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Ungarn unter Orbán
Das schwierige Verhältnis zwischen Budapest und Brüssel

Als Ungarn im Mai 2004 EU-Mitglied wurde, war die Zustimmung in der Bevölkerung groß. "Fortschritt durch Kompromiss" lautete die Devise damals. Als erstes Land ratifizierte Ungarn den Vertrag von Lissabon. Der heutige Regierungschef Victor Orbán setzt weniger auf Kompromiss denn auf Konfrontation.

Von Stephan Ozsváth | 24.03.2018
    Ungarns Premierminister Viktor Orban im EU-Parlament
    Der heutige Regierungschef Victor Orbán setzt weniger auf Kompromiss denn auf Konfrontation. (AFP/ Emmanuel Dunand)
    In der Flüchtlingsfrage, im Umgang mit Nichtregierungsorganisationen, der Presse oder den Hochschulen. Orbáns Leitspruch: mehr Nation, weniger Europa. Ernüchterung und Desinteresse haben sich breit gemacht. Auf beiden Seiten. "Gesichter Europas" spürt in Budapest und Brüssel den Gründen für das schwierige Verhältnis nach.
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