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Hillary Clintons Buch erscheint
Bilanz einer Niederlage

Hillary Clinton hat nach der Niederlage bei der US-Wahl im letzten Jahr ein Buch geschrieben. Sie spricht über den Wahlkampf, die Enttäuschung danach und wie sie all das verarbeitet hat. "What happened" erscheint heute in den USA.

Von Georg Schwarte | 12.09.2017
    Hillary Clinton steht vor US-Fahnen. Im Hintergrund ist ihr Mann Bill zu sehen.
    Sichtbare Enttschäuschung bei Hillary Clinton am Wahltag. Jetzt hat sie ein Buch über die Niederlage geschrieben (picture alliance / dpa / ABACA POOL)
    Yoga. Das Atmen durch die Nase. Hillary Clinton hat alles versucht. In den Tagen nach dem Tag, der sie wohl bis zum Ende ihres Lebens verfolgen wird. Aber der Schmerz sei eben noch da schreibt sie. Trotz Yoga, trotz manischen Schrankaufräumens, langer Waldspaziergänge trotz Chardonnay. Ja. Wein musste wohl auch sein.
    Die Trauerphase dauert eben an. Zehn Monate nach der Katastrophe. Ihrer Katastrophe. Von der die Frau, die gefühlt fast Präsidentin war, nie glaubte, dass es passieren könnte. Aber es passierte eben doch. What happend. Ihre 512 Seiten lange ganz eigene Bilanz:
    "I don‘t have all the answers."
    Kein Geschichtsbuch sei es, eher das Buch ihrer Geschichte. Sie habe, liest sie selbst in der Hörbuchfassung, den Gedanken nicht ertragen, die Leute zu enttäuschen. Aber genau das habe sie getan:
    "I didn‘t do the job. That will haunt me till the end of my life."
    512 Seiten Erklärungsversuche
    Totalversagen. Amerika liest ab heute nach, was vorher in und mit diesem Amerika passierte. Die einen ätzen, die andern trauern, die Satiriker lästern. Jimmy Kimmel sagt, es gehe doch nichts drüber noch mal diese wunderbare Wahl zu durchleben.
    Es sei so, als lese man über den Untergang der Titanic, während man selbst auf dem Meeresboden sitze. Hillary Clinton sitzt ungefähr da. Ganz unten. Mit 512 Seiten Erklärungsversuchen in der Hand. Auch über ihn, Donald Trump. Über Momente, schreibt sie, in denen sie neben sich stand. Wie bei der Amtseinführung Trumps, wo sie als Ex-First-Lady und Verlierer oben auf dem Podium sitzen musste.
    Die Rede Trumps, sagt sie, aus dem tiefen Bauchgefühl eines weißen rechtsextremen Rassisten.
    Überhaupt Trump. Der Hass schürte, wo sie mit Plänen kam. Ein Fehler sagt sie jetzt. Die Leute hätten nicht ihre Pläne, sondern ihr Mitgefühl gewollt.
    "Zieh ab Du Ekel"
    Und dann noch Trump, der ihr in der Fernsehdebatte so auf die Pelle rückte, dass sie eigentlich sagen wollte: "Zieh ab Du Ekel."
    What Happend. Wie es passierte, Ihre Fehler: Zu kontrolliert, zu kühl. Zu sehr Politiker.
    Vielleicht habe sie zu sehr gelernt, ruhig zu bleiben. Zu kontrolliert. Ein anderer Vorwurf: Berni Sanders, ihr parteiinterner Gegenkandidat habe all ihre Ideen geklaut. Der lacht sich kaputt, über das Buch wohl auch.
    Hillary zumindest glaubt es, ab heute zieht sie damit durchs Land. Liest. Und verdient nebenbei. Die Bilanz ihrer Niederlage. Wenigstens ist sie gut bezahlt.