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Unternehmensübernahme
Merck kauft Laborausrüster Sigma-Aldrich für 13,1 Milliarden Euro

Von Brigitte Scholtes | 22.09.2014
    Es ist die größte Übernahme in der Geschichte des Darmstädter Pharma- und Chemiekonzerns Merck. 17 Milliarden Dollar, umgerechnet gut 13 Milliarden Euro, zahlt das Unternehmen für den Laborausrüster Sigma-Aldrich. Ein stolzer Preis, aber auch nicht zu hoch, sagt Merck-Chef Karl-Ludwig Kley:
    "Einen Rolls Royce bekommt man nicht zum Schnäppchenpreis. Wenn man in den Kauf der besten E-Commerce-Plattform der Branche investiert, wenn man zwei wissenschaftlich orientierte Unternehmen zum beiderseitigen Vorteil zusammenführen will, muss man eben den Preis zahlen, den ein Unternehmen wert ist."
    Das amerikanische Unternehmen stellt Chemikalien her, die in Forschungslaboren eingesetzt werden. 140 Dollar je Aktie will Merck den Aktionären zahlen, das sind 36 Prozent mehr als der Schlusskurs der Aktie am Freitag. Ein gutes Geschäft für seine Aktionäre, meint Sigma-Aldrich-Chef Rakesh Sachdev:
    "Dieser Zusammenschluss bringt enorme Vorteile für unsere Aktionäre mit sich. Sie erhalten eine erhebliche Prämie, und zwar sofort und in bar. Auch unsere Kunden können davon profitieren, denn der Mehrwert des Angebots wird durch die Bündelung der Stärken von Merck und Sigma-Aldrich erheblich verbessert."
    Schon vor vier Jahren hatte Merck sein bis dahin recht kleines Laborgeschäft mit der Übernahme von Millipore gestärkt. Nun verdoppeln die Darmstädter den Umsatz in diesem Bereich fast auf 4,7 Milliarden Euro. Der Zeitpunkt habe sich angeboten, begründet Kley den Kauf:
    "Wir haben unser Effizienzprogramm abgeschlossen und die entsprechenden Maßnahmen eingeführt. Und wir sind bereit, den nächsten Schritt zu tun. Und der besteht darin, die Life-Sciences-Sparte zu stärken. Das ist nicht nur ein Meilenstein, das ist ein Quantensprung für unser Geschäft."
    Damit gehört Merck künftig nicht nur zu den größten drei Anbietern weltweit in diesem Bereich. Der Kauf wird auch der Marge guttun, die von 30 auf etwa 33 Prozent steigen dürfte. Denn das Laborgeschäft wirft mehr Gewinn ab als die anderen Merck-Sparten. Und das Unternehmen verbessert seine globale Präsenz, sagt Unternehmenschef Kley:
    "Wir sind in den USA unterrepräsentiert. Dank der starken Präsenz von Sigma-Aldrich im US-Markt können wir eine Größe erreichen, die es uns ermöglicht, den Kunden überall dort Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Wir können uns in asiatischen Ländern zusammentun und unsere Kunden dort gemeinsam viel besser unterstützen."
    Synergien von 260 Millionen Euro pro Jahr hofft Merck, durch das Zusammengehen mit den Amerikanern zu erzielen. Ob das auch Jobabbau bedeutet, dazu wollte sich beide Seiten nicht äußern, es sei noch zu früh. Ein Abschluss des Geschäfts wird für Mitte des kommenden Jahres erwartet. Mercks Übernahmehunger scheint aber jetzt erst einmal gestillt zu sein.