung des Landes, sagte er im ARD-Fernsehen. Nun müsse es aber auch Signale an den Osten geben, dass man den Menschen dort Beteiligungsmöglichkeiten geben wolle.
    US-Präsident Barack Obama bezeichnete die Abstimmung als weiteren Schritt zur Einigung der Ukraine. Die USA freuten sich auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Präsidenten, sagte er in Washington.