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Undokumentierte Studierende
New Yorker Dreamer wehren sich gegen Abschiebung

Rund 750.000 undokumentierte Studierende gibt es in den USA. Die sogenannten Dreamer haben nur einen befristeten Aufenthaltsstatus. Von den neuen US-Abschieberegeln sind sie vorerst ausgenommen. Doch sie fühlen sich bedroht. Jetzt haben Dreamer in New York und Los Angeles Workshops für betroffene Studierende organisiert.

Von Heike Wipperfürth | 01.03.2017
    Proteste an der City University of New York (CUNY) für die undokumentierten Studierenden am 8.12.2016.
    Proteste an der City University of New York (CUNY) für die undokumentierten Studierenden am 8.12.2016. (imago / Pacific Press Agency)
    "Wir kämpfen nicht nur für uns, sondern auch für unsere Gemeinschaften, die unter Beschuss stehen."
    Kürzlich in einem Hörsaal der City University of New York, kurz CUNY: Eine Gruppe von Dreamern diskutiert über die Massenabschiebungsbestimmungen der Trump Regierung.
    Es sei alles viel schlimmer gekommen, als sie gedacht habe, sagt Linda Yunda, eine Biologie-Studierende im zweiten Semester, die vor 16 Jahren als Zweijährige von ihren Eltern in die USA eingeschmuggelt wurde, um der Armut in ihrem Geburtsland Venezuela zu entkommen.
    "Ich habe Angst und bin viel vorsichtiger geworden. Mein Vater, meine Mutter und ich sind Einwanderer ohne Papiere, meine Brüder amerikanische Staatsbürger. Wer passt auf sie auf, wenn wir abgeschoben werden?"
    Rund 750.000 Dreamer in den USA
    Bei Razzien in sechs US-Bundesstaaten wurden kürzlich fast 700 illegale Einwanderer festgenommen. Auch die rund 4.500 undokumentierten Studierenden an der City University of New York fühlen sich nicht mehr sicher. Deshalb planen die Dreamer gemeinsam mit dem öffentlichen Sicherheitsdienst der Universität einen Workshop, um sich auf die neue Gefahrenlage einzustellen.
    Guadalupe Vidal, die Leiterin der Dreamer Gruppe:
    "Auch wenn der College-Präsident sagt, Immigrationsbeamte dürften unseren Campus nicht betreten, müssen wir uns darauf einstellen, dass sie in der U-Bahnstation sind. Wir wollen wissen, wie wir den Sicherheitsdienst auf sie aufmerksam machen können, so dass er andere Studierende über ihre Anwesenheit informieren kann."
    Noch gelten die 750.000 Dreamer in den USA als ausgenommen von den neuen Abschiebungsregeln. Doch seit einer von ihnen kürzlich im US-Bundesstaat Washington festgenommen wurde, fürchtet Linda Yunda das Schlimmste.
    Tiefes Verständnis für politische Systeme
    "Es war furchtbar, als ich erfuhr, dass Daniel verhaftet wurde. Ich wurde mit einer bitteren Realität konfrontiert, die ich bis jetzt nicht wahrhaben wollte."
    Die CUNY Dreamer Gruppe wird von Tatyana Kleyn unterstützt. Seit Donald Trumps Amtsantritt ist die Bildungsprofessorin sehr beschäftigt und hilft auch anderen Universitäten, die undokumentierten Studierenden besser zu verstehen.
    Dass sie undokumentiert sind, hat sie zu dem gemacht, was sie heute sind. Sie haben einen Sinn für Gerechtigkeit und ein tiefes Verständnis für politische Systeme entwickelt. Sie dürfen nicht wählen, verstehen aber, was es heißt, sich für ihre Rechte einzusetzen.
    Dreamer bekommen keine staatlichen Förderungsgelder
    CUNY fragt Studienbewerber weder nach ihrem Einwanderungsstatus noch brauchen sie höhere Studiengebühren zu bezahlen - wenn sie beweisen können, dass sie in New York leben und zur Schule gegangen sind.
    Aber sie bekommen keine staatlichen Förderungsgelder, um die Studiengebühren von 6.300 Dollar pro Jahr zu bezahlen – eine enorme Summe, wenn man bedenkt, dass ihre illegalen Eltern für wenig Geld arbeiten - und die Familien oft in Armut leben.
    Seit zwei Jahren versucht Tatyana Kleyn, die Chance der Dreamer auf eine permanente Aufenthaltsgenehmigung in den USA zu verbessern. Anfang Januar verschaffte sie 13 von ihnen eine Reiseerlaubnis nach Mexiko und wieder zurück – mit dem Ziel, dass sie zum ersten Mal legal in die USA einreisen konnten. Ein Investment für die Zukunft, erklärt Yatziri Tovar- Campos.
    Reist man legal in die USA ein, kann man eine permanente Aufenthaltsgenehmigung beantragen, wenn man einen US-Amerikaner heiratet. Sicher hilft ein Einreisestempel auch, wenn es zu einer Immigrationsreform kommt.
    Dreamer: "Wir haben auch Rechte"
    Aus Angst vor Einreisebeschränkungen rät Tatyana Kleyn ihren Dreamern, jetzt die USA nicht mehr zu verlassen. Schade, sagt Nancy Lopez. Doch sie sei überhaupt nicht resigniert.
    "Wir sind sehr besorgt, weil Trump 10.000 neue Einwanderungsbeamte einstellen will. Aber wir haben auch Rechte, auf die wir pochen, damit wir unser tägliches Leben weiterführen können."