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Unternehmensförderung
Gesponsorte Geräte für die Azubis

Eine gute Ausstattung ist in der Berufsschule besonders wichtig, aber auch besonders teuer. Damit die Azubis an den neuesten Geräten geschult werden können und Veränderungen erfahren, kooperieren viele der Schulen mit Herstellern.

Von Anja Nehls | 20.04.2018
    Lehrling und Meister in der Werkstatt.
    Lehrling/Meister: An einer Berufsschule muss auch an der neuesten Technik geschult werden. (picture alliance / dpa/ Sebastian Kahnert)
    "So, kommt alle mal heran, Dinkelvollkornbrote, die sollen eine Kerntemperatur von 96 Grad haben. Wir schauen also jetzt, 90, 91, na kommen wir auf 96 Grad? So, jetzt können wir die Brote rausholen, drehen die Brote gleich ... "
    Ein Dutzend Bäckerlehrlinge in weißen Kitteln steht vor mehreren chromglänzenden Profiöfen rund um einen großen Holztisch mit dampfenden Broten und Brötchen. Zweimal im Jahr kommen die künftigen Bäcker zur überbetrieblichen Ausbildung in das Ausbildungszentrum der Bäckerinnung im Berliner Süden. Hier lernen die Azubis klassisches Handwerk, aber auch das Arbeiten mit modernen Brötchenpressen, computergesteuerten Produktionsöfen und digitalen Kassensystemen. In ihrem Ausbildungsbetrieb gibt es solch einen Standard nicht, sagt Lehrling Veronika Mania:
    "Für den Betrieb ist es einfach kostengünstiger, die Maschine, die man hat, solange zu reparieren, bis es keine Ersatzteile mehr dafür gibt. Ein Betrieb kann sich die neueste Technik gar nicht immer leisten."
    Neue Technik ist sehr teuer
    Ein großer mehretagiger Produktionsofen kann auch an die 80.000 Euro kosten, ein kleinerer Ladenofen 15.000. So etwas kann sich auch das Ausbildungszentrum, das von Bund, Land, den Betrieben und aus dem Europäischen Sozialfonds finanziert wird, nur mit Unterstützung der Industrie leisten. Den Ofen im komplett ausgestatteten Übungs-Bäckerladen hat die Firma Deutsche Backofen Bau (Debag) zur Verfügung gestellt. Darüber freut sich Johannes Kemm von der Bäcker-Innung, Werbung für eine Marke würde er zwar nie machen, eine Win-Win-Situation sei es aber dennoch, für die Lehrlinge und die Firmen:
    "Man ist mit einer Technik vertraut, man hat einen Namen vor Augen. Ich glaube, jeder kennt das Beispiel von der Fahrschule. Das Auto auf dem ich meinen Führerschein gemacht habe, mit dem bin ich immer besonders vertraut. Und so ist das natürlich auch in einer Bildungsstätte."
    Noch mehr Technik benötigen die künftigen Anlagemechaniker Sanitär, Heizung, Klimatechnik und die Klempner. In einem großen Raum im Ausbildungszentrum im Berliner Norden sitzen jeweils zwei junge Männer vor einer Therme. Oliver Frädrich aus dem dritten Lehrjahr muss das Gerät einstellen:
    "So eine Therme muss jährlich gewartet werden. Und dann können sich zum zum Beispiel bestimmte Werte an der Therme verstellen, sodass sie nicht mehr richtig funktioniert und nicht mehr die gewünschte Leistung erbringt, was natürlich in der heutigen Zeit mit der Ökonomie und dem Energieausweis relativ wichtig ist."
    Auch an alten Geräten muss geschult werden
    Die Kurse hier im Bereich Regelungs- und Messtechnik müssen auf dem neuesten Stand sein. Und dazu wird die neueste Technik auf dem Markt gebraucht, erklärt Andreas Koch-Martin von der Innung. Im Keller der Kunden fänden sich aber auch noch sehr alte Geräte:
    "Wir können jetzt nicht einfach sagen, gibt es nicht, schulen wir nicht, machen wir nicht. Die Jungs müssen das lernen, weil sie das vorfinden. Und insofern haben wir jetzt schon Schwierigkeiten, Ersatzteile für diese alten Geräte zu finden."
    Auf einem großen Schild im Eingangsbereich sind die Partner des Ausbildungszentrums aufgeführt, zum Beispiel Vaillant, Buderus, Stiebel Eltron, Bosch oder Rheinzink. Wie diese Unternehmen das Ausbildungszentrum unterstützen, ist jeweils unterschiedlich. Manche stellen Geräte zur Verfügung, manche spenden oder schicken Experten zu Schulungszwecken. Wichtiger als die Hardware ist für Ausbildungsmeister Heiko Hexner oft Unterstützung im Bereich Know-how und Information:
    "Weil wir haben jetzt allein im Sanitärbereich 1.800 Produkte, die gängigerweise verbaut werden. Und nun können sie sich vorstellen, dass sie nicht alle Neuerungen quasi auf dem Schirm haben können. Das heißt, wir sind auch darauf angewiesen, dass wir Impulse aus der Industrie bekommen, dass wir uns dann über verschiedene Probleme und Lösungen dieser Probleme auseinandersetzen."