Samstag, 20. April 2024

Archiv

Unser Markenkonzept
Neuer Name, neuer Klang

Ab dem 1. Mai präsentieren sich unsere Sendungen im neuen Klanggewand. Neben der Veränderung der Namen wird auch das Audio-Design angepasst. "Wir haben viele Ausspielwege, über die wir als Absender erkennbar sein müssen", sagte Intendant Willi Steul. Zur Debatte um seine Nachfolge betonte der 66-Jährige, an der der Spitze des Hauses brauche es jemanden, der eine längere Führungsperspektive habe.

Willi Steul im Gespräch mit Christoph Heinemann | 28.04.2017
    Dr. Willi Steul, Intendant von Deutschlandradio
    Dr. Willi Steul, Intendant von Deutschlandradio (© Deutschlandradio/B. Fürst-Fastré )
    Christoph Heinemann: Seit gut zehn Jahren beginnt diese Sendung, beginnen diese "Informationen am Morgen" so. Ab kommender Woche klingt unser Auftakt anders. Und nicht nur diese Sendung bekommt ein neues Klanggewand. Alle Kennungen ändern sich, und das wollen wir unseren Hörerinnen und Hörern erklären. Im Studio ist Willi Steul, der Intendant des Deutschlandradio. Guten Morgen.
    Willi Steul: Guten Morgen, Herr Heinemann.
    Heinemann: Wieso klingen wir ab Montag anders?
    Steul: Es geht hier nicht nur um den Klang. Wir haben auch die Namen unserer Programmfamilie geändert. Es heißt künftig Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova. Bis dahin, bis zum 1. Mai heißt das Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen. Wir haben in den letzten Jahren an einer Profilierung der Programme gearbeitet in einem Modernisierungsprozess. Manches geschah unmerklich. Wir haben in den "Informationen am Morgen" die Zahl der Interviews erhöht, wir haben die Musikakzente noch mal verkürzt, wir haben also verdichtet. Wir haben verschiedene andere Veränderungen gemacht. Wir senden in der Nacht seit etlichen Jahren im Deutschlandfunk nicht mehr Musik, sondern wir senden Wort, und und und. Da kam vieles hinzu und wir sind jetzt am Endpunkt unseres Veränderungs- und Modernisierungsprozesses. Dazu gehört die Veränderung der Namen, und wenn man schon mal dabei ist, dann modernisiert man auch, wie das Neudeutsch heißt, das Audio-Design, indem man auf bekannten Formen aufbaut, aber doch das Ganze ein bisschen frischer macht.
    "Wir haben viele Ausspielwege, über die wir als Absender erkennbar sein müssen"
    Heinemann: Zwei neue Namen, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova. Aber der Deutschlandfunk bleibt Deutschlandfunk?
    Steul: Wir haben das in Untersuchungen jetzt schon über mehrere Jahre gemacht. So etwas macht man nicht aus dem hohlen Bauch heraus. Der Deutschlandfunk ist die stärkste Radiomarke, die es überhaupt in dieser Republik gibt. Circa 80 Prozent der Menschen kennen Deutschlandfunk und vor allen Dingen ordnen sie dem Deutschlandfunk höchste Glaubwürdigkeit und journalistische Qualität zu. Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen gehören zur selben Familie, zum selben Absender. Es ist nicht nur jetzt eine Frage der Bekanntheit und der Glaubwürdigkeit, sondern auch der Medienentwicklung. Wir senden heute Teile unserer Programme, es gibt die Apps, es gibt die Podcasts, es gibt DLF24. Das heißt, wir haben viele Ausspielwege, über die wir als Absender erkennbar sein müssen in dieser modernen Medienwelt. Das wussten wir selber, aber das haben wir auch unterstützend durch Untersuchungen und Befragungen untermauert. Da empfiehlt es sich, eine Absendermarke für die ganze Familie zu haben.
    Heinemann: Die Umtaufe findet vor allen Dingen fürs Netz statt?
    Steul: Die Umtaufe findet fürs Netz statt. Unsere Hörer sind Stammhörer von Deutschlandfunk und hören daneben Deutschlandfunk Kultur. Das heißt, wir halten sie eigentlich in der Familie, und mit der Namensumbenennung der Programme – die Institution heißt weiterhin Deutschlandradio – signalisieren wir klar, ihr seid innerhalb derselben Programmflotte.
    Heinemann: Herr Steul, Ihre Amtszeit endet in einigen Wochen. In der Presse ist in diesen Tagen zu lesen, dass die Kür der künftigen Spitze unseres Hauses zäh fließend verläuft. Wann sendet das Konklave weißen Rauch?
    Steul: Das Ganze ist nicht so einfach. In einem achtköpfigen Verwaltungsrat muss es eine Zwei-Drittel-Mehrheit geben, mindestens sechs Stimmen für den Vorschlag eines Intendanten. Und am besten ist es natürlich, wenn es eine Einstimmigkeit ist. Dann geht dieser Namensvorschlag in den vierzigköpfigen (oder im Moment sind nur 39 Stellen besetzt), in den neunundreißigköpfigen Hörfunkrat. Der wiederum muss mit Zwei-Drittel-Mehrheit beschließen. Das ist nicht so einfach. Bei diesem Prozess kann sich nicht irgendeine Interessensgruppe durchsetzen, weil man diese Zwei-Drittel-Mehrheit braucht, und das dauert ein bisschen. Ich bin ganz zufrieden, dass die Namen, die da im Skat sind, die eine Findungskommission identifiziert hat, das sind alles honorige Journalisten. Es sind alles Menschen, Herr Heinemann, da werden Sie auch in Zukunft, wen auch immer die ausgucken, zufrieden mit leben können.
    "Man braucht an der Spitze des Hauses jemanden, der eine längere Führungsperspektive hat"
    Heinemann: Rechnen Sie in Tagen, Wochen oder Monaten?
    Steul: Ich bin ein bisschen, wenn Sie so wollen, gekniffen, denn ich wollte zwar zum 1. Mai in die Freiheit gehen. Aber wenn es keinen neuen Intendanten gibt, dann bleibe ich. Nun macht das Amt auch Spaß, aber ich glaube, wir brauchen einen neuen Intendanten. Ich bin heute übrigens 66 geworden. Die öffentliche Debatte über die Legitimation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wird zunehmend intensiv geführt und dann braucht man an der Spitze des Hauses jemanden, der eine längere Führungsperspektive hat, und nicht jemand, von dem man weiß, dass er sowieso in einem Jahr gehen muss.
    Heinemann: Das mit dem Geburtstag wusste ich nicht. Herzlichen Glückwunsch! – Willi Steul, der Intendant des Deutschlandradio.
    Steul: Danke.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.