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Die Sopranistin Inge Borkh
Wahrhaftigkeit des Ausdrucks

Mit ihrer unbändigen Leidenschaft für das Theater und einer außergewöhnlich dramatischen Gestaltungskraft prägte Inge Borkh lange Zeit die großen Partien von Richard Strauss. Am meisten identifiziert wurde sie mit der Elektra, die sie unzählige Male verkörperte.

Von Kirsten Liese | 25.05.2017
    Die Sopranistin Inge Borkh
    Bedeutende Strauss-Interpretin: die Sopranistin Inge Borkh (The Metropolitan Opera Archives)
    Sie schrieb ebenso Geschichte als Salome und Färberin in "Die Frau ohne Schatten". Strauss, dem Borkh noch persönlich begegnete, soll angesichts ihrer ausgeprägten szenischen Ambitionen gelegentlich um seine Musik gefürchtet und sie gebeten haben, weniger zu spielen. Zu Borkhs weiteren Glanzrollen zählten Tosca, Medea, Fidelio, Adriana Lecouvreur und Lady Macbeth.
    1951 gelang der gebürtigen Mannheimerin im Alter von 30 Jahren der internationale Durchbruch. Fortan sang sie an so bedeutenden großen Bühnen wie der Wiener Staatsoper, der Mailänder Scala oder der New Yorker Met. Nur in Bayreuth ging es für die Sängerschauspielerin, die 1952 unter der Regie von Wieland Wagner die Sieglinde in der "Walküre" sang, nicht weiter. Ihr Wagner-Repertoire blieb auf wenige Partien begrenzt. Borkhs Weg war nicht frei von schwierigen Umständen, Enttäuschungen und Rückschlägen. Vor allem fühlte sich die Emigrantin, die 1933 das nationalsozialistische Deutschland verlassen musste, heimatlos. 1973 beendete Inge Borkh ihre Opernlaufbahn mit ihrer Paraderolle als Elektra.