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Urheberrechte
Mit der Bitcoin-Blockchain digitale Rechte sichern

Ist etwas erst einmal etwas im Internet, dann ist der Einfluss darauf, was damit passiert relativ gering. Ein Berliner Start-up will das Problem mit der Blockchain-Technologie lösen, denn die kann mehr, als nur digitales Geld verwalten.

Von Friedemann Brenneis | 29.08.2015
    "Zum Beispiel, ich mache eine Präsentation und will ein Bild. Normalerweise gehe ich nach Google-Suche, finde ein Bild und ich hab schon öfters probiert zu sagen: Ja, wem gehört dieses Bild? Ja, aber keiner kann das finden. Es gibt bisher keinen Weg zu sagen, wem gehören diese Urheberrechte, sodass ich zumindest 50 Cent, 2 Euro oder zumindest einen leichten Weg, die Lizenz zu bekommen. Das geht nicht", stellt Bruce Pon fest. Der gebürtige Kanadier ist Geschäftsführer von Ascribe. Das Berliner Startup hat sich vorgenommen, ein großes Problem des Internets zu lösen: das Urheberrechtsproblem.
    Die Idee: Eine riesige Datenbank soll das Urheberrecht jedes einzelnen im Netz verfügbaren digitalen Werks speichern. Allerdings nicht zentral bei einer Behörde oder einem Dienstleister, sondern komplett dezentral verteilt im Netz. Möglich machen soll das die Blockchain, also jene Datenbank, die auch Bitcoin verwaltet.
    Redundanz verhindert, das Daten verloren gehen
    Dabei wird eine Eigenschaft der Blockchain genutzt, die auf den ersten Blick eher als Nachteil für eine Datenbank erscheint, erklärt Dr. Stefan Richter. Der freiberufliche Informatiker aus Leipzig ist auf die Blockchain spezialisiert: "Die Blockchain ist eine ganz besondere verteilte Datenbank, nämlich eine, die erst einmal auf eine sehr dumme Weise verteilt ist. Nämlich alle Leute, die an dem Netzwerk teilnehmen, kriegen die ganze Datenbank."
    Durch diese Redundanz der Informationen kann jedoch sichergestellt werden, dass weder Daten verloren gehen, noch dass diese nachträglich geändert werden. Denn das gesamte Netzwerk weiß jederzeit, welche Daten wann erstellt wurden und wer das exklusive Recht hat, diese zu bearbeiten. Die große Herausforderung – so Richter - sei es jedoch, in solch einem dezentralen Netzwerk jederzeit Einigkeit herzustellen, welche Daten echt sind und welche möglicherweise Fälschungen.
    "Es gibt ein Resultat in der theoretischen Computerwissenschaft, dieses Problem zu lösen, das ist das Problem der Byzantinischen Generäle, das ist eigentlich unmöglich. Man kann das Problem nicht lösen, man kann es nicht schaffen, verteilte, möglicherweise böse Teilnehmer an einem Netz dazu zu zwingen, das irgendwie zumindest die Ehrlichen am Schluss noch wissen, wer denn jetzt die Wahrheit sagt und wer nicht. Also so eine Datenbank zu synchronisieren, ist eigentlich unmöglich."
    Der Speicherplatz der Bitcoin-Blockchain ist stark begrenzt
    Die Bitcoin-Blockchain löst dieses Dilemma mit einem ganz neuen Ansatz: Sie setzt ökonomische Anreize, nicht gegen, sondern nach den Regeln zu spielen. Wer sich konstruktiv an der Pflege der Blockchain-Datenbank beteiligt, kann damit Geld verdienen: Bitcoins. Neben den Bitcoin-Transaktionen lassen sich jedoch noch zusätzliche Daten in der Blockchain speichern. Das ist attraktiv. Denn da die Blockchain fälschungssicher und gleichzeitig öffentlich und jederzeit von überall einsehbar ist, ist sie ein ideales Verzeichnis für alle Informationen, die mit Wert und Eigentum verbunden sind. Dazu zählen auch Urheberrechtsinformationen einzelner Dateien, die sich gewinnbringend vermarkten lassen. Zum Beispiel wenn Sammler und Museen digitale Kunstwerke kaufen, weil es diese nicht beliebig oft gibt, sondern nur in zweifelsfrei begrenzter Stückzahl.
    Den Beweis dieser Limitation will Bruce Pon mit der Blockchain liefern. Über Ascribe können Urheber ihre Werke kostenlos in der Bitcoin-Blockchain registrieren und die zugehörigen Nutzungsrechte öffentlich machen. Langfristig, so die Vision, soll jeder Nutzer im Netz so für jede kreative Leistung die entsprechende Anerkennung bekommen. Egal, ob es um Geld oder nur die Nennung des Namens geht. Der Speicherplatz der Bitcoin-Blockchain ist jedoch stark begrenzt. Um seine Vision einer universellen dezentralisierten Urheberrechtsdatenbank zu verwirklichen, plant Pon daher schon mit Blockchain 2.0-Ideen, die auch ohne Bitcoin funktionieren sollen. Stefan Richter ist hingegen skeptisch, ob das überhaupt möglich sein wird.
    "Ohne eine Ökonomie kann eine Blockchain nicht funktionieren. Sonst ist es einfach eine sehr schlecht implementierte verteilte Datenbank."