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Umgang mit Wunschzetteln
"Immer altersgerecht auswählen"

Smartphone, Spielekonsole, Tablet: Immer früher finden sich elektronische Medien wie diese auf den Weihnachtswunschzetteln der Kinder. Wie soll das Christkind darauf reagieren? Kirstin Langer vom Elternratgeber "Schau hin!" verrät, ab wann Kind und Technik in Kontakt treten sollten.

Kirstin Langer im Gespräch mit Ursula Mense | 22.12.2014
    Kinder arbeiten am 25.03.2014 auf der Bildungsmesse Didacta in Stuttgart (Baden-Württemberg) an dem Messestand des Madsack Mediastore an einem iPad. Die Bildungsmesse läuft vom 25. bis 29.03.2014.
    Apps zum Lesenlernen sind meist sehr kindgerecht und ab sechs Jahren geeignet, sagt Kirstin Langer vom Elternratgeber "Schau hin!". (picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert)
    Ursula Mense: Ab welchem Alter sollten Eltern ihren Kindern denn den ersten Kontakt mit elektronischen Medien erlauben oder ermöglichen?
    Kirstin Langer: Kinder in jungen Jahren benötigen eigentlich elektronische Medien noch nicht. "Schau hin!" empfiehlt bis zum Alter von drei Jahren möglichst keinen Kontakt mit eigenen technischen Geräten.
    Mense: Das ist ja schon mal eine klare Aussage. Also, zwischen null und drei sind Medien tabu?
    Langer: Genau. Und dann wächst manchmal das Interesse in der Familie. Es gibt vielleicht ein Tablet, und da sieht man schon mal eine App, auch als junges Kind. Und da empfehlen wir dann, auf jeden Fall immer altersgerecht auszuwählen und sich aber auch da nach dem Rhythmus der Kinder zu richten. Nicht jedes Kind ist an Medien auch interessiert.
    Mense: Die Frage ist natürlich, wie kommt das Kind damit in Kontakt, wenn nicht durch die Eltern?
    Langer: Die Eltern sind natürlich ein großes Vorbild für alle Kinder, und je nach Aufwachsen der Kinder gibt es viele oder wenig Mediengeräte. Wenn ein Haushalt gut ausgestattet ist mit elektronischen Geräten, kann ich aber immer noch auch darauf zurückgreifen und sagen, ich sage, je älter mein Kind wird, desto selbstverständlicher wird auch ein Umgang mit einem Mediengerät sein. Ich muss mir aber auch die Zeit nehmen, in das Alter erst einmal hineinzuwachsen.
    Mense: Sie haben ja nun so eine Art Altersranking gemacht, also bis zu drei Jahren gar nicht, dann von drei bis sechs, dann bis neun, dann bis zwölf Jahre. Sagen Sie doch mal, womit Ihrer Meinung nach Kinder ab sechs umgehen sollten und was für Geräte Sie haben dürften, sollten, wie auch immer.
    Langer: Genau. Dieser Blick auf die Altersgruppen ist ganz wichtig, weil die Kinder entwickeln sich, haben unterschiedliche Fertigkeiten und Interessen, und ab sechs wäre es beispielsweise so, dass Apps und Bücher zum Lesenlernen sind eigentlich schon sehr kindgerecht. Und dann natürlich, Filme sind immer sehr gern gesehen. Da achte ich dann auf die richtige Länge. Und auch bei Computerspielen oder Konsolenspielen richte ich mich nach Alterseinstufungen und gucke, ob der Inhalt dann auch zu meinem Kind passt.
    Internetsperren für bestimmte Seiten einrichten
    Mense: Was ist denn die richtige Länge oder auch die Zeit, die Kinder mit einem solchen elektronischen Medium verbringen sollten, mit sechs oder auch neun Jahren?
    Langer: Mit sechs Jahren kommt man etwa auf eine Bildschirmzeit von einer Stunde pro Tag. Die muss ein Kind natürlich nicht erfüllen, aber ...
    Mense: Schon heftig viel, nicht?
    Langer: Ja. "Schau hin!" empfiehlt Eltern immer, zu schauen, wie passt das in den Lebensalltag und in den Familienablauf. Und Kinder sind auch durchaus interessiert an Aktivitäten ohne Medien. Wenn ich ein sportliches Kind habe oder eins, das eine Musikausbildung macht, dann sind die Medien sowieso sozusagen zweit- und drittrangig.
    Mense: Vielleicht noch ein Wort: Wie sollten Eltern es halten mit Internetzugang und auch mit dem Datenschutz? Darüber muss man ja auch sprechen mit den Kindern.
    Langer: Auf jeden Fall ganz wichtig, von vornherein, wenn die Kinder jünger sind, sorge ich dafür, dass auf den Geräten ein kindersicherer Surf-Raum eingerichtet wird. Das mache ich mit Sicherheitseinstellungen, das ist sehr kniffelig und ein bisschen tückisch. Deswegen hat "Schau hin!" auf seiner Internetseite da auch Tipps gegeben und genau wiedergegeben, wie mache ich das eigentlich bei verschiedenen Geräten. Ganz wichtig ist aber, je älter mein Kind wird, ich muss klar und deutlich auch darüber sprechen, was geht, und wo muss ich auch vorsichtig sein im Internet, damit der Spaß dann einfach nicht verloren geht.
    Mense: Zum Thema Sperren von Seiten noch einmal: Auch auf dem Smartphone kann man Seiten sperren, und wo, und wie das funktioniert, das kann man auf Ihrer Internetseite erfahren. Richtig?
    Langer: Grundsätzlich kann man auch auf Smartphones und Tablets einen sicheren Surf-Raum für Kinder einrichten, bestimmte Seiten sperren und dann tatsächlich auch die Anwahl der Internetseiten altersmäßig einstellen und sogar Zeitbegrenzungen einstellen.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.