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Raketenangriffe aus Gaza
Neue Eskalation im Nahost-Konflikt

Militante Palästinenser haben nach israelischen Angaben seit Montag rund 400 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Die israelische Luftwaffe regierte mit zahlreichen Angriffen auf Einrichtungen der Hamas - darunter auch die Zentrale des militärischen Nachrichtendienstes.

Von Tim Aßmann | 13.11.2018
    Explosion beim von der Hamas kontrollierten TV-Sender Al-Aqsa TV in Gaza-Stadt
    Explosion beim von der Hamas kontrollierten TV-Sender Al-Aqsa TV in Gaza-Stadt (AFP/Bashar Taleb)
    In vielen Orten im Süden Israels, sogar am Rand des Toten Meeres, also weit vom Gaza-Streifen entfernt, heulten die Luftschutzsirenen. Viele Menschen in den betroffenen Orten verbrachten Stunden in Bunkern. In der Stadt Ashkelon betrachtet ein Mann den Schaden an seinem Haus. Eine Rakete traf das Nachbargebäude, erzählt er.
    "Wir hörten die Sirenen und gingen in den Schutzraum. Nach ein paar Sekunden hörten wir einen Knall. In der Armee habe ich lautere gehört. Dann kamen wir raus und sahen das Chaos hier."
    Die Nachbarin sei im Haus gewesen, habe aber Glück gehabt, berichtet der Mann. Andere Einwohner der südisraelischen Küstenstadt Ashkelon, nur ein paar Kilometer vom Gaza-Streifen entfernt, hatten nicht so viel Glück. Ein Mann starb und zwei Frauen wurden schwer verletzt, als eine Rakete das Haus traf, in dem sie lebten. Mehr als 50 Israelis, die meisten Zivilisten, wurden durch die Raketenangriffe verletzt. Eine Panzerabwehrrakete aus dem Gaza-Streifen traf in der Nähe der Grenze einen Reisebus, der noch kurz zuvor voller Soldaten war. Der Bus ging in den Flammen auf. Ein Soldat wurde schwer verletzt. Vom späten Nachmittag bis tief in die Nacht hinein zählte die israelische Armee rund 300 Raketen und Granaten, die aus dem palästinensischen Küstenstreifen heraus auf Ziele in Israel abgefeuert wurden. Israels Militär reagierte mit schweren Luftangriffen auf Ziele im Gaza-Streifen.
    Israel will weiter auf Angriffe reagieren
    Große Explosionen erhellten den Nachthimmel unter anderem über Gaza-Stadt. Dort wurde die Zentrale des Fernsehsenders der palästinensischen Hamas zerstört, die den Küstenstreifen kontrolliert. Der Sender trage zu den militärischen Aktionen der Hamas bei und rufe zu Terror auf, begründete die Armee den Angriff in einer Stellungnahme. Nach örtlichen Medienberichten warnte Israels Militär Anwohner per Telefon vor dem Angriff auf den Fernsehsender und gab auch Warnschüsse ab. Auch eine Geheimdienstzentrale der Hamas wurde nach israelischen Armeeangaben zerstört. Bei den israelischen Angriffen starben mehrere Palästinenser und es gab Verletzte. Der israelische Militärsprecher Jonathan Conricus betonte, man werde weiter entschlossen auf die Angriffe aus Gaza reagieren.
    "Diese Attacken gegen israelische Zivilisten sind nicht hinnehmbar. Die Hamas bringt Zerstörung über den Gaza-Streifen und die Umgebung. Die israelische Armee bleibt bereit ihr Vorgehen, falls nötig, zu verstärken."
    Die Hamas und andere palästinensische Gruppen erklärten, die Raketenangriffe seien die Reaktion auf eine israelische Militäroperation im Gaza-Streifen am Sonntagabend, bei der sieben Hamas-Kämpfer getötet wurden – darunter ein hochrangiger Kommandeur der Bewegung. Bei dem Einsatz starb auch ein israelischer Offizier. Die jüngste Eskalation ist die schwerste seit Ende des Gaza-Krieges im Sommer 2014. Israel und die Hamas hatten in den vergangenen Wochen unter ägyptischer Vermittlung über eine Waffenruhe verhandelt.