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Uni-Literatur
Bibliotheken könnten Ausleih-Daten an VG Wort geben

NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze strebt an, dass Uni-Bibliotheken der VG Wort Daten über digital genutzte Studien-Literatur übermitteln, um deren Autoren gerechter zu bezahlen. Das sagte sie im DLF. Der Bundesgerichtshof hatte kritisiert, dass Unis nur einen Pauschalbetrag an die VG Wort überweisen statt Summen für tatsächlich genutzte Inhalte.

Svenja Schulze im Gespräch mit Manfred Götzke | 16.12.2016
    Die nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Svenja Schulze
    Die nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (2014) (picture alliance / dpa / Federico Gambarini)
    Manfred Götzke: Digitaler Semesterapparat – mit diesem etwas sperrigen Begriff ist eigentlich nichts anderes gemeint als eine Onlineplattform, wo ein Dozent Texte für seine Studenten einstellt. So weit, so normal und unproblematisch. Ein Problem gab es allerdings bei der Bezahlung der Autoren dieser Texte. Bisher haben die Hochschulen einfach einen Pauschalbetrag an die Verwertungsgesellschaft Wort überwiesen. Und dieses Verfahren hat der Bundesgerichtshof als unfair beurteilt, weil die Autoren nicht nach der tatsächlichen Nutzung der Texte bezahlt wurden, sondern einfach ein Betrag pauschal überwiesen wurde. Nach langem Hin und Her hat sich die VG Wort gestern Abend mit den Wissenschaftsministern der Länder auf ein neues Verfahren geeinigt. Wissenschaftsministerin in Nordrhein-Westfalen ist Svenja Schulze, und Sie habe ich gefragt, ob die Studierenden also auch in Zukunft digital arbeiten können.
    Svenja Schulze: Ja, auf jeden Fall. Die digitalen Semesterapparate an den Hochschulen bleiben erhalten. Wir können also mit der digitalen Hochschule weitermachen, und das ist wirklich das Fantastische an der Einigung jetzt mit der VG Wort. Die Details werden wir jetzt noch in den nächsten Monaten aushandeln, aber ich bin sehr froh, dass es da gelungen ist, noch mal alle wieder an einen Tisch zu holen.
    "Es kann nicht sein, dass der einzelne Professor, die Professorin oder die Studierenden in irgendeiner Form da was erheben müssen"
    Götzke: Das Stichwort – die Details gibt es ja noch nicht – ist Flatrate für wissenschaftliche Arbeiten. Wie sollte und wie könnte die aussehen?
    Schulze: Ich denke, dass wir über die Details noch miteinander reden müssen. Mir ist wichtig, dass das eine praktikable Lösung ist. Es kann nicht sein, dass der einzelne Professor, die Professorin oder die Studierenden in irgendeiner Form da was erheben müssen. Da müssen wir intelligentere Lösungen finden, und da gibt es auch schon erste Ideen, und ich bin da sehr zuversichtlich.
    Götzke: Hintergrund bei diesem ganzen Streit ist ja ein Urteil des Bundesgerichtshofs, und das hat die Praxis der Länder, einfach eine Pauschale an die VG Wort zu zahlen, als ungerecht beurteilt, weil die Autoren ja nicht entsprechend der Texte, die dann tatsächlich verwendet werden, bezahlt werden. Wie wollen Sie beides sicherstellen? Also, nicht bürokratisch, und trotzdem faire Abgeltung.
    Schulze: Ich kann die VG Wort verstehen beziehungsweise die Autorinnen und Autoren, die sagen, es gibt so viel mehr Studierende, da wollen wir auch für die verstärkte Nutzung andere Gebühren irgendwie im Grunde genommen dann haben. Ich glaube, dass wir viel stärker schauen müssen, welche Rolle die Bibliotheken spielen können. Die sind heute sehr gut, die sind digital sehr versiert, und ich kann mir gut eine Lösung vorstellen, in der die Bibliotheken eine stärkere Rolle spielen.
    Götzke: Können Sie es vielleicht ein bisschen konkreter umreißen, damit wir eine Ahnung davon haben, wie eine Lösung aussehen könnte?
    Schulze: Die Bibliotheken wissen ja, was ausgeliehen wird. Und wenn die das stärker erheben können, und das müssen wir jetzt mal schauen, ob das auf dem Weg geht, dann hätten wir ja jemanden, der das auch für die VG Wort aufbereiten könnte.
    "Wir sind ganz fest entschlossen, dass es vor allem die digitalen Semesterapparate weiter gibt"
    Götzke: Aber es geht ja um digitale Ausleihen sozusagen, das digitale Ausleihen. Da sollen Systeme entwickelt werden, dass man dort erfassen kann, welcher Text wie häufig von einem Dozenten dort entnommen und irgendwo eingestellt wird, oder wie muss ich mir das vorstellen?
    Schulze: Die Hochschulen, Bibliotheken sind ja heute sehr stark in der Digitalisierung schon unterwegs. Das sind ja keine einfachen Bibliotheken mehr, wo man Bücher ausleiht, sondern die managen auch die Onlineauftritte und das Onlineverfahren da. Und ich glaube schon, dass die Bibliotheken da Kompetenzen haben, und deswegen muss man jetzt einfach darüber reden und verhandeln. Ich glaube, dass in die Richtung Lösungen gehen können.
    Götzke: Also bis zum 30. September ist ja jetzt erst mal die Frist verlängert worden, also das bisherige Verfahren kann jetzt weiter verwendet werden. Wird es denn bis dahin tatsächlich eine Lösung geben?
    Schulze: Ja. Wir sind ganz fest entschlossen, dass es vor allem die digitalen Semesterapparate weiter gibt, dass es eine bruchlose Nutzung gibt, und dass die Qualität für die Studierenden und Lehrenden erhalten bleibt und man trotzdem den Ideen, Interessen der VG Wort nachkommt. Und ich glaube, dass da Sachen möglich sind, und dass die Zeit auch ausreicht, um da weiter zu kommen.
    Götzke: Sagt Svenja Schulze, NRW-Wissenschaftsministerin. Sie und ihre Kollegen haben sich mit der VG Wort grob bei der Vergütung digitaler Texte geeinigt.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.