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Uni Bielefeld sucht exzellenten Nachwuchs

Ende 2007 ging die Exzellenzinitiative in die zweite Runde. Das Ergebnis: An den deutschen Universitäten gibt es mittlerweile 40 Graduiertenschulen und 30 Exzellenzcluster. Für die Graduiertenschule und den Exzellenzcluster der Universität Bielefeld müssen deshalb jetzt schnell rund 250 Wissenschaftler und Doktoranden her.

Von Miriam Grabenheinrich | 28.05.2008
    Roboter und computeranimierte Figuren: Das ist der Forschungsbereich, in dem sich die Bielefelder Universität zukünftig profilieren möchte. Im Rahmen des neuen Exzellenzclusters "Cognitive Interaction Technology". Forscher aus verschiedenen Disziplinen, wie Informatik, Physik und Psychologie, wollen die Interaktion zwischen Mensch und Maschine verbessern. Dafür wurden bereits zwanzig neue wissenschaftliche Mitarbeiter und Doktoranden eingestellt - einhundertdreißig sollen in den nächsten Jahren folgen. Und darum kümmert sich die Geschäftstelle des Clusters: Durch Ausschreibungen in Fachzeitungen und überregionalen Printmedien werden Spezialisten gesucht. Eine umfangreiche Aufgabe, weiß der Sprecher des Clusters Professor Helge Ritter:

    "Die anderen Exzellenzcluster sind auch dabei ihr Personal zu rekrutieren ... Wir müssen einfach mit der Konkurrenz leben, aber wir haben den Eindruck, dass wir da ganz gut unterwegs sind. Wir haben sogar einen Kollegen aus dem Münchener Exzellenzcluster nach Bielefeld locken können. "

    Helge Ritter baut auf persönlichen Kontakt, wenn er einen Wissenschaftler von Bielefeld überzeugen will.

    "Dann kann man noch ein bisschen telefonieren und dann muss man eben sehen, was man im Einzelnen anbieten kann. Und man muss auch sagen, Bielefeld hat auf der einen Seite zwar nicht die Zugmöglichkeiten vom Umfeld her wie Berlin oder München, auf der andere Seite ist natürlich ein Euro auch mehr wert als in diesen Städten und das ist manchmal auch ein gewisser Faktor. "

    6,5 Millionen Euro bekommt der Cluster pro Jahr. Davon wird ein Drittel in die Infrastruktur investiert, also für die Verwaltung und die Anschaffung neuer Technik. Von dem Rest sollen die neuen Mitarbeiter bezahlt werden. Und die bekommen oftmals Verträge für zwei bis drei Jahre. So auch Jonathan Maycock: Der Physiker kommt aus Irland und programmiert als wissenschaftlicher Mitarbeiter verschiedene Roboter. Er hat sich für den Bielefelder Cluster entschieden, weil ihn das interdisziplinäre Forschen interessiert.

    "In diesem Cluster gibt es eine gute Chance mit anderen Leute in verschiedenen Fakultäten zu arbeiten. Ich finde das ist sehr interessant, weil es Leute mit anderen Information gibt. Und es ist auch wichtig, dass ich wenn ich in einer sehr großen Gruppe arbeite, es die Möglichkeit gibt, viele Kontakte zu haben. Das ist vielleicht wichtig für die Zukunft wenn ich noch einen Vertrag haben möchte. "

    Ein paar Flure weiter im Bielefelder Universitätsgebäude: Hier treffen sich wöchentlich mehrere Dutzend Doktoranden der neuen Graduiertenschule im Methodik-Seminar. Die Graduiertenschule ist ein Zusammenschluss der Soziologie und Geschichte und wird mit einer Millionen Euro jährlich gefördert, ebenfalls über die Exzellenzinitiative. In den kommenden Jahren sollen rund einhundertfünfzig Doktoranden interdisziplinär ausgebildet werden. Die 32-jährige Marie-Christine Heinze hat in Bonn Islamwissenschaften studiert und promoviert jetzt in Bielefeld. Die Doktorandin hat sich auf Anzeige bei der Graduiertenschule beworben. Der besondere Anreiz: Ein dreijähriges Stipendium von monatlich eintausenddreihundert Euro.

    "Es ist ne große Erleichterung jetzt dieses Stipendium zu haben. Ich muss mir überhaupt keine Gedanken für die nächsten drei Jahre über meine Finanzierung machen. Und zusätzlich habe ich die Möglichkeit, wenn ich zu Workshops reisen möchte oder Konferenzen ... einen Antrag hier zu stellen und mir zusätzlich unter die Arme greifen zu lassen mit Reisekosten. Und das gibt einem die Möglichkeit zu gucken, wo kann ich andocken und was ist gut für meine weitere Karriere."

    Die Promotion in der Graduiertenschule verläuft sehr strukturiert: Die Doktoranden sollen innerhalb von drei Jahren fertig werden. Der Sprecher der Graduiertenschule, Professor Jörg Bergmann, achtet bei der Auswahl der Nachwuchswissenschaftler auf ganz besondere Kriterien:

    "Wir wollen Doktoranden haben, die ein Profil haben. Die sollen nicht angepasste Typen sein. Die sollen schon Leute sein, die ihren eigenen Kopf haben, die vielleicht ein bisschen eigenwillig sind, starrköpfig sind und auch wenn man es jetzt positiv übersetzt, die originell sind. Das ist für mich ein wichtiges Kriterium. Ich weiß , dass es gerade mit der Exzellenzinitiative auch Erwartungen gab, dass man mit der Beschleunigung der Promotionsphase und mit der leichteren Vermarktung der Themen die Universität näher an die Wirtschaft heranfährt, aber ich glaube das ist sehr kurzfristig und kurzsichtig gedacht. "

    Insgesamt rund einhundert wissenschaftliche Mitarbeiter und Doktoranden hat die Bielefelder Universität bereits akquiriert. Einhundertfünfzig weitere sollen folgen - auch neue Professoren sind anvisiert. Die Organisatoren sind zuversichtlich, dass sie gute Mitarbeiter nach Bielefeld locken können: Durch Ausschreibungen, Mund zu Mund Propaganda und viele Telefonate.