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Ungesund kostet mehr

Den Ungarn geht es nicht anders als den Deutschen, den Niederländern oder den Amerikanern: Sie werden immer dicker. Die Regierung des Landes hat die Lebensmittelindustrie als Schuldigen ausgemacht, speziell die Hersteller von als ungesund geltenden Produkten wie Kartoffelchips oder Schokoriegel.

Von Harriett Ferenczi | 13.07.2011
    Die Ungarn sind viel zu dick und das soll sich ändern. Da wird die so genannte Chipssteuer eingeführt, die Lebensmittel mit zu viel Zucker, Salz, Kohlehydraten und Koffein mit einer hohen Sonderabgabe bis zu 40 Prozent belegt. Regierungssprecherin Anna Nagy:

    "Ab 1. September müssen Steuern für Lebensmittel gezahlt werden, deren Konsum nachweislich ungesund ist. Und die Liste der betroffenen Produkte kann jederzeit erweitert werden."

    Auf der aktuellen Liste der ungesunden Lebensmittel stehen Chips, Schokoriegel, Eiscreme, Törtchen, Tütensuppen, Energiedrinks und vieles andere mehr. Staatssekretär für Kommunikation Zoltan Kovacs:

    "Die Menschen sollen angeregt werden, sich gesünder zu ernähren. Und die Produzenten sollen stimuliert werden, immer weniger ungesunde Erzeugnisse herzustellen."


    Bei inländischen Produkten zahlen die Hersteller, bei Importen die ungarischen Vertreiber. Damit protestiert der Lebensmittelhandel und meint, die Chipssteuer diene nicht gesundheitlichen Zielen, sondern vielmehr der Geldeintreiberei. Tamas Eder:

    "Diese neue Steuer wird sich in den Preisen niederschlagen, damit wird sich die Nachfrage verringern, das heißt weniger Anspruch auf Produktion und letztlich Arbeitsplätze."

    Mit Sanktionen und Verboten konnte noch kein Volk gesund gemacht werden, erinnert die Kritiker der Chipssteuer. Auch die Konditoren in Ungarn lehnen sich auf. Der Chef ihres Verbandes, Janos Pataki, erinnert an die ohnehin niedrige Gewinnspanne seiner Zunft:

    "Der Produzent muss die Steuer zahlen. Doch die wird er in seine Preise einbauen müssen, die ohnehin sehr schmal kalkuliert sind."

    Ausgeschlossen von der Chipssteuer sind allerdings Produkte der Fast-Food-Ketten und deftige ungarische Kalorienbomben, wie die gute fette Bauernwurst und berühmte Gänseleberpastete. Mit der Chipssteuer - so die offizielle Begründung - soll der Konsum ungesunder Lebensmittel gebremst werden. Denn eine kranke Gesellschaft koste dem Staat zu viel Geld. Aus der Chipssteuer verspricht sich der Fiskus Einnahmen in Milliarden-Höhe. Die sollen offiziell für die Erhöhung der niedrigen Gehälter von Ärzten und Schwestern eingesetzt werden.