Donnerstag, 28. März 2024

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Unicef-Bericht
Jedes zehnte Kind wächst im Krieg auf

Hass, Gewalt und Missbrauch - für rund 230 Millionen Kinder weltweit sind das zurzeit die prägenden Erfahrungen ihrer Kindheit. Zu diesem Schluss kommt der Unicef-Bericht "Kinder zwischen den Fronten". Besonders groß ist die Not demnach in Syrien, im Irak , Südsudan, Jemen und der Zentralafrikanischen Republik.

30.06.2015
    Kinder in einem Flüchtlingslager im türkischen Suruc
    Syrische Kinder in einem Flüchtlingslager im türkischen Suruc (dpa/picture-alliance/©quentin Top/Wostok Press)
    Allein in diesen fünf Ländern sind laut Unicef rund 21 Millionen Kinder von Krieg und Gewalt betroffen. Kinder werden entführt, missbraucht und misshandelt. Außerdem werden sie als Kindersoldaten rekrutiert oder zynisch als Opfer von Gewalt für politische Propagandazwecke vorgeführt. Denn gerade Terrororganisationen wie der IS in Syrien und im Irak und Boko Haram in Nigeria würden gezielt humanitäre Prinzipien des Völkerrechts verletzen und sich damit brüsten. Zu diesem Schluss kommt der Bericht.
    Kein Zugang zu Nahrung und Bildung
    Doch nicht nur in diesen Regionen - überall auf der Welt sind Kinder die Hauptleidtragenden von Kriegen und gewaltsamen Konflikten, heißt es zu Beginn des Berichts. Neben dem Erleben von Gewalt und Terror wird ihnen auch der Zugang zu Nahrung, ärztlicher Versorgung und Bildung verwehrt. Auch in "den chronischen Konflikte in Afghanistan, Somalia, dem Sudan und dem Kongo" bestehe erheblicher Grund zur Sorge.
    Schlimmste Konflikte seit Ende des Zweiten Weltkriegs
    Das Ausmaß der gewalttätigen Konflikte sei derzeit so schlimm, wie seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr, berichtet Unicef. Der UNO-Sicherheitsrat listet für das Jahr 2014 insgesamt 23 Konflikte auf, in denen Kinder schwersten Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind. Unicef rief Spender auf, bei humanitärer Hilfe nicht nur an Nahrung, Kleidung und Obdach zu denken, sondern auch an Schulbildung für die jungen Kriegsopfer. Deutschland gehört zu den wichtigsten Geldgebern der Unicef-Schulprojekte für syrische Flüchtlingskinder. Der Unterricht sei wichtig, damit diese Kinder und Jugendlichen "einen Blick auf die Welt bekommen, der von Hoffnung geprägt ist und nicht von Hass", sagte Unicef-Programmdirektor Ted Chaiban.
    Entwicklungsminister kritisiert mangelnde Hilfe
    Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) kritisierte die aus seiner Sicht mangelhafte Spendenbereitschaft für die Flüchtlinge und Vertriebenen aus Syrien. "Die Weltgemeinschaft muss reagieren und ihre Zusagen einhalten", betonte Müller. Angesichts der Vielzahl von Krisen, die bereits seit Jahren andauerten, habe auch die Spendenbereitschaft von Privatleuten für die Hilfe in diesen Regionen nachgelassen. Müller sagte: "Das bedeutet, dass wir Hunderttausende, Millionen von Kindern einfach ihrem Schicksal überlassen."
    (cc/tzi)