Donnerstag, 18. April 2024

Archiv

Uni Konstanz
Kritik an Kosten für Kita-Neubau

Viele Hochschulen bieten ihren Mitarbeitern und Studierenden Kinderbetreuung in der Uni-eigenen Kita an. So auch die Uni Konstanz, die 2006 in die Exzellenz-Förderung des Bundes aufgenommen wurde. Die Uni-Kita wird jetzt allerdings vom Landesrechnungshof kritisiert: Viel zu teuer sei sie geworden. Hat die Uni sich einen "Exzellenz-Kindergarten" gebaut?

Von Thomas Wagner | 30.07.2015
    Kinderspielzeug hängt an einem Rahmen. Im Hintergrund spielt eine Erzieherin mit zwei kleinen Kindern
    Exzellente Betreuung für exzellente Uni? Die Kita der Uni Konstanz steht in der Kritik. (dpa / Julian Stratenschulte)
    Geräumige, lichtdurchflutete Gänge, Glasfassaden: Im Kinderhaus "Knirps und Co." der Uni Konstanz fühlen sich die Mädchen und Jungen pudelwohl: "Der Verein‚ Knirps und Co. e. V. an der Universität hat sehr viel Wert auf helle und transparente Räumlichkeiten gelegt. Wir sind hier im Eingangsbereich. Wir wollen, dass sich die Eltern hier wohlfühlen. Dann ist es auch für die Kinder viel einfacher, dass sie sich hier wohlfühlen und wir sie hier begleiten können."
    Stolz zeigt Petra Gutsmuths-Dietrich, Leiterin der Konstanzer Uni-Kita, die großzügig gestalteten Gruppenräume, in denen die Kleinen deutlich hörbar ihren Spaß haben. Weitaus weniger spaßig finden das die "Großen". Genauer gesagt: Die Großen im Landesrechnungshof Baden-Württemberg. "Ganz konkret auf Konstanz bezogen: Da gibt es Experimentierräume, Theaterräume, Ruheräume fürs Personal, Atelierräume, Es gibt im Innenraum einen Wasserspielraum und einen Sandkastenspielraum. Und das finden wir dann schon auch fragwürdig", so Armin-Hagen Berberich vom Landesrechnungshof Baden-Württemberg in Karlsruhe. Der hat in seiner jüngsten Denkschrift der Uni Konstanz einen Rüffel erteilt: Zu viel des Guten bei der Ausstattung des Kinderhauses, heißt es da. "Da fällt auf, dass wir eine Architektursprache haben, die sehr teuer ist: Wir haben eine enorme Fassadenabwicklung, alles in Glas, von der Decke bis zum Boden."
    Besonderes pädagogisches Konzept
    All das, so die Prüfer vom Landesrechnungshof, habe Mehrkosten von einer Million Euro verursacht, bei einem Gebäude, das insgesamt fünf Millionen Euro gekostet hat. Am Bodensee kommt die Kritik, kaum überraschend, nicht gut an: "Ich bin mir sicher: Es wurde dort nicht geprasst!" betont Professor Ulrich Rüdiger, Rektor der Uni Konstanz - und verweist auf den besonderen Auftrag eines Uni-Kinderhauses: Die nämlich besteht in Konstanz nicht nur aus 65 regulären Kita-Plätzen, sondern zusätzlich auch aus 60 Krippenplätzen für Kleinkinder und 20 Nachmittags-Betreuungsplätzen für Schulkinder. Folge: Mehr Raumbedarf - Krippenplätze benötigten nun mal mehr Fläche. Das habe der Landesrechnungshof in seiner Kritik aber nicht berücksichtigt. Hinzu komme das besondere pädagogische Konzept, das einer Uni-Kita besonders gut zu Gesicht stehe, erklärt Kita-Chefin Petra Gutsmuths-Dietrich:
    "Wir legen Wert darauf, dass wir nicht nur den kognitiven Bereich unserer Kinder unterstützen, sondern auch den sozial-emotionalen Bereich, wo sie über Bewegungen Lerninhalte vermittelt bekommen, dass sie die Angebote sehr motiviert verfolgen können, dass sie Interessen nachhaltig im Gruppenalltag erleben. Als gerade besonders Krippenkinder sind sehr auf die Motorik angewiesen. Sie brauchen Geräte, wo sie drüber klettern können. Die Kindergartenkinder brauchen Funktionsbereiche, ein Malatelier, den Bewegungsraum."
    Das heißt: Die exzellente Uni Konstanz, die 2006* in die Exzellenz-Förderung des Bundes aufgenommen wurde, hat sich einen "exzellenten" Kindergarten gebaut. Das aber, betont Rektor Rüdiger, sei auch notwendig. Denn wenn die Uni Konstanz um exzellente Wissenschaftler in aller Welt wirbt, ist der Nachweis einer guten Kinderbetreuung ein wichtiges Kriterium:
    "Das Kinderhaus ist einfach integraler Bestandteil für Berufungen, wie wir für Konstanz rekrutieren. Wir bewegen uns auf einem internationalen Markt. Und viele andere Universitäten wollen auch die besten Leute haben. Und ich erlebe es hier regelmäßig bei Berufungsverhandlungen, dass am Ende genauso die Möglichkeit, Kinder unterzubringen, verhandelt wird, wie über Gehaltskomponenten. Insofern: Das Kinderhaus ist für uns elementar, uns als gesamte Universität weiter zu entwickeln."
    Einheitliche Kriterien für Hochschul-Kitas?
    Dennoch lässt sich die Kritik des Landesrechnungshofes nicht so einfach wieder ausradieren. Er empfiehlt in seiner Denkschrift die Erarbeitung einheitlicher Kriterien für Hochschul-Kitas - eine Anregung, die das baden-württembergische Finanzministerium aufgreifen möchte. Der Konstanzer Uni-Rektor Ulrich Rüdiger steht dieser Idee dagegen skeptisch gegenüber: "Da muss ich jetzt doch ein bisschen lächeln: Gleiche Kindergartenstrukturen für gleiche Landesuniversitäten - da die Landesuniversitäten höchst unterschiedlich sind, dürfen sich doch auch die Kinderhäuser unterscheiden."
    Anmerkung der Redaktion: In einer vorigen Fassung des Textes hieß es, die Uni Konstanz sei 2012 in die Exzellenz-Forderung aufgenommen worden. Das ist nicht korrekt: Sie wurde bereits 2006 aufgenommen.