Samstag, 20. April 2024

Archiv

Umweltdaten
Bundesamt sieht Licht und viel Schatten

Das Umweltbundesamt hat die "Daten zur Umwelt 2015" herausgegeben. Dabei wird etwa das Trinkwasser fast überall in Deutschland als sehr gut bewertet. Aber es läuft nicht überall so gut, wie Daniela Siebert im Gespräch mit Stefan Römermann erläuterte.

Daniela Siebert im Gespräch mit Stefan Römermann | 04.08.2015
    Leitungswasser läuft am 08.03.2013 in Hannover (Niedersachsen) in ein Glas.
    Das Trinkwasser wurde vom Umweltbundesamt deutschlandweit als "sehr gut" bewertert (Lukas Schulze / dpa)
    Stefan Römermann: Was gibt es denn Neues, Daniela Siebert in Berlin?
    Daniela Siebert: Jede Menge, insgesamt 144 Seiten kommentierte Umweltdaten hat das Umweltbundesamt (UBA) hier heute auf den Tisch gelegt. Ich fange mal mit einer der besten Neuigkeiten an: das Trinkwasser wird fast überall in Deutschland als "sehr gut" bewertet. Stand 2013. Das steht im Detail aber nicht in der Papierfassung, sondern nur auf der Homepage des UBA. Nicht so gut läuft es dagegen mit dem Klimaschutz, vor allem im Bereich Verkehr, da kritisiert das UBA, das sei der einzige Sektor, der seine Emissionen seit 1990 nicht mindern konnte. Gründe dafür seien der Trend zu schweren, PS-starken Autos und zunehmender Güterverkehr auf der Straße.
    Daher forderte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger vorhin in der Pressekonferenz künftig die CO²-Grenzwerte für PKW-Flotten weiter zu drosseln, außerdem: "Wir halten es auch für zwingend notwendig, dass mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene und das Schiff verlagert wird und hier setzt durchaus das Aktionsprogramm Klimaschutz die richtigen Akzente, zum Beispiel auch mit der Einführung einer LKW-Maut für 7,5-Tonner, aber wir könnten uns vorstellen, dass man diese LKW-Maut auch auf 3,5-Tonner-Fahrzeuge ausweitet und wir brauchen endlich auch CO²-Grenzwerte für LKW, auch für Schiffe und für Flugzeuge sind CO²-Grenzen weiter zu entwickeln."
    Der Straßenverkehr sei für 18 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich so das UBA. Bezogen auf das Referenzjahr 1990 seien die Emissionen sogar um 0,6 Prozent gestiegen.
    Römermann: In welche Wunden legt das UBA seine Finger denn sonst noch?
    Siebert: Da gibt es ein besonders breites Themenfeld beim Umgang mit Ressourcen. Zum einen wird in der Landwirtschaft immernoch sehr viel Stickstoff eingesetzt, der am Ende auch Flüsse und Bäche so belastet, dass 90 Prozent von ihnen nach EU-Kriterien als mäßig bis schlecht gelten, was ihren ökologischen Zustand angeht. Hier könnte aber kurzfristig etwas passieren, weil in Deutschland ohnehin die Novellierung der Düngeverordnung ansteht. Maria Krautzberger:
    "Hier muss vor allem geregelt werden, dass Gülle effizienter eingesetzt wird und auch schneller in den Boden eingearbeitet wird, wichtig halten wir auch, dass größere Abstände zwischen den Gewässern und den landwirtschaftlich genutzten Flächen eingehalten werden, damit eben weniger Nährstoffe vom Feld in die Flüsse und Seen gelangen."
    Das andere heikle Ressourcenthema ist Verschwendung. Hier sieht das UBA noch viel Luft nach oben: zwar würden in Deutschland 70 Prozent aller Abfälle recycelt, das könne sich sehen lassen, noch besser sei aber, wenn Abfälle gar nicht erst entstehen. Damit plädiert das UBA für langlebige Geräte, die auch repariert werden können. Eine gesetzliche Mindestlebensdauer für Elektrogeräte sei wünschenswert.
    Keine guten Neuigkeiten gibt es beim Lärm: derzeit sind laut UBA 4,7 Millionen Bundesbürger nachts Lärmpegeln über 55 dBA ausgesetzt. Sei es an Straßen, Schienen oder in der Nähe von Flughäfen. Diese Werte lägen über denen, die die WHO als Grenze empfiehlt und stellten somit eine Gefahr für die Gesundheit dar.
    Ein Kapitel, das ich im UBA-Bericht vermisst habe, gilt der Umweltbelastung durch Radioaktivität bzw. Atommüll. Dafür sei man schlicht nicht zuständig erklärte Maria Krautzberger dazu auf Nachfrage.
    Manche Zahlen in dem UBA-Bericht sind ziemlich alt, da werden beispielsweise Daten aus dem Jahr 2010 genannt, wenn es um Beschäftigte im Umweltschutz geht, oder auch Nitratwerte im Grundwasser von 2010, auf solche überholten Informationen möchte ich daher nicht weiter eingehen.
    Aufhören möchte ich mit noch einer guten Neuigkeit aus dem UBA-Bericht: passend zur Hitze, wieder was mit Wasser: 98 Prozent der deutschen Badegewässer erfüllten 2014 die Anforderungen der EU-Badegewässerrichtlinie, die meisten davon sowohl an der Küste als auch im Binnenland mit dem Prädikat "ausgezeichnete Qualität".
    Diese Angaben beziehen sich auf jene 2300 Wasserstellen, die im letzten Jahr offiziell überwacht wurden. Dazu passend auch noch dies: für 2014 gibt das UBA eine Temperatur von 10,3 Grad Celsius im Jahresmittel an. Das war erstmals ein zweistelliger Wert. In Berlin herrschen derzeit übrigens 27 Grad.