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Umweg über Köln

Die Stimmung am Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt ist getrübt: Der hessische Verwaltungsgerichtshof hat ein vorläufiges Nachtflugverbot für den Großflughafen erlassen. Die Lufthansa-Frachttochter Cargo bringt das völlig aus dem Konzept und muss Flugzeuge über Köln umleiten.

Von Roman Warschauer | 20.10.2011
    Auch eine Woche nach der Entscheidung der Richter in Kassel ist Lufthansa Cargo Chef Karl Ulrich Garnadt noch immer verärgert: Die Abläufe in der Luftfracht hätten die Richter in keiner Weise berücksichtigt, sagt er. Durch die extrem komplizierten und weltweit vernetzten Warenströme sei eine so kurzfristige Änderung des Flugplans sehr schwierig: Deswegen bezeichnet Garnadt den neuen eigenen Flugplan auch als den reinen Irrsinn:

    "Wir werden zum Beispiel unser China-Programm so umgestalten, dass wir vor Beginn der Nachtflugsperre hier in Frankfurt die Flugzeuge nach Köln fliegen. Dort stehen die Flugzeuge drei bis vier Stunden – bis wir dann die Möglichkeit haben, in den russischen Luftraum einzufliegen, denn die russischen Behörden interessiert es überhaupt nicht, ob in Kassel ein Gericht uns kurzfristig den Flugplan nicht genehmigt. Das heißt, wir haben eine völlig unsinnige, überflüssige Doppelung der Start- und Landevorgänge."

    Zwei Verbindungen nach China fallen zudem ganz weg. Und mindestens einer der 18 Frachter des Typs MD11 wird zudem künftig in Köln/Bonn stationiert um in der Nacht nach Nordamerika zu starten und so noch am frühen Morgen Ortszeit in New York oder Chicago zu landen. Doch da ein großer Teil der Fracht im Laderaum ganz normaler Passagiermaschinen in Frankfurt landet. Müssen die Waren zunächst nach Köln transportiert werden:

    "Wir werden massiv Lastwagen nach Köln fahren müssen dann ab Januar. Das ist alles völlig überflüssig. Es kostet Zeit, es verbraucht unnötig Treibstoff und es verbraucht die Zeit unserer Kunden."

    Karl Ulrich Garnadt sieht Kosten im zweistelligen Millionenbereich auf das Unternehmen zukommen.

    2400 Mitarbeiter hat Lufthansa Cargo in Frankfurt. Hinzu kommen 400 Piloten und noch einmal etwa 1200 Mitarbeiter, die als Dienstleister für das Unternehmen vor allem in der Abfertigung arbeiten. Viele dieser Mitarbeiter würden sich nun sorgen machen, sagt der Betriebsratsvorsitzende Ralf Müller:

    "Ganz konkret machen wir uns natürlich Sorgen, wenn das so bleibt, wenn das Nachtflugverbot bestätigt wird. Dass zum Beispiel Frachter aus Frankfurt entweder abgezogen werden, oder dass vielleicht Lufthansa Cargo sich sein Konzept überlegt und sagt, okay, Frachter ist nachher dann unrentabel, wenn wir zu wenig Flüge haben. Dass man dann sogar sagt, dann fliegen wir eben nur noch in Passagiermaschinen die Fracht."

    Bei Lufthansa Cargo hofft man nun, dass die noch Ausstehende Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zu den Nachtflügen möglichst bald fällt und die Richter zumindest ein Minimum an Nachtflügen erlauben.