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Uranus in Opposition
Erst übersehen, dann doch entdeckt

Morgen befindet sich der Planet Uranus in der besten Stellung des Jahres. Er steht die ganze Nacht hindurch im Sternbild Fische und ist so hell, dass er theoretisch auch mit bloßem Auge zu erkennen ist.

Von Dirk Lorenzen | 11.10.2015
    Sichel des Planeten Uranus, aufgenommen von der Raumsonde "Voyager 2".
    Sichel des Planeten Uranus, aufgenommen von der Raumsonde "Voyager 2". (NASA)
    Eine Sichtung von Uranus gelingt allerdings nur bei perfekt klarem Wetter an wirklich dunklen Orten. Zumeist wird ein kleines Fernglas nötig sein, um den Lichtpunkt in der sternarmen Gegend etwas links unterhalb des Pegasus-Vierecks zu erkennen.
    Uranus ist der siebte Planet im Sonnensystem, nach Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter und Saturn, die alle schon seit der Antike bekannt sind. Seine Entdeckung im Jahr 1781 durch den aus Hannover stammenden und in England arbeitenden Friedrich Wilhelm Herschel war eine Sensation. Uranus war schon viele Male zuvor beobachtet worden - wenn auch unbemerkt. Zahlreiche Astronomen, darunter auch Herschel selbst, hatten ihn in ihre Sternkarten eingetragen, aber nicht als Planeten erkannt.
    Geradezu tragisch ist dies im Fall des französischen Astronomen Pierre Charles Lemonnier. Er hat Uranus nicht weniger als zwölfmal beobachtet. Sein Kollege François Arago höhnte, dass Lemonnier schon zwölf Jahre vor Herschel die planetarische Natur des Uranus erkannt hätte, wenn seine Beobachtungsjournale nicht ein Bild des Chaos gewesen wären. Eine der Beobachtungen des Uranus stand - so Arago - auf einer Papiertüte geschrieben, welche ehedem Haarpuder enthielt.
    Lemonnier hat einen bitteren Preis bezahlt: Er ist heute bestenfalls noch Experten bekannt. Herschel dagegen hat seinen Platz sicher in den Geschichtsbüchern der Astronomie.