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Unterwegs mit Capote

Mit Reportagen, Portraits und Reiseskizzen von Truman Capote schließt der Schweizer Verlag Kein & Aber seine achtbändige Capote-Werkausgabe ab. Der vor allem durch den Tatsachenroman "Kaltblütig" und seine Erzählung "Frühstück bei Tiffany" bekannt gewordene Autor zeigt auch in der kurzen Form eine scharfe Beobachtungsgabe für Menschen und Orte.

Von Eberhard Falcke | 15.06.2008
    Als Knabe wünschte er sich insgeheim, er wäre ein Mädchen. Als erwachsener Mann dagegen liebäugelte er mit dem Gedanken, unsichtbar zu sein, um leichter an Macht, Reichtum und erotisches Vergnügen heranzukommen. Seine hohe Stimme hätte ihn wahrscheinlich trotzdem verraten. Denn Schweigen war Truman Capotes Sache nicht. Er wollte gehört werden. Das Entscheidende gelang ihm mit seinen Worten. Er liebte es, zu erzählen, und es musste sich dabei keineswegs nur um seine eigenen Geschichten handeln.

    "Meine Freunde meinen zum Beispiel, dass ich Geschichten, die ich von ihnen gehört habe, später immer in geänderter und übertriebener Form weitergebe. Meiner Meinung nach kitzle ich diese Geschichten nur ein bisschen und erwecke sie so zum Leben. Anders gesagt, ich mache sie zu einer Kunstform. Aber Kunst und Wahrheit sind nicht unbedingt kompatibel."

    Im Zweifelsfall gab Capote der Kunst den Vorzug vor der Wahrheit, sogar oftmals dort, wo er, wie in seinen Reportagen, Porträts, Reiseberichten oder Selbstdarstellungen, mit Tatsachen umging. Es konnte aber auch geschehen, dass ihm die Verwandlung des wahren Lebensstoffes in Kunst nicht gelang, wie im Fall seines groß geplanten Gesellschaftsromans "Erhörte Gebete". Da wollte er wetteifern mit Proust, geschlagen wurde er jedoch von der eigenen, nicht mehr beherrschbaren Sucht nach Klatschgeschichten. Am Ende missriet ihm alles zu einem langen Scheitern, nicht nur in der Literatur sondern auch im zunehmend von Alkohol, Drogen und Krankheit zerstörten Leben. Trotzdem hatte Capote auch in seinen vorletzten Lebensjahren das Schreiben nicht verlernt. Das beweisen die "Reportagen und Porträts", die im Rahmen der Capote-Ausgabe des "Kein & Aber"-Verlages unter dem Titel "Die Hunde bellen" in einer Neuausgabe versammelt sind.

    So trist das Ende - Capote starb 1984, kaum sechzig Jahre alt -, so glanzvoll war der Beginn. Am Anfang standen der Roman "Andere Stimmen, andere Räume" und ein Autorenfoto. Ein blonder Jüngling auf der Chaiselongue, große Augen in einem androgynen Gesicht. Ein träumerisch-anzüglicher Blick -: weicher Samt mit versteckten Reißnägeln. Dieses Porträt erregte damals, 1948, fast ebenso viel Aufmerksamkeit wie die Prosa des Autors. Capote erzählte gerne vom Wortwechsel zweier ehrwürdiger Damen vor diesem Bild:


    "Ich sag' dir: Er ist einfach jung."
    "Und ich sage dir, wenn er nicht jung ist, dann ist er gefährlich!"

    Der hier in aller Öffentlichkeit exponierte intime Blick kann als ein Wappenzeichen für das Wesen dieses Schriftstellers gelten. Andy Warhol, zwanzigjährig und noch unbekannt, verliebte sich in dieses Foto und fertigte später eine Serie von Zeichnungen zu Texten von Capote.

    Nach dem ersten Roman und einem Story-Band, ging es dann schon im dritten Buch "Local Color" von 1950 weniger um Fiktionen als um Wirklichkeiten, um Städte und Reisen. Im vorliegenden Band finden sich diese Texte unter dem Rubrum "Orte". Capote schrieb über New Orleans, wo er einst in einem Zimmer gehaust hatte, über New York und Brooklyn, wo er viele Jahre verbringen sollte, oder über Hollywood, wo schon die Schulkinder glauben, das Gegenteil der Jugend könne nur der Tod sein.

    Außer nach Haiti reiste der Schriftsteller Ende der vierziger Jahre erstmals nach Europa. Im Orient-Express nach Paris gehörten zu den Passagieren in seinem Abteil, wie er schreibt, "zwei elegante, weißhaarige italienische Damen mit hochmütigem Blick und grätenfeinen Zügen".

    "Ihr ganzes Gepäck bestand offenbar nur aus einem riesigen Vogelkäfig. Darin befand sich ein scharrender, grüner, leicht angeschimmelt aussehender Papagei, der ab und zu ein dementes Lachen von sich gab. Die amerikanische Lehrerin fragte, ob der Papagei sprechen könne, und eine der Damen bestätigte dies mit dem allerknappsten Kopfnicken, musste aber einräumen, dass seine Grammatik zu wünschen übrig ließe. Als wir uns der italienisch-schweizerischen Grenze näherten, begannen die langwierigen Pass- und Zollkontrollen."

    Dabei stellte sich heraus, dass die vornehm tuenden Jungfern in ihrem Vogelkäfig Heroin schmuggelten. Capote verstand es, Menschen als Knallchargen der sozialen Komödie zu karikieren, vorausgesetzt, sie reizten mit ihren Affektiertheiten seine Spottlust. Ebenso gut ließ er sich aber rühren, interessieren oder gefangen nehmen. Gioconda, das schöne Zimmermädchen seiner Pension in Ischia, porträtierte er in ihrer Launenhaftigkeit, die sie manchmal wie einen "Napf kalter Haferschleim" aussehen ließ. Doch versäumte er es nicht, als Ursache dafür ihren mühseligen Arbeitsalltag zu beschreiben.

    Nie sind Capotes Beobachtungen beliebig, nicht einmal, wenn er das Gesellschaftstheater der öffentlichen Plätze ins Auge fasste, sei es in Tanger, in Spanien, Sizilien oder Griechenland. Er macht seinen Lesern nicht den Cicerone, der ihnen den Bildungsstoff des Allerweltsreisenden vorführt. Nein, er konzentriert sich stets auf das, was er - und vielleicht nur er - gesehen und erlebt hat.

    "Ich wusste immer, dass ich Schriftsteller sein wollte, und dass ich reich und berühmt sein wollte", "

    bekannte Capote einmal. Stärker als seine Romane und Erzählungen zeugen von diesem zweideutigen Ehrgeiz seine journalistischen Arbeiten. Da tritt der Autor nicht allein mit seinen literarischen Fähigkeiten vor das Publikum, sondern zugleich mit seinen sozialen Errungenschaften. Er kannte Gott und die Welt, letztere interessierte ihn allerdings wesentlich mehr. In einer köstlichen Story erzählt er, wie er nach der Beerdigung einer Schauspielerin mit Marilyn Monroe leicht desorientiert durch die Bars zieht und Geheimnisse unter Betschwestern austauscht. In der "Berühmtheiten" überschriebenen Abteilung dieses Bandes finden sich knapp zwei Dutzend Porträts von weiteren Zelebritäten wie Charlie Chaplin oder Marcel Duchamp, Louis Armstrong, Somerset Maugham oder Cecil Beaton.

    Marlon Brando besuchte Capote für ein ausführliches Porträt während der Dreharbeiten zu "Sayonara" in Kyoto. Das erste, was er beim Betreten der Hotelsuite bemerkte, war "die ungebremste Zurschaustellung persönlichen Besitzes".

    " "Was immer er dabeihatte, lag verstreut im Zimmer. Reinigungswürdige Hemden samt Socken, Schuhen, Pullovern, Jacken, Hüten und Krawatten - Staffage einer gerupften Vogelscheuche. Dazu kamen mehrere Kameras, eine Schreibmaschine, ein Tonbandgerät, ein Elektro-Ofen von geradezu höllischer Wärmeleistung. Hier und da angebissenes Obst ... Und Bücher, eine ganze Kaskade des Tiefsinns, darunter Der Outsider von Colin Wilson sowie verschiedene Werke über buddhistische Gebetsformen und Zen-Meditation, yogisches Atmen und hinduistische Mystik ..."

    Raffiniert charakterisierte Capote dadurch, wie das Treffen mit dem Star verlief: Der Schöne präsentierte sich inmitten seines Krimskrams, das Körpergewicht bedroht von Apple-Pie und Eiscreme, unablässig monologisierend im sprunghaften Wechsel zwischen Tiefsinn und Palaver.

    Die Mehrzahl der zahlreichen Porträts von "Berühmtheiten" haben allerdings das knappere Format von Schnappschüssen. Das mindert ihren Reiz nicht, weil sich Capote auch da, wo er wenig wusste immer etwas einfallen ließ. Von Humphrey Bogart etwa hatte er nichts zu erzählen, außer dass der die Leute in "Penner" oder "Profis" zu unterscheiden pflegte. Doch was will man mehr, bei einem Ausdrucksminimalisten wie Bogy? Ein Zusammentreffen von André Gide und Jean Cocteau in Sizilien bezeugt Capote mit eleganter Boshaftigkeit:

    "Cocteau war noch immer die gefallsüchtige, schillernde Libelle, die sich dem Frosch nicht nur als Objekt der Bewunderung anbot, sondern sogar als besonderer Leckerbissen."

    Elizabeth Taylor und Marilyn Monroe unterschieden sich, Capote zufolge, in allem, doch hatten beide eine sehr ernsthafte Einstellung zum Sex und zur Literatur. Die herrische Diva Mae West erschien ihm als scheues Wesen, wenn sie außerhalb der Studios "ohne den Panzer der von ihr erschaffenen Filmfigur" auftrat. An Jane Bowles beobachtete der Porträtist ewige nichterwachsene Jungenhaftigkeit und zugleich "einen Witz, eine exzentrische Klugheit, die auch das ausgefallenste Wunderkind nie besessen hat." Hinter dem derben Humor von Tennessee Williams bemerkte er die große Traurigkeit.

    "Was braucht man für ein Interview? Zunächst einmal ein Gedächtnis, das zuverlässig funktioniert wie ein Aufnahmegerät. Ich glaube nämlich, dass Notizblock oder - Gott bewahre! - ein echtes Tonbandgerät eine extrem künstliche Stimmung erzeugen, die jede natürliche Beziehung zwischen den Interviewpartnern (dem nervösen Kolibri und dem Vogelfänger) zerstört."

    Das Aufschreiben erledigte Capote danach. Immerhin waren seine Ansprüche an die Faktentreue mit dieser künstlerischen Methode bestens vereinbar:

    "Alles in diesem Buch beruht auf Tatsachen, was nicht bedeutet, dass es sich immer um die reine Wahrheit handelt, aber zumindest um meine größtmögliche, persönliche Annäherung an die Wahrheit."

    Zu Lebzeiten Capotes erschienen die meisten der hier versammelten Texte zunächst in Zeitschriften. Über die Jahre wurden sie zu fünf Büchern zusammengefasst, die bekanntesten waren 1973 "The Dogs Bark" und 1980 "Music for Chameleons". Anuschka Roshani, die Herausgeberin der vorliegenden Ausgabe, hat den Titel "Die Hunde bellen" übernommen und die Texte in fünf Abteilungen neu sortiert. Als Solitäre stehen dazwischen zwei lange Reportagen. Unter der Überschrift "Capote über Capote" gibt derselbe ebenso offenherzige wie artistisch verspielte Einblicke in sein kompliziertes Innenleben. Im Rückblick auf den, wie er sagt, "verwirrten jungen Mann", der er einmal gewesen war, beschreibt er die Überraschung, als er bemerkte, dass die Quellen für sein ersten Romanerfolg nicht etwa bei seinen zahlreichen literarischen Vorbildern zu suchen waren.

    "Der Ursprung lag in mir selbst: meinem unterirdischen, schwierigen Ich, nirgendwo sonst. Diese Erkenntnis machte mich mit einem Schlag frei."

    Mag sein, dass diese komplizierte Selbsterfahrung ihn dazu antrieb, hinter den Fassaden mit besonderer Neugier nach geheimen, verheimlichten Wahrheiten zu suchen. Wer waren die Menschen hinter den Konstruktionen von Image und Rolle? Diese Frage interessierte ihn nicht nur bei Prominenten. Im Hochsicherheitstrakt von San Quentin befragte er Robert Beausoleil, einen Mörder und Musiker, der mit der Manson-Family in Verbindung stand. Das Gespräch ist als reiner Dialog wiedergegeben. Diese Form verwendete Capote als Stilmittel des Dokumentarischen häufig, zum Beispiel auch in der ebenso ernsten wie komischen Reportage "Ein Tagewerk". Da begleitet der Autor seine schwarze Putzfrau zu ihrer Arbeit in fremden Wohnungen. Und weil Mary Sanchez von einer Kundin immer ein bisschen Stoff für ein paar Joints bekommt, erhält die Recherche in der harten Arbeitswelt bald eine ziemlich orgiastische Schlagseite.

    "Musik! Genau, wir brauchen Musik.
    Schwankend wie ein angeschlagener Wrestler steuert sie ein potthässliches, burgmauerschweres Dingsbums an, das sich als kombinierte Radio-Plattenspieler-TV-Truhe erweist. Sie fummelt am Senderknopf, bis sie einen Sender gefunden hat, der Latin spielt.
    Hüftkreisend, fingerschnippend tanzt sie mit einem Phantompartner geschmeidig durchs Traumland heißer Jugendnächte. Und es ist tatsächlich Magie, wie ihr jetzt altersloser Körper auf Schlagzeug und Gitarren reagiert und sich an die subtilsten Rhythmen schmiegt. Ich gehe auf sie zu, schließe mich in ihre Arme, und wir wiegen uns in vollkommener Harmonie. In unserem Kopf ist es laut, so laut, dass wir den Schlüssel im Schloss nicht hören und auch nicht die Tür, die aufgeht ..."

    Von wenig anderem war Capote so gefesselt, wie von den Tatsachen des Lebens. Vermutlich kam daher der Anstoß zu dem Vorhaben, aus dem Journalismus eine Kunstform zu machen. Damit gehörte er zu den Begründern des New Journalism.

    Als einen ersten Prüfstein dafür betrachtete er die lange Reportage "Die Musen sprechen. Mit Porgy and Bess durch Russland", die er 1956 publizierte. Das ist ein kleiner Roman über die Tournee eines amerikanischen Musical-Ensembles durch die Sowjetunion mitten im Kalten Krieg. Dabei legte es Capote darauf an, sein ganzes Können auszuspielen:

    "Ich wollte einen journalistischen Roman schreiben, etwas mit der Glaubwürdigkeit des Faktischen, der Direktheit des Films, der Tiefe und Freiheit von Prosa und der Präzision von Poesie."

    Einige Jahre später hat Capote mit "Kaltblütig", seiner bis in die Todeszellen ausrecherchierten Non-Fiction-Novel über den Mord an einer Farmerfamilie, den Tatsachenroman auf seine Weise neu erfunden. Capote war magisch angezogen von jeglichem Aufruhr des Lebens, gleich ob bescheiden, kriminell oder luxuriös, gleich ob lächerlich oder erhaben. Und er war ein Arbeitstier beim Recherchieren. Langweilige Leute allerdings mied er ebenso wie überflüssige Adjektive. Darum gibt es in seinen Sätzen keine Schwammigkeit und in seinen Texten keine blassen Durchschnittsfiguren.

    Capote wollte es wissen. Er war ein Moralist, der sich leidenschaftlich für die Unmoral interessierte. Was ihn fesselte, das waren die scharfen Widersprüche des Lebens und die Dramen, die daraus resultieren. Sie ermöglichten es ihm am besten, seine Lieblingsposition als Autor einzunehmen: Nämlich auf der Schwelle zwischen Wirklichkeit und Erfindung, wo es ein Leichtes ist, unmerklich zwischen beiden Sphären zu wechseln.

    Dafür gibt es in diesem Band eine ganze Reihe von Beispielen. Das beste ist die Schauerstory "Handgeschnitzte Särge". Wenn "Kaltblütig" als tödliche Tragödie gelten kann, dann ist dies das kriminalistische Satyrspiel dazu. Es handelt von einer haarsträubenden Mordserie im nicht mehr wilden sondern schon perversen Westen.

    "Die Roberts hatten keine Kinder. Und soweit zu erfahren war auch keine Feinde. Wie auch immer, sie stiegen jedenfalls von zwei Seiten in den Wagen ein, und als sie drin waren - bamm! - saßen sie mitten in einem Schlangennest. Die Klapperschlagen machten kurzen Prozess. Sie hatten offenbar Amphetaminspritzen bekommen und waren völlig wahnsinnig. Die armen Leute. Beiden war der Kopf angeschwollen wie ein grün angemalter Halloween-Kürbis. Beide müssen sofort tot gewesen sein. Das hoffe ich jedenfalls."


    "Tatsachenbericht über ein amerikanisches Verbrechen" lautet der Untertitel dieser großartigen Fake-Reportage, in der Capote über Jahre hinweg einen Polizeidetektiv begleitet, der dem Treiben eines äußerst phantasievollen Killers nachspürt. Die Tatsachenbehauptung ist nur Kostümierung, doch gerade dieser Kunstgriff bringt den Leserpuls ebenso einfach wie raffiniert zur Raserei: Jetzt tun wir mal so, als wäre das alles wahr - die beißwütigen Klapperschlangen unterm Autositz, der abgetrennte Kopf am Straßenrand, die Ankündigung der unausweichlichen Morde ...

    Was sein erzählerisches Werk angeht, so gelang Capote das Wesentliche in den ersten zwei Dritteln seines nur sechzig Jahre währenden Lebens. Dann ging es steil bergab. Was er danach trotzdem noch an guter Arbeit zustande brachte, das findet sich im wesentlichen unter den "Reportagen und Porträts" dieses Bandes.

    Unbefriedigend ist allein die Editionsarbeit, die hier - abgesehen vom Personenregister - allzu sparsam geleistet wurde. Gerade bei diesem journalistischen Werkkomplex wären genauere Hintergrundinformationen interessant gewesen. Zum Beispiel darüber, dass eine Reihe letzter brillanter Texte nur dank der Zusammenarbeit mit Andy Warhols Zeitschrift Interview entstand. Doch die Anmerkungen wirken eher zufällig, die Textnachweise geben über die ersten Druckorte keinen Aufschluss und die editorische Notiz ist keine sondern ein kleines Nachwort, ein allzu kleines. Außerdem harrten einige sprachliche Unebenheiten, vor allem aber die überdurchschnittliche Zahl an Druckfehlern vergeblich der Korrektur. Schade, denn derlei fällt bei einem ansonsten so schön hergestellten Buch besonders auf.

    Abgesehen davon aber sind diese Reportagen, Geschichten, Porträts, Dialoge und - ja, auch das - Selbstgespräche eine großartige Lektüre, gekrönt mit einer ganzen Reihe von Glanzstücken. Außer über Capotes schriftstellerisches Handwerk teilen sie darüber hinaus vieles mit über seine Biographie und seine Erlebnisweisen. Was der Autor 1973 im Vorwort zu "Die Hunde bellen" über seine publizistischen Arbeiten geschrieben hat, das trifft auf diesen, um die Früchte von zehn Jahren erweiterten Band erst recht zu:


    "Es sind Souvenirs von Orten und Menschen, die zusammen so etwas ergeben wie eine geschriebene Landkarte meines Lebens während der letzten drei Jahrzehnte ..."


    Literaturangaben:
    Truman Capote: Die Hunde bellen. Reportagen und Porträts. Aus dem Amerikanischen von Marcus Ingendaay. Kein & Aber, Zürich 2008. 912 Seiten, 49,90 Franken.