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Uni Freiburg
Immer neues Material erschwert Abschlussbericht zu Doping

An der Universität Freiburg ist die Aufarbeitung des Dopingskandals in der Sportmedizin noch immer nicht abgeschlossen. Jetzt bahnt sich offenbar ein gemeinsames Treffen aller Beteiligten an.

Von Michael Brandt | 05.12.2014
    Letizia Paoli, Leiterin der Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin, eröffnet am Montag dem 12. 09. 2011 in Freiburg eine Pressekonferenz zu Beginn des dreitägigen Symposiums Sportmedizin und Doping in Europa.
    Letizia Paoli, die Leiterin der Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin. (Imago / Winfried Rothermel)
    Die Situation um die Evaluierungskommission ist nach wie vor festgefahren. Aber nach einer Anfrage des Deutschlandfunks an die Universität Freiburg, wie hoch die Kosten der Kommission bislang sind, kommt zumindest ein wenig Bewegung hinein. Kommissionspräsidentin Letizia Paoli erklärt, dass es im kommenden Jahr ein Treffen mit der Uni Freiburg und dem Wissenschaftsministerium geben soll. Und dass auf diesem Treffen auch über die Effizienz der Kommission gesprochen werden soll. Auf Anfrage des Deutschlandfunks hatte die Universität erklärt, dass sie für die Arbeit unter der Vorsitzenden Paoli von 2008 bis heute rund 894 000 Euro bezahlt hat. Den weitaus größten Anteil von brutto 362 000 Euro macht das Honorar für Paoli bis 2011 aus, das die Universität Freiburg an ihren Arbeitgeber, die Katholische Universität Leuwen überwiesen hat.
    Jochen Schwiewer, Rektor der Universität Freiburg, bestätigt diese Zahlen dem Deutschlandradio, fügt aber hinzu:
    "Wir sehen uns in der Verantwortung dafür gerade zu stehen, deswegen ist dieser monetäre Aspekt neben dem Aufklärungswillen nachrangig. Wir erwarten aber doch am Ende Leistungen und Ergebnisse."
    Klar ist, dass einige Mitarbeiter der zunächst 8 köpfigen Kommission hart gearbeitet haben. Maßgeblich der Sportwissenschaftler Andreas Singler und der emeritierte Heidelberger Sportpädagoge Gerhard Treutlein haben jeweils mehrere 100 Seiten starke Gutachten über die Mediziner Herbert Reindell, Armin Klümper und Joseph Keul verfasst, die bislang allerdings nicht veröffentlich werden können, da die Kommission noch keinen Abschlussbericht vorgelegt hat.
    Eigentlich war bei einem Treffen von Kommission und Uni Freiburg gemeinsam mit Wissenschaftsministerin Theresia Bauer im September 2013 verabredet, dass dieser Bericht bis Mai 2014 vorgelegt werden sollte, allerdings berichtet Rektor Schiewer jetzt, dass es seit dem Treffen nur eine Kommissionssitzung gab
    "Ich muss gestehen, dass mich das extrem überrascht hat, dass es nur eine Kommissionssitzung, ich glaube am 13. 11. 2013 gegeben hat. Ich bin davon ausgegangen nach unserem letzten Treffen, dass es ein klares Arbeitskonzept gibt, dass im vereinbarten Zeitrahmen abgearbeitet wird."
    Die Kommission begründet die Verzögerung mit der Tatsache, dass immer neues Material dazugekommen sei, und dass ihr immer wieder Zugang zu Akten verwehrt worden sei. Gerhard Treutlein:
    "Jedes Mal wenn wir fast fertig sind, mit einem Gutachten, dann kommen immer neue Materialien. Als Wissenschaftler - und ich bin Historiker - besteht der Grundsatz, dass man alles, was erreichbar ist auch berücksichtigen muss."
    Es geht etwa um eine Akte der Staatsanwaltschaft Freiburg über Armin Klümper, die erst kürzlich aufgetaucht ist.
    Zu dem sachlichen Problem ist ein offenbar ein atmosphärisches zwischen Uni Freiburg und Letizia Paoli dazugekommen, weshalb auf Vorschlag von Kommissionsmitglied Treutlein ein erneutes Treffen mit Ministerin Bauer einberufen werden sollte. Dieses Treffen wurde zunächst für den 1. Dezember geplant, dann für den 18., dann sagten auch für diesen Termin mehrere Mitglieder, unter anderem Letizia Paoli ab.
    "Im Moment ist die Lage unklar. Ich halte den 18.12. nach wie vor frei. Ich halte es für dringend geboten, zusammenzukommen und miteinander über den weiteren Gang der Dinge zu reden. Es wäre wichtig, dass man bald eine Verständigung über einen konkreten Arbeitsplan erzielt."
    In Reaktion auf die Anfrage des Deutschlandradios hat Letizia Paoli inzwischen erklärt, dass man sich im kommenden Jahr zu dem Gespräch treffen werde, - die Terminfindung laufe derzeit.
    Was den Abschlussbericht der Kommission angeht, gibt es derzeit zwei widerstrebende Interessen. Auf der einen Seite der Wunsch, dass die bereits vorhandenen Gutachten schnell an die Öffentlichkeit kommen. Darin dürften auch brisante Verbindungen zwischen Freiburger Sportmedizin und Politik aufgedeckt werden. Auf der anderen der Wunsch nach Gründlichkeit. Ministerin Bauer sucht einen Kompromiss.
    "Ich gehe nach wie vor davon aus, dass es ein gemeinsames Aufklärungsinteresse gibt. Man muss es mit dem nötigen Pragmatismus verbinden, wie man zu einem Ergebnis kommt. Und vielleicht auch zugestehen Nach Abschluss der Arbeit geht es in einer anderen Form weiter."