Donnerstag, 28. März 2024

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Neonikotinoide
EU verbietet bienenschädliche Insektengifte

Auf Äckern dürfen Bauern in Europa zukünftig bestimmte Neonikotinoide nicht mehr anwenden. Die Substanzen gelten als schädlich für Bienen, weil sie das Nervensystem angreifen. Warum die Abstimmung im EU-Ausschuss so eindeutig ausfiel - anders als bei Glyphosat, berichtete Brüssel Korrespondent Thomas Otto im Dlf.

Thomas Otto im Gespräch mit Jule Reimer | 27.04.2018
    Eine Biene sammelt Pollen auf einer Blüte.
    Für Bienen ist das Verbot von Neonikotinoiden im Freiland eine gute Nachricht (picture alliance / Sven Hoppe/dpa)
    Was genau besagt das neue Verbot?
    Verboten wurden drei Neonikotinoide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam, erklärte Thomas Otto. Sie dürften in Zukunft nur noch in Gewächshäusern eingesetzt werden. "Da war bisher schon der Einsatz begrenzt, also beispielsweise bei Raps- und Mais-Saatgut durften sie nicht mehr verwendet werden. Im Moment werden sie noch eingesetzt bei Rüben-Saatgut und Pflanzkartoffeln."
    Warum sind Neonikotinoide schädlich?
    "Sie gelten als schädlich für Bienen, sie greifen das Nervensystem an", erläuterte Thomas Otto. Es werde das Orientierungsverhalten beeinträchtigt, auch die Fortpflanzung der Bienen leide darunter. Die Neonikotinoide würden mit dem Bienensterben und dem allgemeinen Rückgang der Zahl an Insekten in Verbindung gebracht. Es gebe auch eine wissenschaftliche Bestätigung dafür. "Die EU-Lebensmittelbehörde Efsa hat eine Risikoanalyse durchgeführt, hat bestehende Studien und Erkenntnisse zusammengetragen und sie kommt zu dem Ergebnis: 'Die Mehrzahl der Anwendungen von neonikotinoidhaltigen Pestiziden stellt ein Risiko für Wild- und Honigbienen dar.'"
    Warum ist die Efsa bei Neonikotionoiden so klar und bei Glyphosat so zögerlich?
    Das läge daran, dass sich die Wissenschaftler einig seien."Die Bewertung ist bei Neonikotinoiden sehr eindeutig, da gibt es nicht viele Studien, die sich widersprechen - was bei Glyphosat anders ist." Dort gebe es widersprüchliche Studien. Da sei die Efsa zu dem Ergebnis gekommen, dass die Substanz eben nicht genotoxisch sei, also die DNA nicht schädige und keine krebserregende Bedrohung für den Menschen darstelle. Manche Wissenschaftler würden durchaus eine andere Position vertreten, so Thomas Otto.