Freitag, 19. April 2024

Archiv

Umstrittene Rohstoffausbeute
Umweltschützer gegen Lava- und Basaltabbau in der Eifel

Seit Jahren schwelt in der Vulkaneifel ein Streit zwischen Steinbruchbetreibern und Umweltschützern. Es geht um Lava und Basalt, weltweit begehrte Rohstoffe, die in Eifel reichlich vorhanden sind und abgebaut werden. Umweltschützer und Tourismusverantwortliche befürchten die Zerstörung des Landschaftsbildes. Sie lehnen deshalb aktuelle Pläne ab, mehr als 40 neue Abbaugebiete in der Eifel auszuweisen.

Von Luder Fittkau | 17.06.2014
    Über Nebelschwaden geht die Sonne am Montagmorgen (23.07.2007) über Üxheim in der Vulkaneifel an der Landesgrenze von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz auf.
    400 Hektar Fläche sind aktuell in der Vulkaneifel für den Abbau von Vulkangesteinen freigegeben, die potenzielle Abbaufläche beträgt rund 2000 Hektar. (picture alliance / dpa / Gero Breloer)
    Lava ist ein Rohstoff, der vielfältig eingesetzt wird: Als Beimischung im Straßenasphalt, als Belag für Sportanlagen oder in der Gartengestaltung. Die Vulkaneifel bietet reichlich Lava, ebenso wie das Vulkangestein Basalt, das auch in der Betonindustrie heiß begehrt ist - weltweit.
    "Unsere Rohstoffe hier aus der Eifel werden bis nach China und Indien verkauft, sie gehen in die ganze Welt und man muss sich die Frage stellen: Ist das notwendig?," fragt Eveline Lemke, stellvertretende Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz. Die Grünen-Politikerin ist gleichzeitig Wirtschaftsministerin des Landes und muss die Interessen der Rohstoffindustrie mit dem Umweltschutz und den Tourismusbelangen der reizvollen Vulkaneifel in Einklang bringen.
    Interessenskonflikt zwischen Umweltschützern und Produzenten
    Jacques Berndorf bezweifelt, dass das noch gelingen kann. Berndorf ist Bestellerautor. Seine Eifel-Krimis wurden millionenfach verkauft. Gleichzeitig ist er Umweltschützer. In einem seinen letzten Krimis mit dem Titel "Eifel-Connection" beschäftigt Berndorf sich mit dem Lavastein-Abbau in der Vulkaneifel:
    "Die Geschichte, mit der ich mich beschäftige, ist bitter ernst. Tragisch geradezu. Und sie basiert eigentlich auf der Tatsache, dass uns hier in der Eifel Berge geklaut werden. Das hört sich merkwürdig an, ist aber de facto so. Weil wir stark leiden müssen unter dem Abbau von Basalt und Vulkanaschen und Vulkanerden. Das heißt, was von außen, wenn man in ein Dorf hinein fährt so wunderbar aussieht wie ein Hausberg. Ergibt beim näheren Hinsehen ein Riesenloch, weil es den Hausberg nicht mehr gibt."
    Riesige Löcher in der Landschaft
    Bagger in mehreren dutzend Steinbrüchen kratzen seit Jahrzehnten an vielen Vulkankegeln in der Eifel. Im aktuellen Entwurf eines neuen Raumordnungsplans für die Region Trier sind weitere 40 Abbaugebiete für Basalt und Lava im Vulkaneifelkreis vorgesehen. Dieser Entwurf geht Umweltschutzorganisationen und Tourismusverantwortlichen in der Eifel zu weit.
    Auch die grüne Wirtschaftsministerin Eveline Lemke möchte den Abbau der Rohstoffe in der Vulkaneifel verlangsamen. Ihr Ziel: Lava und Basalt aus der Eifel sollen nicht mehr in den Mengen nach China und Indien verschifft werden wie bisher:
    "Auf der anderen Seite importieren wir aber auch Rohstoffe aus diesen Ländern in der gleichen Art. Und das ist völlig irrwitzig, wir erzeugen riesige Transportkosten, wir schiffen das Material um die ganze Welt. Und wenn wir damit beginnen, kleinräumiger zu vermarkten vielleicht auch in langfristigeren Zyklen, dann sind die Preise besser, dann kann der Unternehmer besser davon leben und dann braucht er die Eifel nicht so schnell platt machen. Und das sollte unser Ziel sein."
    Ein Ziel, das Thomas Blau im Grundsatz teilt. Thomas Blau ist Geschäftsführer der Rheinische Provinzial-Basalt- und Lavawerke. Das Unternehmen mit 250 Mitarbeitern betreibt zehn Steinbrüche in der Eifelregion:
    "Ich verstehe den Bürger in der Eifel, der sagt: Um Gottes Willen, bei mir vor der Haustür bloß keinen Steinbruch. Dann ist der ganze Berg da weg. Diese Vision ist nicht schön und man mahlt sie sich dann in immer schwärzeren Farben aus. Aber diese Vision wird so nicht kommen. Die wird auf den einzelnen Berg kommen, aber nicht in dieser flächendeckenden Vorstellung."
    400 Hektar Fläche sind aktuell in der Vulkaneifel für den Abbau von Vulkangesteinen freigegeben, die potenzielle Abbaufläche beträgt rund 2000 Hektar. Grund genug für Bestseller-Autor Jacques Berndorf, weiterhin misstrauisch zu sein:
    "Tatsache ist, wir müssen damit rechnen, dass wir riesige Löcher in die Landschaft bekommen, die ausgerechnet mit dem Titel Gesundheitslandschaft und dem Titel Vulkanlandschaft wirbt. Und das finde ich schon heftig."