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Unabhängigkeit Kataloniens
Tausende protestieren gegen die Inhaftierung von Aktivisten

Donnerstag 10 Uhr endet das Ultimatum aus Madrid. Jetzt hat die Inhaftierung zweier Anführer der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung die Spannungen zwischen Zentralregierung und Separatisten in Barcelona erneut verschärft. "Freiheit für die politischen Gefangenen!" war gestern Abend auf einem Protestmarsch immer wieder zu hören.

Von Burkhard Birke | 18.10.2017
    Dine Frau schwenkt die Flagge der katalanische Nationalisten "Estelada blava" auf einem Motorrad.
    In Barcelona protestierten rund 200.000 Menschen gegen die Verhaftung zweier Anführer der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung (dpa / picture alliance / Emilio Morenatti)
    "Freiheit für die politischen Gefangenen!!
    Zigtausende hatten sich am Abend auf dem Paseo de Gracia in Barcelona versammelt. Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder: Sie alle empfinden die Verhaftung zweier ihrer Anführer als ein Schlag ins Gesicht.
    Jordi Sanchez und Jordi Cruixart, die an der Spitze der Unabhängigkeitsbewegungen Asamblea Nacional Catalana und Omnium Cultural stehen, sitzen hinter Gittern. Der Vorwurf: Anstiftung zum Aufruhr, Behinderung der Justiz. Wenige Tage vor dem jetzt definitiv vom Verfassungsgericht für illegal erklärten Referendum hatten sie, auf beschädigten Fahrzeugen der spanischen Guardia Civil stehend, zu einer Menschenmenge gesprochen, die die Beamten hindern wollte, Räume wegen der Wahlvorbereitung zu durchsuchen.
    Die Jordis, wie sie im Volksmund genannt werden, rücken für Separatisten in den Märtyrerstatus. Die Rede ist von politischen Gefangenen.
    "Man kann nicht von politischen Gefangenen sprechen, sondern von gefangenen Politikern. Sie wurden wegen eines Vergehens eingesperrt. Sie haben die Polizei an der Arbeit gehindert."
    Ultimatum endet Donnerstag 10 Uhr
    Betonte indes Justizminister Catalá. Längst wird heftig darüber diskutiert, ob und wie unabhängig die Richterin gehandelt hat. Fakt ist: Die Inhaftierung kam zum ungünstigsten Zeitpunkt. Noch bis Donnerstag 10 Uhr läuft das endgültige Ultimatum. Nimmt die katalanische Regierung bis dahin nicht eindeutig ihre Unabhängigkeitsbestrebungen zurück, würde Madrid die Verwaltung der autonomen Region nach Artikel 155 der Verfassung übernehmen.
    Kataloniens Regierungschef Carles Puigdemont hatte in seinem Antwortbrief auf das erste Ultimatum erklärt, die Unabhängigkeit bliebe ausgesetzt.
    "Es gab zwei Anliegen, die Repression einzustellen – die Antwort darauf haben wir gestern mit der Inhaftierung bekommen, und das zweite: Lasst uns hinsetzen und reden."
    Weiter auf Unabhängigkeit bedacht
    Das Angebot zwei Monate zu verhandeln und für ein direktes Tete à tete Puigdemonts mit Mariano Rajoy steht, unterstrich Regierungssprecher Jordi Turull nach der Kabinettssitzung. An dieser Haltung wird sich bis Donnerstag nichts ändern, auch das wurde auf der Pressekonferenz klar.
    Die Regionalregierung strebt weiter nach Unabhängigkeit, daran würde auch die Entmachtung durch Madrid nichts ändern, glaubt Kataloniens Außenminister Raul Romeva.
    "Wenn jemand glaubt, dass das Problem durch die Inhaftierung der beiden Separatistenführer oder der ganzen Regierung gelöst wird, der verkennt die Realität."
    Kataloniens Separatisten haben eine Reise ins Unbekannte gelöst, anscheinend ohne Rückfahrkarte.
    Angst habe sie keine mehr, sagt Cristina, eine Frau mittleren Alters, deren Eltern aus anderen Teilen Spaniens stammen und dann stimmt sie ein in ein altes katalanisches Revolutionslied aus der Zeit der Franco Diktatur.