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Ungleiche Vermögensverteilung
Reiche werden reicher, Arme ärmer

Die Konzentration des Privatvermögens in Deutschland setzt sich fort. Nach neuen Zahlen des Bundessozialministeriums verfügten 2013 die oberen zehn Prozent der Haushalte über fast 52 Prozent des Nettovermögens; 1998 waren es gut 45 Prozent. Der Vermögensanteil der unteren 50 Prozent sank im gleichen Zeitraum von 2,9 auf ein Prozent. Der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Linkspartei verlangen angesichts der Entwicklung ein Umsteuern.

25.01.2016
    Ein Mann schaut am in Düsseldorf auf der Königsallee in ein Schaufenster mit Luxusuhren, während neben ihm ein Bettler um Geld bittet.
    Ein Mann schaut am in Düsseldorf auf der Königsallee in ein Schaufenster mit Luxusuhren, während neben ihm ein Bettler um Geld bittet. (picture alliance / dpa / Martin Gerten)
    Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann forderte mehr Steuergerechtigkeit. Er bezeichnete es als "Unfug", dass Arbeit mit bis zu 42 Prozent, Kapitaleinkommen aber lediglich mit 25 Prozent besteuert würden. Nötig sei die Abschaffung der Abgeltungssteuer und die Wiedereinführung der Erbschaftsteuer auf große Vermögen. "Das ist keine Steuererhöhungsorgie", meinte Hoffmann.
    Der Sozialverband Deutschland warnte vor einer wachsenden Kluft zwischen Armen und Reichen. "Die zunehmende Vermögensungleichheit in Deutschland ist ein ernstes Problem, das auf die politische Tagesordnung gehört", erklärte Verbands-Präsident Adolf Bauer in Berlin. Es müsse mehr für "sozialen Ausgleich" getan werden.
    "Umverteilung von oben nach unten"
    Und die stellvertretende Vorsitzende der Linken-Fraktion im Bundestag, Sabine Zimmermann, forderte in der "Passauer Neuen Presse" eine "Millionärssteuer". Denn ihrer Ansicht nach findet in Deutschland "eine enorme Umverteilung von unten nach oben statt."
    Beim arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln sieht die Lesart etwas anders aus. Hier verweist man darauf, dass sich das Vermögen der oberen zehn Prozent der Haushalte bis 2008 zwar erhöhte (52,9%). Seither sei es aber wieder etwas gesunken (51,9%).
    Fünfter Armuts- und Reichtumsbericht
    Das Bundessozialministerium nennt im übrigen zwei unterschiedliche Zahlen. Die eine beruht auf Erhebungen des Statistischen Bundesamtes (EVS), die andere beruht auf Berechnungen des Sozio-Ökonomischen Panel des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (SOEP). Das Ministerium erläutert: "Die Vermögen umfassen im engeren Sinne das verzinsliche Geldvermögen (Spar- und Bauspargutachten, Wertpapiere, Termingeld und angesammeltes Kapital bei Lebensversicherungen) und die Verkehrswerte von Immobilien abzüglich Bau- und Konsumschulden. Im SOEP werden zusätzlich auch Betriebsvermögen sowie Sachvermögen in Form wertvoller Sammlungen wie Gold, Schmuck, Münzen oder Kunstgegenstände einbezogen."
    Die Zahlen bilden die Grundlage für den fünften Armuts- und Reichtumsbericht, der voraussichtlich in diesem Jahr vorgelegt werden wird.
    (fe/tzi)