Donnerstag, 28. März 2024

Archiv

Unternehmensanleihen
Risiken in Zeiten niedriger Zinsen

Unternehmensanleihen sind unter Kleinanlegern umstritten. Schon viele haben damit schlechte Erfahrungen gemacht, zuletzt Investoren des Windparkbetreibers Prokon. Welche Chancen und Risiken die Anlageform bietet, wollte die Deutsche Börse in Frankfurt nun deutlich machen.

08.04.2014
    Ansicht der DAX-Kurve auf der Anzeigetafel der Börse
    Kurstafel der Deutschen Börse in Frankfurt: Während Aktien momentan hoch gehandelt werden, scheuen viel Anleger das Risiko von Unternehmensanleihen. (dpa / Frank Rumpenhorst)
    Viel zu tun heute auf dem Anleihemarkt. Die Europäische Zentralbank hat auf der jüngsten Ratssitzung noch einmal bestätigt, die Zinsen blieben unten. Das lockt Unternehmen, ihre alten Papiere mit noch hohem Zins zu tauschen gegen neue mit niedrigerem. Ilona Korsch, Leiterin des Anleihehandels bei Hauck & Aufhäuser, hat ein Beispiel:
    "Es gibt das italienische Telekommunikationsunternehmen 'Wind', welches vor Jahren noch Renditen bis 12,25 Prozent anbieten musste. Es ist soeben dabei, all diese Altanleihen vom Markt zu nehmen und gerade heute entsprechende Euro- und US-Dollar-Anleihen mit Kupons von circa 7,5 Prozent zu emittieren."
    Anleger, die die alten, noch hoch verzinslichen Papiere im Depot haben, können sich nicht darauf ausruhen. Denn in den Verkaufsbedingungen steht meist, dass die Anleihen während der Laufzeit vorzeitig gekündigt werden können. Auch der Gesundheits- und Dialysekonzern Fresenius praktiziert das weidlich, kündigt alte Hochprozenter gegen neue Anleihen mit Niedrigzinsen.
    Denn die Zinsen sind niedrig. VW etwa zahlt für eine Anleihe mit noch sechs Jahren Laufzeit derzeit nur 1,60 Prozent Zins. Der Bund als Schuldner mit höchster Bonität muss für vergleichbare Laufzeiten nur 0,73 Prozent aufbringen. Wer mehr will, muss ins Risiko und etwa zu einer Anleihe des halbstaatlichen brasilianischen Mineralölkonzerns Petrobras greifen. Die bringt bei sieben Jahren Restlaufzeit 3,75 Prozent.
    Höherer Zins nur bei höherem Risiko
    Eine andere Möglichkeit wären Anleihen kleiner und mittelständischer Unternehmen aus Deutschland. Die Deutsche Börse hat dafür vor drei Jahren ein eigenes Handelssegment eingerichtet. Dort sind die Anleihen nicht mit Kupons von zwei, drei Prozent ausgestattet, sondern mit dem Doppelten und Dreifachen, im Schnitt 7,3 Prozent. Cord Gebhardt von der Deutschen Börse sagt klar, warum das so ist:
    "Hier werden hohe Zinsen verspochen. Und Sie kennen die Zinsen am Markt. Das liegt weit drüber. Das ist der Grund dafür, warum es ein Risikosegment ist."
    In diesem Segment sind auch Anleihen zu haben, die 25 Prozent Rendite und mehr versprechen. Finger weg, kann man da nur sagen. Gebhardt formuliert etwas diplomatischer:
    "Die Perzeption ist ganz klar, dass ein Drittel von dem, was neu kommt, auch wieder ausfällt."
    Etwa ein Drittel aller Anleihen fällt aus. Die Deutsche Börse hat heute einen Leitfaden für handwerklich gut gestaltete Unternehmensanleihen herausgegeben. Es geht dabei auch um Besicherung von Anleihen, damit die Anleger nicht nur auf das Ratingurteil angewiesen sind. Aber da sind nur Empfehlungen, die für mehr Transparenz sorgen sollen. Das Risiko bleibt gleichwohl beim Anleger. Und der Reiz, nach etwas mehr Rendite zu suchen wohl auch. Denn die Zinsperspektiven bleiben mau, sagt Ilona Korsch:
    "Daher ist auch mein Ausblick für die nächsten Monate, ja, ich würde schon fast mich auf Jahre festlegen: Es bleibt, wie es ist. Wir werden hier sehr, sehr niedrige credit spreads (Renditeabstände, Anm. d. Red.) sehen und sehr, sehr niedrige Renditen. Und das ist auch seitens der Zentralbanken so gewünscht. Und Investoren folgen diesem Trend."
    Und so bleibt die Gefahr, auf der Suche nach Rendite das Risiko zu finden.