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UNESCO stellt neues Bildungs-Programm vor

Weltweit leben 796 Millionen erwachsene oder schulpflichtige Menschen, die weder schreiben noch lesen können. Fast zwei Drittel dieser Analphabeten sind Mädchen oder Frauen, so die Ergebnisse des Weltbildungsberichts der UNESCO.

Von Suzanne Krause | 04.06.2011
    "Ein besseres Leben, eine bessere Zukunft", mit diesem Motto wirbt die UNESCO für ihren neuen Pakt, der rund um den Globus allen Mädchen und Frauen Zugang zur Bildung verschaffen soll. Denn das wird die Zukunft des gesamten Planeten verändern, sagt Irina Bokova, Generaldirektorin der UNESCO.

    "Vor allem die Bildung beschleunigt politische, wirtschaftliche, soziale Veränderungen. Mädchen und Frauen zu bilden, bedeutet den besten Impfstoff gegen Seuchen und Krankheiten. Es ist der Weg, um brachliegende Energien für die Entwicklung freizusetzen."

    Die UNESCO unterstreicht: Geht ein Mädchen zur Schule, verändert dies das Leben – des Mädchens und seiner späteren Kinder. Jedes zusätzliche Schuljahr senkt die Geburtenrate um zehn Prozent. Mali gilt als Vorbild: die jungen Frauen, die eine weiterführende Schule besuchten, bringen im Schnitt drei Kinder zur Welt. Statt sieben, wie die Analphabetinnen. Kann eine Mutter lesen, erhöht sich die Chance, dass ihr Kind älter als fünf Jahre wird, um 50 Prozent. Zudem: Mütter mit Bildung erziehen ihre Kinder zu mehr Bildung. Und: verglichen mit Analphabetinnen, haben Mädchen, die eine weiterführende Schule besuchen, fünf Mal mehr Chancen, über AIDS aufgeklärt zu werden. Mit ihrem neuen Pakt fordert die UNESCO nun weltweit einen Mentalitätswandel: Mädchen sollen den gleichen Zugang zu Bildung erhalten wie Jungen. Ein Ziel, das der UN-Generalsektär Ban-Ki Moon ebenso befürwortet wie auch die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton.

    "Die Vereinigten Staaten sind stolz, mit der UNESCO gemeinsam eine Studie zum Thema Erziehung für Mädchen und Frauen in der Welt zu starten; wir hoffen, dass dies eine neue und wichtige Studie sein wird. Und bevor Sie nun sagen, schon wieder ein Bericht!, lassen Sie mich kurz einwerfen, dass dieser Bericht sich aus der einmaligen Erfahrung der UNESCO im Bereich Datenerhebung und Analyse nährt. Und er wird uns neue Einblicke verschaffen in die Ursachen für die Ungleichheit der Geschlechter in der Erziehung und was wir dagegen tun können."

    Nokia ist der Initiative schon beigetreten: Mit Mitteln des Handyherstellers sollen in Afrika und Asien junge Frauen Alphabetisierungsförderung erhalten, via Handy. Microsoft engagiert sich beim Programm, speziell Mädchen in abgelegenen Regionen den Internet-Zugang zu ermöglichen. Pakt-Partner ist auch Bangladesch: Dort setzte die Regierung schon vor 30 Jahren auf mehr Bildung für Mädchen und Frauen - die Sterblichkeit bei Kindern und Müttern sank seither deutlich. Und: Bangladesch ist eines der wenigen Länder weltweit mit einer Frau an der Regierungsspitze. Premierministerin Sheika Hasina erklärt mit einem Sprichwort ihr Engagement für Mädchenförderung:

    "Wenn man einen Jungen erzieht, wird man einen Jungen ausbilden. Wenn man hingegen ein Mädchen erzieht, wird man ihre Familie und die gesamte Nation ausbilden."

    Nicht nur die UNESCO hat die Mädchen im Visier. Beim G-8-Gipfel, vergangene Woche in Deauville, präsentierten Parlamentarier aus 35 Ländern einen Aufruf: Bei der Entwicklungspolitik sollen endlich auch die Mädchen und deren Belange berücksichtigt werden. Denn mehr als ein Viertel der heutigen Bevölkerung in Asien, Lateinamerika und Schwarzafrika ist weiblich und zwischen 10 und 24 Jahre alt: eine wahre Bombe betreffs der zu erwartenden Geburtenrate. Mit ihrem Pakt hofft UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova nun, das Ruder noch herumreißen zu können.

    "Leider sind wir derzeit weit davon entfernt, die Ziele der Millenniumserklärung zur weltweiten Entwicklung fristgerecht zu erreichen."